Warum liebst du nicht mich?
{"Wieso kommt ihr beide aus dem selben Zimmer?"}
Stille. Jungkooks misstrauischer Blick durchbohrte mich förmlich. Jimin schien ziemlich gelassen, trotz der unangenehmen Situation. Er hatte seine Hände in die Taschen seiner Jogginghose gesteckt und lehnte leicht am Türrahm. Nun stieß er sich allerdings von diesem ab und ging den Flur runter. Dabei sagte er: "Können wir, das beim Essen besprechen, ich hab echt Hunger" Ein letzter skeptischer Blick von Jungkook bevor auch dieser seinen Weg Richtung Esstisch einschlug. Ich blieb wie angewurzelt an derselben Stelle stehen. Warum verhielt ich mich so? War doch eigentlich nichts dabei. Freude konnten auch mal im selben Bett schlafen, wo war das Problem? An dieser Stelle meldete sich die Stimme des kleinen Engelchens.
Vielleicht, weil du mehr als nur Freundschaft empfindest.
Was für ein Schwachsinn. Ich könnte mich niemals in Jimin verlieben. Wir sind nur gute Freunde.
Vielleicht hast du ihn bereits lieben gelernt. Du musst es nur noch erkennen. Geküsst habt ihr euch schon fast. Wo liegt das Problem? Halt doch einfach deine Klappe, dich mag eh keiner. Das Teufelchen auf meiner linken Schulter stimmte mir zu. Grimmig folgte ich den beiden jungen Männern in die Küche. Alle drei saßen bereits am Tresen und unterhielten sich. Als sie mich bemerkten, stoppte ihr Gespräch abrupt. Ich hielt in meiner Bewegungen inne. "Ist was?", fragte ich und zog dabei verwirrt eine Augenbraue in die Höhe. Jin zuckte mit den Schultern. "Nö" Sie begannen wieder gelassen weiter zu quatschen. Ich spürte einen intensiven Blick auf mir, als ich zum Kühlschrank ging und mir den Inhalt besah. Um zu schauen, wessen Blick da auf mir lag, drehte ich meinen Kopf zu den Jungs. Jungkook. Er starrte mir tief in die Augen. Zu tief. Ich wandte mich ab.
Unzufrieden klappte ich die Kühlschranktür wieder zu. Mit einem einfachen Glas Wasser setzte ich mich neben Jin an den Tresen. "Wie geht es uns heute Morgen?" lächelte dieser mich an. Ich nickte nur und legte meinen Kopf auf die kühle Tischplatte. Ich war so müde. "Gibt es Essen?", fragte ich lahm, worauf hin alle anderen anfingen zu lachen. Ich grinste leicht. "Im Ernst jetzt" Jimin schob mir einen Teller zu. Toast mit Käse. Kein Dreigänge-Menü, aber akzeptabel. Zufrieden zog ich den Teller näher zu mir und biss herzhaft in das knusprige Toast hinein. Der Geschmack von Butter und Käse breitete sich in meinem Mund aus, während ich kaute.
Jimin war aufgestanden und warf zwei neue Toastscheiben in die dafür vorgesehene Maschine.
Nach dem Frühstück warfen Jungkook und ich uns auf die Couch und zockten. Solange, bis Jin ins Wohnzimmer kam und sich über die angeblich viel zu hoch gedrehte Lautstärke beschwerte. "Nun übertreib nicht so, Jin", meinte Jungkook ohne seinen Blick vom Fernseher zu nehmen oder auch nur in Erwägung zu ziehen nach der Fernbedienung auf dem Tischchen vor der Couch zu greifen und die Lautstärke leiser zu machen. Unschlüssig, ob ich diesen Job für ihn übernehmen sollte oder doch einfach ihm nach gehen sollte und weiter spielen sollte, hockte ich im Schneidersitz auf dem weichen Polster und ließ meinen Blick abwechselnd zum Bildschirm und zu Jin wandern, der eindeutig genug hatte. Denn auf einmal ging er einfach zum Fernseher hinüber und zog den Stecker. Einfach so. Wir waren noch mitten im Spiel gewesen. Während Jungkook, anfing, mit Seokjin zu schimpfen, saß ich nur, mit leicht offenem Mund da und starrte mein Spiegelbild in dem schwarzen Bildschirm an. "Jungkook krieg dich wieder ein und denk mal an etwas anderes außer zocken", sagte Jimin lahm, als er, die Hände wie eigentlich immer lässig in den Hosentaschen seiner Jogginghose, ins Wohnzimmerkam. Von wo aus er zielstrebig in die Küche lief und sich ein Glas Saft ein schenkte, während Jungkook seine Nörgel Attacken nun auf ihn lenkte. "Musst du gerade sagen" meckerte er. "Ich zocke kaum, Jungkook", erwiderte der Angesprochene unbeeindruckt. Verwirrt schossen meine Blicke vom einen zum anderen, als würde ich ein spannendes Tennismatch verfolgen. "Ich rede nicht davon. Ich rede von den Dingen, die dich zur Unkonzentriertheit führen" Jungkooks Tonlage wurde provokant. "Ach und das wäre" Wie konnte Jimin immer noch so gelassen dort stehen und seinen blöden Saft trinken und dabei auch noch so verboten heiß bei aussehen. Ah, aufhören Alice! "Ich rede von ihr" holte mich Jungkooks scharfe Stimme wieder in die Wirklichkeit zurück. Ich wollte gerade nachfragen, um wen es hier ging, als ich Jungkooks Zeigefinger sah, der direkt auf mich deutete. Ich? Meinte er mich?
Nun sah Jimin nicht mehr ganz so gefasst aus. Er wirkte...überrascht, wenn nicht sogar überfordert. Hatte Jk etwa genau ins Schwarze getroffen? "Das ist Schwachsinn, Jungkook. Ich weiß nicht, was dein Hirn dir da mal wieder versucht einzureden. Abgesehen davon, was hat das eine mit dem anderen zu tun" Jimin wirkte nervös, als er dies sagte. Jungkook lachte. Wie konnte aus einer harmlosen "Aufhören-zu-zocken-" Situation ein richtiger Streit werden? Und wie konnte es sein, dass ich immer noch nur die Hälfte von dem verstand, was die beiden sich da an die Köpfe knallten? Konnte mir das bitte mal jemand erklären!
Ich sah hinüber zu Seokjin. Auch er wirkte etwas überfordert mit der Situation.
"Schwachsinn?", fauchte Jk und lenkte damit meine als auch die Aufmerksamkeit aller anderen abermals auf sich. Auf Jimins zweite Aussage ging er gar nicht weiter drauf ein, "Willst du mich verarschen, Jimin?" "Achte auf deine Wortwahl, Jungkook. Ich bin immer noch älter als du. Hab etwas Respekt vor mir", sagte Jimin, sichtlich bemüht, die Fassung zu bewahren. "Respekt vor dir? Ein Scheiß hab ich!" Jungkook pfefferte den Controller auf das Sofa und kam auf Jimin zu. Nur noch der Tresen trennte die beiden voneinander und ich hoffte inständig, dass dieser reichen würde, die beiden auseinander zu halten. Jin merkte man die wachsende Nervosität ebenfalls an. Langsam legte auch ich den schwarzen Controller zur Seite und stand auf. Meine nackten Füße auf dem weichen Teppich.
"Jungkook..." Jimins Stimme klang gepresst, wie als würde er mit zusammen gepressten Zähnen sprechen. Was er vielleicht ja auch tat. "Du willst mir doch nicht ernsthaft weis machen, dass da nichts zwischen euch ist, Jimin" fuhr Jk fort. "Was soll zwischen uns schon sein? Wir sind nur Freunde" Jungkook lachte hysterisch auf. "Nur Freunde. Na klar! Und normale Freunde verbringen ja auch eine gemeinsame Nacht oder gehen Händchen haltend durch die Straßen, geben sich als Paar aus." Ich kaute auf meiner Unterlippe herum. "Ich hab euch gesehen, Jimin. Gestern. Unter vor der Haustür. Fast geküsst was? Das würde ich nicht als 'normale' Freundschaft bezeichnen." Jungkook stand mit dem Rücken zu mir, somit konnte ich sein Gesicht nicht sehen, doch ich konnte mir sehr gut vorstellen, dass er bei diesem Satz provokant die Augenbraue hochzog. Jimins Blick huschte für eine Millisekunde zu mir. Ich spürte Jins fragenden Blick auf mir, doch traute mich nicht zu ihm hinüber zu schauen. "Versuch gar nicht erst mir klarmachen zu wollen, dass du dieses Mädchen nicht liebst" Ich verschluckte mich prompt an meiner eigenen Spucke und unterdrückte den stechenden Drang zu husten.
Jimin sah geschockt aus. "Ich bin doch nicht-" Jk unterbrach ihn. "Lüg mich nicht an" Jimin verstummte. Es war Still. Niemand sagte ein Wort. Ich traute mich nicht, meinen Kopf zu heben und die anderen anzusehen. Warum protestierte Jimin nicht?
"Warum musst du mir eigentlich immer alles wegnehmen?", fragte Jungkook nach einiger Zeit leise. Zerbrechlich, aber auch gereizt. Vorsichtig hob ich meinen Blick. Jimin sah ehrlich verwirrt aus. "Jungkook? Ich verstehe nicht ganz? Dir alles wegnehmen?" "Ja! Immer schnappst du mir alles vor der Nase weg! Jedes beschissene Mal! Jedes blöde Mädchen, jede Chance auf etwas Ernstes" Jks Stimme klang weinerlich und er wischte sich über die Augen. Die nächsten Worte schrie er schon fast. "Zuerst Somin und jetzt Alice?" Jimins Miene klarte sich auf und ich verstand auch langsam. Jungkook war in mich verliebt.
"Jungkook, Somin hat mich nicht einmal geliebt und-" wieder war er nicht fähig auszusprechen. "Aber sie war mit dir zusammen. Mit dir! Nicht mit MIR! Und Alice-" "Alice liebt mich nicht!" "Na logisch tut sie das! Und du liebst sie!" "Ich liebe sie n-" "Tust du wohl!" "Jungkook!", rief Jimin. Er war still. Jimin wurde ruhig und sagte langsam, als würde er mit einem kleinen Kind sprechen: "Alice liebt mich nicht, Jungkook." "Tut sie wohl", er schluchzte, "hast du ihre Blicke nicht gesehen? So herzerwärmend. Und die galten immer dir und nur dir." Was? Echt? Scheiße. Das mit dem "unauffällig" hatte ich wohl nicht so gut geschafft. Innerlich schlug ich mir gegen die Stirn. Was musste Jimin jetzt von mir denken? Wobei wir ja eigentlich schon beim "Verlieben-was-für-ein-Quatsch" waren. Ach Gott, war das verwirrend.
Darauf wusste Jimin wohl auch nicht richtig zu antworten. Worauf sich Jungkook auf einmal umdrehte und das Wort an mich richtete. Seine Augen glänzten dabei verdächtig. "Liegt es an mir? Hätte ich derjenige sein müssen der dich tröstete als du am Boden zerstört warst wegen diesem Anthony? Hättest du dich dann in mich verliebt? Sag mir nur, warum nicht ich, sondern er?" "Äh..." All diese Fragen kamen viel zu unerwartet. Ich fand darauf in der Eile keine guten Antworten. Verdammt! "Ich-...ähm..." Nope, nichts zu machen. Ich wusste einfach nicht, was ich sagen sollte. "Okay... Dann bestätige mir wenigstens das eine: Liebst du Jimin? Aufrichtig?" Ob ich was tat? Das konnte ich doch nicht einfach so sagen! "Ich- ich weiß es nicht", antworte ich kleinlaut. "Also 'ja'" nickte Jk und sah zu Boden. "Ich sagte nicht 'ja' ich sagte-" "Ich habe verstanden, was du gesagt hast. Doch jetzt sieh Jimin an. Sieh ihm in die Augen und beantwortet mir die Frage noch mal: Bist du in Jimin verliebt?" Seine Stimme zitterte bei jedem Wort. Ängstlich blickte ich zu Jimin. Sein Blick lag bereits auf mir. Dieses tiefe Braun, das mich schon vom ersten Tag an, an dunkles Karamell erinnerte. Diese vollen Lippen, die zum anbeißen weich aussahen und dieses wunderschöne Lächeln, das mich schon von Anfang an verzauberte. Dieses Kribbeln im Bauch bei seinen Berührungen, das Adrenalin, das bei jedem seiner intensiven Blicke durch meine Adern rauschte. All das, das wollte ich nie wieder fühlen. All diese Gefühle hatte ich hinter einer "Öffnen verboten" Tür weggesperrt, doch sie hatten es anscheinend geschafft, das Schloss zu knacken. Das war Liebe. Keine Frage, doch ob ich mir selbst das eingestehen konnte?
"Alice?" Jungkook holte mich aus meiner Trance. "Ich- ich denke- also ich meine- vielleicht- also ganz eventuell- aber ich keine Ahnung- ich-" "Das reicht mir, Alice" lächelte Jk traurig. Er wirkte so unendlichen enttäuscht. Es tat so weh, ihn so zu sehen. Er verließ den Raum auf leisen Sohlen. Der Fernseher und das doofe Spiel schien ihm nichts mehr zu bedeutet. Jin folgte ihm nach einem kurzen Blick in unsere Richtung. Ich starrte ihnen eine Zeit lang hinterher. Jimin holte mich wieder zurück:
"Du liebst mich also?"
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Ich weiß, Leute, ich war beim Schreiben auch verwirrt. Okay, nicht nur ich. Auch die Verwirrung. Die Verwirrung war auch verwirrt. Ich persönlich finde das Kapitel auch richtig scheiße, aber gut.
Sweet night!
Mochi125
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