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Mit umweltschonenden Klamotten in die Natur

Ich liebe das Wandern und die Zeit in der freien Natur. Deshalb war meine Überlegung, auch bei meiner Ausrüstung mehr auf ökologische Aspekte zu achten. Es macht ja schließlich wenig Sinn, auf der einen Seite die Natur erleben zu wollen und auf der anderen Seite für ihre Zerstörung zu sorgen, weil die Wanderklamotten mit schädlichen Chemikalien und dergleichen versetzt sind. Falls ihr schon ähnliche Gedankengänge hattet, findet ihr hier ein paar Tipps, wie ihr euren nächsten Ausflug in „sauberer“ Kleidung machen könnt.

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    Wie viel High Tech braucht ihr eigentlich?

    Klar, die Auswahl im Outdoor-Shop ist mittlerweile riesig, weil es für jeden nur erdenklichen Zweck und Anlass die passende Klamotte gibt. Ob ihr wirklich nur wandern wollt oder euch am Bergsteigen versuchen möchtet – theoretisch gibt es für jedes Einsatzgebiet ein exakt darauf zugeschnittenes Produkt. Die Frage, die sich in diesem Zusammenhang für den „Otto-Normal-Verbraucher“ natürlich stellt ist: Brauche ich das alles?

    Sicher sollte auch eine einfache Wanderjacke einige Mindeststandards erfüllen, selbst wenn die Ausflüge eher sporadisch unternommen werden. Schließlich macht es nur wenig Spaß, durch einen Regenguss bis auf die Knochen durchnässt zu werden. Andererseits ist es mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit nicht notwendig, ein Teil mit den allerneuesten Kunstfasern zu kaufen, dessen Wasserdichtigkeit weit über den vorgesehenen Industrienormen liegt. Das ist vor allem dann vollkommen unnötig, wenn die verwendeten Stoffe mit noch mehr Chemikalien behandelt worden sind, damit sie überhaupt mit ihren tollen Features aufwarten können.

    Daher sollte eure erste Frage vor dem Kauf immer lauten: Was brauche ich eigentlich wirklich und was ist des Guten schon wieder zu viel?

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    Recycling funktioniert auch bei Outdoor-Klamotten

    Recycling-Papier, wiederaufbereitete Verpackungen, das sind alles völlig selbstverständliche Bestandteile unseres Alltags. Wir sortieren penibel unseren Müll, damit dieser dem ewigen Kreislauf der Wiederverwertung zugeführt werden kann. Aber sobald es um unsere Kleidung geht, ist die Übergabe an den Altkleidercontainer die höchste Form des Recyclings, die uns in den Sinn kommt.

    Dabei ist eigentlich so viel mehr möglich, vor allem wenn ihr bedenkt, dass selbst nachhaltige Outdoor-Bekleidung immer noch zu einem Großteil aus synthetischen Fasern besteht. Die Hersteller sind darauf in gewisser Weise angewiesen, denn nur damit lassen sich die neuen Funktionen überhaupt umsetzen. Das ist für die Kunden vielleicht ein Vorteil (muss aber eben nicht, wie Punkt 1 zeigt), für Umwelt und Ressourcen ist es das aber ganz sicher nicht und das aus zwei Gründen: Die Herstellung ist unglaublich energieaufwändig – ganz zu schweigen davon, dass der Grundstoff aus fossilem Mineralöl besteht – und die fertigen Produkte verrotten einfach nicht. Die Entsorgung ist darum ein nicht minder großes Problem.

    In dieser Hinsicht kommt mittlerweile seit Jahren der amerikanischen Outdoor-Marke Patagonia eine Vorbildfunktion innerhalb der Branche zu. Hier ist Umweltschutz Unternehmensphilosophie und zwar in allen Firmenbereichen. Die Kleidung wird aus recyceltem Polyester mit einem möglichst geringen Einsatz von Energie, Wasser und Chemie hergestellt. Außerdem bietet Patagonia seinen Kunden seit mehr als 10 Jahren ein eigenes Rücknahmesystem an, über das ihr abgetragene Kleidung gleich wieder an den Hersteller zurückschicken könnt. Daraus werden dann wieder neue Klamotten hergestellt. Mit dem Label Pyua aus Kiel gibt es aber mittlerweile auch einen deutschen Outdoor-Bekleider, der nach diesem Prinzip arbeitet.

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    Outdoor-Bekleidung goes Bio

    Dass die Klamotten, in denen wir unsere Zeit in der Natur verbringen, wirklich immer noch zu einem derart großen Anteil aus Kunstfasern bestehen, ist im Grunde genommen ein Widerspruch in sich. Der Verzicht auf Naturfasern wurde lange damit begründet, dass sie nicht die gewünschten Eigenschaften für Outdoor-Begeisterte mitbringen, also zum Beispiel Wind- oder Regendichtigkeit. In dieser Hinsicht haben sich die Zeiten mittlerweile geändert, genauso wie die Einstellung der Hersteller gegenüber den natürlichen Rohstoffen.

    Deshalb ist es absolut möglich, zum Beispiel Funktionsunterwäsche aus Wolle zu bekommen. Die kommt vorzugsweise von Merinoschafen, denn deren Wolle ist sehr fein und dünn – das lästige Kratzen, dass der eine oder andere vielleicht noch von den selbstgestrickten Pullovern aus der Kindheit kennt, ist damit ausgeschlossen.

    Merinowolle hat aber noch weit mehr Vorteile gegenüber synthetischen Fasern: Sie sind antistatisch und von Natur aus antibakteriell, was sich besonders wohltuend auf den Schweißgeruch auswirkt, der ansonsten bei Bewegung an der frischen Luft kaum zu vermeiden ist. Wenn ihr nun bedenkt, dass künstliche Mikrofasern normalerweise erst mit Nano-Silber – das sowohl für den Menschen als auch für die Umwelt schädlich sein kann – behandelt werden müssen, ist ein solcher Vorteil noch umso größer.

    Und es gibt auch keine wirklichen Nachteile hinsichtlich der Isolierung gegen Wind und Kälte, ganz im Gegenteil sorgt die Kräuselung der Wollfasern dafür, dass sogar mehr Luft eingeschlossen wird, als das bei Synthetikfasern der Fall ist. Überhaupt ist Wolle sehr viel besser geeignet, Schwankungen der Außentemperatur abzufangen. Ähnlich verhält es sich übrigens auch mit Feuchtigkeit, denn die Oberfläche der Wollfaser – das ist ja eigentlich kein Geheimnis, allerhöchstens das ihres Erfolges und das seit langer Zeit – ist wasserabstoßend und lässt den Regen einfach abperlen. Gleichzeitig kann sie aber auch rund ein Drittel ihres Eigengewichts an Wasserdampf aufnehmen. Mit Wolle seit ihr also gewissermaßen sowohl vor körpereigener wie auch äußerlicher Feuchtigkeit bestens geschützt.

    Dass Merinowolle ein nachwachsender Rohstoff ist, macht sie allerdings paradoxerweise zu einem potenziellen Problemfall. Grund hierfür sind die nicht immer einwandfreien Haltungsbedingungen der Schafe, was insbesondere für die australischen Bestände gilt. Daher liegt es an uns Konsumenten, einen wachen Blick auf die angebotenen Produkte und im besten Fall auch auf die Produktionsumstände zu werfen. Selbst in Zeiten des Internet wird das nicht immer ohne weiteres und bis ins letzte Detail zu ergründen sein. Achtet deshalb beim Kauf – und damit wären wir schon beim nächsten Punkt – auf die Auszeichnung mit entsprechenden Gütesiegeln.

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    Nachhaltigkeitssiegel können den Weg weisen

    Weil es für uns als Kunden tatsächlich oft nicht zu 100 Prozent nachvollziehbar ist, woher die Hersteller ihre Rohstoffe beziehen oder wie genau die Jacken, Hosen und Rucksäcke produziert werden, sind Gütesiegel eine wichtige Orientierungshilfe. Allerdings gibt es mittlerweile auch davon so viele, dass selbst hierfür ein Leitfaden notwendig ist, um den Überblick darüber zu bewahren, welches Textillabel genau für was zuständig ist. Denn die einzelnen Siegel decken jeweils ganz unterschiedliche Aspekte der Herstellung ab – manchmal liegt der Fokus vor allem darauf, den Einsatz bestimmter Chemikalien zu überwachen, bei anderen steht der faire Handel im Mittelpunkt. Nur in seltenen Fällen ist eine wirklich ganzheitliche Betrachtungsweise die Grundlage für die Vergabe der Siegel.

    Zu den letzteren Labeln ist das schweizerische bluesign-Siegel zu zählen, das besonderen Wert auf eine allgemeine Verbesserung der Herstellungsprozesse legt. Deshalb wird unter anderem auf den Ressourceneinsatz und die Umweltbelastung geachtet, die natürlich möglichst gering sein sollten. Das Thema Umweltschutz dehnt bluesign aber noch weiter aus und sieht sich an, wie weitreichend beispielsweise die Klimabelastung durch CO2-Emissionen ist, die bei der Herstellung entstehen, und ob die Hersteller in ausreichendem Maße auf den Gewässerschutz achten. Auch soziale Aspekte werden berücksichtigt, das gilt besonders für die Arbeitssicherheit im Umgang mit Chemikalien.

    Ein weiteres Gütesiegel, das auch von Greenpeace als vertrauenswürdig eingestuft wird, ist der Global Organic Textile Standard, kurz GOTS. Um die Mindestanforderungen für den Erhalt des Labels zu erfüllen, müssen Produkte zu 70 Prozent aus biologisch erzeugten Naturfasern bestehen. Es gibt aber sogar noch strengere Kennzeichnungen (zum Beispiel Bio), für die die Messlatte aber auch dementsprechend höher liegt.

    Grundsätzlich wird für den GOTS ebenfalls der gesamte Herstellungsprozess überprüft, inklusive des Transports, der Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit der verwendeten Chemikalien und der sozialen Bedingungen, für die die Mindestkriterien der Internationalen Arbeitsorganisation. Da tatsächlich alle Betriebe innerhalb der Lieferkette zertifiziert sein müssen – die werden auch einmal im Jahr vor Ort kontrolliert –, bevor die fertigen Produkte das GOTS-Siegel erhalten, könnt ihr sehr sicher sein, dass die Klamotten wirklich ‚sauber‘ sind. Falls ihr euch selber davon überzeugen möchtet oder auch von anderen Textillabeln, solltet ihr bei Siegelklarheit.de vorbeischauen. Da könnt ihr Bewertungen und Vergleiche der Siegel einsehen und habt so zumindest einen groben Überblick darüber, ob ihr mit dem Kauf eurer Ausrüstung tatsächlich etwas zur Nachhaltigkeit beitragt.

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