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Im Bann des Hexenkönigs 2

Tavaril würde zwar am liebsten sofort aufbrechen um das verhasste Familientreffen hinter sich zu bringen, wird aber von einem alten Freund um Hilfe gebeten. Eine Überraschung folgt der anderen.

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Glorfindel beobachtete mich wachsam, so als ob er jeden Moment mit einem Fluchtversuch rechnen würde. Ich war gar nicht begeistert gewesen, als auf meine Teilnahme bestanden wurde. Der Ringrat wurde von befehlsgewohnten, arroganten und ein wenig selbstverliebten Männern dominiert. Mich als einzige Frau würde niemand außer vielleicht Elrond oder Gandalf ernst nehmen. Was exakt der Grund war, warum ich mich nun so unwohl fühlte. Die Blicke der Männer ruhten fast pausenlos auf mir während über die Zukunft Mittelerdes debattiert wurde. Warum wurde es ihnen nicht langweilig? Es war ja nicht so, als könnte ich es mit der Schönheit der Elbinnen aufnehmen. Dafür hatte die Folter zu viele Narben hinterlassen. All diese Aufmerksamkeit war mir verhasst. Warum nur war ich hier und nicht längst unterwegs? Die unangenehmen Dinge sollte man nicht allzu lange aufschieben. Trotzdem saß ich unter lauter Männern die es liebten, ihre eigene Stimme zu hören und mich offensichtlich nicht akzeptierten. Ich trug zu dem Gespräch nichts bei. Der Anblick des Ringes verursachte mir eine zu große Übelkeit, als das ich ein Wort hervorbringen könnte.
„Was ist deine Meinung Tavaril?“ Erkundigte sich Elrond, obwohl er meinen Standpunkt gut kannte. Wollte er verhindern, dass ich aufsprang und davon stürmte? „Wer sollte gehen?“ Ich warf dem rothaarigen Menschen aus Gondor einen knappen Blick zu. Seine unsinnigen, verblendeten und undurchdachten Ansichten bestätigten nur einmal mehr meine schlechte Meinung von Gondorianer. Zu impulsiv, zu heißblütig, wenig tolerant und aufgeschlossen. Ich räusperte mich kurz. Die Aufmerksamkeit die ich erregte missfiel mir. „Der Ring beherrscht die Gemüter der Menschen. Die Neun sind der beste Beweis was mit jenen passiert, die den dunklen Verlockungen erliegen. Ich will nicht behaupten, das Menschen weniger widerstandsfähiger dem Bösen gegenüber sind. Elendil hat damals bis zum letzten Atemzug gegen Sauron gekämpft.“ Überraschung zeigte sich in den Gesichtern, derer, die mich nicht kannten. Besonders Aragorn, Legolas und der Hobbit sahen mich fasziniert an. Diese Faszination würde unweigerlich Entsetzen folgen, wüssten sie, dass die größte Gefahr in mir schlummerte. „Manche mögen vielleicht glauben, das man den Ring für Gutes einsetzen kann aber das ist unmöglich. Noch ist Sauron nicht fähig feste Gestalt anzunehmen aber um Grauen zu verbreiten braucht er dazu nicht in der Lage sein. Der Ring muss zerstört werden - denn es gibt außer ihm noch eine andere Gefahr, die von den hier anwesenden Herren nicht bedacht wurde.“ Mich. Gurneth, die Tochter des Hexenkönigs. Die Visionen standen viel zu klar vor meinen Augen. Mein dunkles Ich, das an der Seite derer die sie hasste kämpfte und schließlich über Mittelerde herrschte. Grauenhaft. „Sollte der Ring nicht vernichtet werden erwacht eine neue weitaus schrecklichere Gefahr als Sauron. Ich weiß nicht wer von euch die Prophezeiung über Gurneth’ s Fall kennt. Es gibt keine Macht dieser Welt die ihr Einhalt gebieten könnte, würde sie der Finsternis verfallen. Sie ist der Tod. Den Tod kann niemand besiegen und er würde grausamer sein, als Morgoth es jemals war.“ Tief atmete ich durch. Die Erschütterung der Elben, die mich und meine Geschichte kannten, fiel beinahe zu überwältigend aus. Glorfindel wirkte völlig entsetzt über diese Aussicht. Mich auf diese Weise zu verlieren hätte er sich wohl kaum vorgestellt. Seine Blicke erfüllten mich mit Unbehagen.„Es ist nicht an mir zu entscheiden, wer den Ring vernichten soll. Die Entscheidung überlasse ich dem Rat.“ Eine vertraute Macht regte sich am Rande meiner Wahrnehmung. Ich lächelte sanft. Galadriel. Subtil wie immer. Wie viel hatte sie gehört? Wahrscheinlich alles. Neugierige Elbin.
>Komm nach Lorien Tavaril. Ich kann dir helfen.< Und sie damit in Gefahr zu bringen? Wohl kaum. Ich hatte vor, mich meiner größten Angst zu stellen. >Die Zeit des Versteckens ist vorbei Galadriel. Ich kann vor meinem Schicksal nicht davon laufen. So wie der Halbling den Ring nach Mordor bringen muss und Aragorn sollte er überleben seine Krone ergreift, habe auch ich eine Aufgabe.<
Ein Schimmern erschien direkt vor mir. Ein Luftgeist. Die feinen violetten Haare wirbelten um ihn herum genauso wie die Gewänder, die ihn als Mitglied der königlichen Familie auswiesen. Er wirkte zerbrechlich, zart und elfenhaft. Türkisfarbene Augen ruhten auf meinem Gesicht. Wie die meisten seines Volkes hatte er sanfte Gesichtszüge die von dem friedlichen Wesen kündeten. Sein schlanker feingliedriger Körper war fast durchsichtig. Ein Zeichen für Angst. Erschrocken erkannte ich meinen alten Freund. Vor mir ging er auf die Knie. Das überraschte Gemurmel ignorierte ich. „Anion? Was macht Ihr hier?“ Fragte ich in seiner Sprache besorgt. Anion hätte sein Volk nicht verlassen, wenn es nicht in Lebensgefahr schweben würde. „Herrin, unser König fleht um Hilfe. Die Nazgul greifen uns an. Nur Ihr könnt uns noch retten.“
Verständlich das er so dachte. Mal abgesehen von der Tatsache, dass ich fliegen konnte hatte ich vor vielen Jahrhunderten ein Versprechen gegeben, das ich einhalten würde. Die Luftgeister waren keine Krieger sondern ähnelten vom Wesen her mehr Heilern. Gegen die Ringgeister hatten sie keine Chance.
Ich nickte. „Wie lange greifen sie euch schon an?“
„Seit fünf Nächten. Wir haben bereits die meisten Städte aufgeben müssen. So viele sind gefallen und noch mehr werden folgen wenn nicht ein Wunder geschieht. Wir sind keine Kämpfer, Lhaineth.“ Die Verzweiflung die in seiner Stimme mitklang war allzu vertraut. Grimmig atmete ich durch. „Ich weiß und ich halte meine Versprechen Anion. Ihr habt mir alle oft genug geholfen. Es ist an der Zeit die Schuld zu begleichen.“ Praktisch, dann musste ich nicht länger hierbleiben. „Wir werden gleich aufbrechen. Warte noch kurz.“ Mit einem Nicken zog er sich zurück. Niemand griff meine Freunde an. Nicht auf diese Weise. Entschuldigend nickte ich Elrond zu. „Verzeiht aber ich habe gerade eben eine Nachricht bekommen der ich ohne weiteren Aufschub nachkommen muss. Ein Freund von mir wird von den Ringgeistern angegriffen.“ Allseits überraschtes Gemurmel. Nur Elrond schien nicht erstaunt über meine Kenntnis dieser eher vergessenen Sprache zu sein. Kein Wunder. Er wusste von meiner geheimen Liebe zu alten Schriften, vergessenen Völkern und ihren Sprachen.
„Ich wusste gar nicht dass du diese Sprache beherrscht.“ Murmelte Gandalf leise. Ich lächelte sanft. „Anion’ s Familie beschützte mich in der Vergangenheit oft genug vor dem Zorn meines Vaters. Er lehrte mich seine Sprache. Es gibt vieles das Ihr nicht von mir wisst Gandalf. Das die Luftgeister mich als eine der Ihren betrachten ist nur eines der Geheimnisse.“ Ruhig stand ich auf und musterte jeden Anwesenden. „Ich vertraue darauf, dass die Herren die wichtigste Entscheidung des Rates ohne einen Kleinkrieg oder Gezänke treffen können. Zaudert nicht zu lange. Saurons Atem könnte sich sonst als ausdauernder erweisen als der freien Völker. Lebtwohl. Mögen die Valar über euch wachen und die Sterne eure Schritte leiten.“ Ich zwinkerte dem Hobbit zu. „Ihr habt ein großes Herz und seid stärker als Ihr glaubt, Frodo Beutlin. Nichts ist wirklich verloren, solange man Freunde hat die zu einem halten und denen man bedingungslos vertrauen kann. Zweifelt nicht an Euch. Ihr habt Euch dem Bösen weitaus widerstandsfähiger erwiesen als die meisten es von sich behaupten können. Es gibt noch Hoffnung, man muss sie nur suchen.“ Glorfindel sprang auf. In ihm kämpften Angst, Sorge, Wut und Liebe miteinander. Er wollte mich begleiten, aber das ging nicht. Soweit ich sehen konnte hatte er keine Flügel und die brauchte er, um überhaupt in die Nähe des Reiches zu kommen.„Tavaril -“ Streng musterte ich ihn. Schüttelte entschieden den Kopf.
„Nein Glorfindel. Diesen Weg kannst du mich nicht begleiten – oder hast du in der kurzen Zeit das Fliegen erlernt? Ich glaube nicht. Mach dir um mich keine Sorgen. Ich werde von einem Blitzkäfig absehen, aber ich kann Anion unmöglich in Stich lassen.“
„Du schuldest mir deine Rückkehr.“
„Solange der Ring besteht bin ich unsterblich Glorfindel. Mich kann nichts töten außer vielleicht einem gebrochenen Herz. So leicht wirst du mich nicht los.“ Dann verließ ich die Gruppe um mich zu meinem Freund zu gesellen. Anion lächelte mich schief an. Diesen Blick kannte ich nur zu gut. Schon immer hatte er meine Gefühle leicht lesen können. Ich wagte es nicht Glorfindel die Wahrheit zu gestehen. Denn es gab für uns keine Zukunft. Ich würde wenn alles gut verlief zu einer gewöhnlichen Sterblichen werden ohne jegliche Magie. Er dagegen war ein Elb der ewig leben konnte, es sei denn er starb in einer Schlacht oder an einem gebrochenen Herzen. Ein verschmitztes Grinsen spielte um die blassen Lippen des Luftgeists. Ich wusste was er sagen würde. Ich kannte ihn viel zu gut.
„Kein Wort zu dem Thema.“ Warnte ich ihn leise. „Diese Liebe ist zum Scheitern verurteilt. Er ist unsterblich und ich werde wahrscheinlich meine ganze Kraft verlieren sobald der Ring vernichtet ist.“ Er kicherte in sich hinein. „Er wird Euch wohl kaum aufgeben Lhaineth. Nicht so wie er Euch ansah oder wie die Männer ihn nun aufhalten müssen, damit er Euch nicht zurückholt. Ihr werdet ihm noch das Herz brechen wenn Ihr Eure Gefühle verbergt.“ Lieber ein gebrochenes Herz als Jahrtausende andauernde Folter. „Mir wäre es lieber wenn er nach Valinor segeln würde.“ Murmelte ich düster. „Dann müsste ich mir keine Sorgen machen was Sauron oder mein Vater mit ihm anstellen würden wenn sie ihn in die Finger bekämen. Sie haben es immer gehasst mich glücklich zu sehen oder von den Liebesgefühlen eines Mannes für mich zu erfahren. Für sie bin ich Besitz kein fühlendes Wesen. Glorfindel darf nicht meinetwegen sterben oder leiden. Zu viele sind bereits gestorben weil ich sie in mein Herz und mein Leben gelassen habe. Einen weiteren Verlust könnte ich nicht ertragen.“ Das war die reine Wahrheit. Nur weil ich die Tochter des obersten Nazgul war und Sauron aus irgendeinem Grund von mir besessen war musste ich um jene fürchten, die in meiner Nähe waren. Besonders Angst hatte ich um jene die ich liebte. Denn sie würde die Vergeltung der beiden Männer am heftigsten treffen. Ich wollte sie nicht tot sehen.
„Lhaineth.“ Anion schüttelte den Kopf. „Er ist erwachsen.“
„Und unvernünftig. Lasst uns aufbrechen, ehe er sich doch noch losreißt und mich aufhält.“ Das traute ich ihm zu. Er war eine unverbesserliche Nervensäge wenn er sich Sorgen um mich machte. Während er zum Wind wurde nahm ich meine Adlergestalt an. Es tat gut zu fliegen auch wenn es ein wenig an meinen Kräften zerrte, da sich alles in mir wieder nach dem berauschenden Zustand als Sturm zurücksehnte.

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