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"Ein Ring..." oder "Zwischen den Welten"

Fabienne landet ohne Vorwarnung mit ihrem Pferd in Mittelerde und sieht sich der Gemeinschaft des Ringes gegenüber. Da sie keine Ahnung hat, wie sie hergekommen ist, beschließt sie, mit ihnen nach Lothlorien zu ziehen, um die weise Galadriel um Rat zu bitten.
Sie erfährt, dass sie jederzeit dank ihres Ringes zurückkehren könnte, dass sie aber auch eine Vergangenheit in Mittelerde hat, die sie finden will.

Ich bestätige, dass ich mit dieser Geschichte kein Geld verdiene oder verdienen will. Sämtliche Charaktere, Schauplätze und Bezeichnungen gehören J.R.R. Tolkien und den Machern des Filmes "Herr der Ringe"
Lediglich Fabienne und ihr Pferd entspringen meiner Phantasie.
Außerdem ist darauf hinzuweisen, dass einige Dialoge aus dem Film übernommen wurden.

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Fünf Millionen Menschen – und doppelt so viele Schafe

Es war Nacht. Nein eigentlich war früher Morgen. Aber die Sonne war noch nicht aufgegangen und nichts regte sich- man konnte also von einem Nacht-ähnlichen Zustand sprechen, als ich in unserer karg eingerichteten Wohnung saß und meinen letzten heißen Kaffee für die nächsten vier Wochen genoss.
Eigentlich trank ich gar keinen Kaffee, schon gar nicht schwarz. Ganz meiner Britischen Herkunft entsprechend schwor ich auf Tee. Doch um diese Zeit machte dieser nicht munter und das war leider sehr wichtig.

Ja, richtig gelesen. Ich komme eigentlich aus England. Mein Großvater ist sogar ein Earl, also so ein Landadeliger. Das lustige ist, dass mein Vater, der wiederum dafür verantwortlich ist, dass ich hier in Neuseeland sitze, ein Gegner dieser Partei ist und auch die Queen am liebsten absetzen würde.
Aber lassen wir das. An meinen Vater zu denken, erinnert mich nur wieder an das furchtbare Flugzeugunglück, etwa einen Monat, bevor ich selber hier her kam. Nun lebte ich aber schon drei Jahre hier und hatte mich von einer pikfeinen, englischen Fast-Lady zu einem Cowgirl... oder eher Sheepgirl gemausert.

Ja, auch hier habt ihr euch nicht verlesen. Seit ich mit meiner Stiefmutter hier in Neuseeland gelandet war, ging es uns nicht so gut. Ich wollte eh nie hier her und dass mein Vater gestorben war, hatte das Ganze noch verschlimmert.
Ich machte meiner Stiefmutter und ihrem Vater das Leben schwer, obwohl diese es eigentlich auch so schon schwer hatten mit dem halb zerfallenen Hof mitten in Neuseelands Pampa, den sie durch die Schafszucht wieder aufbauen wollten. Sie erwarteten natürlich, dass ich mit anpackte. Ich musste aber erstmal mit der Tatsache klar kommen, dass es auf beiden Inseln zusammen nur etwa fünf Millionen Menschen gibt... und doppelt so viele Schafe.

Wenn man Londons Einkaufsstraßen gewohnt ist, ist das doch das reinste Paradies oder?
Hinzu kam, dass ich nun mal keine Ahnung von dem Leben hier draußen hatte. Hier in der Gegend stolpert man hinter jedem Busch über ein anderes gefährlich aussehendes Tier, das einen dann auch wirklich umbringen kann. Selbst die kleinsten Käferchen sind giftig.
Nach der nächsten größeren Stadt kann man dagegen ewig suchen... selig sind die, die nur drei Stunden fahren müssen, um einen Schokoriegel kaufen zu gehen. A pro pro fahren.. Auch das ist hier eher eine Seltenheit. Zumindest da, wo ich wohne. Hier ist man immer schneller mit dem Pferd unterwegs. Aber ich und Pferde – das war damals ein Widerspruch in sich.
Und der dritte Punkt war: Ich und Schafzucht? Das lag mir noch ferner.
Kurz gesagt: 'Ich bin ein Star auf dem Land... holt mich hier raus.'

Und nun saß ich also hier, zur Unzeit in der Küche, die sich seit unserem ersten Tag kaum verändert hatte und bereitete mich auf meinen gefühlt hundertsten Schaftrieb vor – eine Aufgabe, die wir hier zulande regelmäßig machen müssen.
Im Gegensatz zu anderen Höfen trieben wir die Schafe nicht morgens raus und abends wieder rein. Wir zogen immer gleich einen Monat mit einem Teil der Herde durch die Gegend. Hatte den Vorteil, dass man weniger Personal brauchte und den Nachteil, dass man immer gleich vier Wochen unterwegs war.
Anfangs hatte ich mich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt. Einen Monat im Dreck schlafen? Den ganzen Tag im Sattel verbringen? Bin ich bekloppt?
Und auch in diesem Punkt hatte ich mich irgendwann fügen müssen. Jaa. Meine Stiefmutter hatte innerhalb eines halben Jahres das kleine Prinzesschien in mir ausgetrieben und mich zu einem toughen Mädchen gemacht.

Beim Gedanken an meine Aufgabe sah ich auf meine Uhr. Ich hatte mich viel zu lang den Erinnerungen hingegeben und langsam wurde es Zeit. Daher stand ich auf, kippte den Rest Kaffee weg und inspizierte ein letztes Mal meine Satteltasche: Schlafsack, Waschtasche, Wechselklamotten – speziell wenn es zu regnen begann, Taschenlampe, Taschenmesser, Seil und Verpflegung, ein Feuerzeug, ein Campingkocher und ein Kompass und eine Landkarte... Ich machte das nicht zum ersten Mal, weswegen mir gleich auffiel, dass ein wichtiges Utensil fehlte: Das Moskitonetz. Gerade jetzt im Frühling war es tödlich, im freien zu übernachten.

Ich stellte die Tasse in die Spüle und schulterte meinen Rucksack und die Satteltasche.
Unser Stallknecht, der freundlicherweise unentgeltlich arbeitete, war ebenfalls schon auf und hatte mein Pferd Beauty für mich gesattelt.
Als ich in den Stall trat, zog er gerade den Sattelgurt fest. „Gib mir die.“, sagte er und zeigte auf die Satteltasche über meiner Schulter. „Guten Morgen erstmal.“, grüßte ich lächelnd und reichte ihm die Tasche, die er fachmännisch anschnallte. Ich war wirklich froh, dass er sich darum kümmerte, sonst hätte ich entweder eher aufstehen oder das Frühstück sausen lassen müssen.

„Danke Marius. Du bist ein Schatz!“, erklärte ich und sah mich um. „Wo ist denn Charly?“
Mit Charly war unser Hirtenhund gemeint – der einzige, den wir hatten und der seine Arbeit für drei machte.
„Der lehrt den Schafen schon das Fürchten.“, informierte Marius mich. „Das Vieh ist schon seit Ewigkeiten auf den Beinen und wartet auf dich.“
Ich lachte. „Na dann will ich ihn nicht länger warten lassen. Lässt du die Schafe frei wenn ich sitze?“
Auf Marius Nicken hin sprang ich auf Beauty und wartete im Hof auf das vertraute Trommeln der vielen kleinen Hufe und Charlys Bellen, der die Schafe vor sich her in meine Richtung trieb. Bald schon kamen die ersten Lämmer an mir vorbei gehastet. Kurz darauf befand ich mich mitten in der Herde.
Die Hand zum Gruß gehoben galoppierte ich Beauty an und folgte der schnell kleiner werdenden Herde.

Von unserem Hof aus wandte ich mich zunächst nach Norden in Richtung der Neuseeländischen Alpen. Im Süden, der entgegengesetzten Richtung, befanden sich die Ländereien unserer Nachbarn. Die betrieben eine Pferdezucht und waren erstens scharf auf Beauty und zweitens hassten sie es, wenn ihr Weideland zertrampelt wurde, was man von uns aus jedoch kaum verhindern wollte. So musste ich anstatt mit dem Küstenweg mit dem Gekletter über die Berge und dem Mount Olympus vorlieb nehmen, wo ich jedes Mal Angst hatte, dass die Schafe oder am Ende sogar Beauty sich ein Bein brachen. Andererseits war gerade da oben die Landschaft traumhaft schön. Weiße Felsen gaben einen wunderschönen Kontrast zum Himmel und wenn im Tal die Wolken hingen und die Felsen anklagend gen Himmel deuteten, hatte die Gegend etwas Mystisches. In diesem Gebiet lagerte ich außerdem gern. Selten verirrten sich Menschen hierher und ich genoss diese Einsamkeit. Auch die Schafe schienen den Weg über die Gebirge lieber zu nehmen, denn sie legten ein schnelles Tempo vor und kamen selten auf die Idee, auszubrechen.
Als die Sonne aufging, sah ich schon die ersten weißen Steine, die in ihrem Licht zu glänzen begannen

Gegen drei erreichte ich meinen Lieblingsrastplatz auf einem der Bergkuppen. Hier zerstörte kaum ein Baum uneingeschränkten Blick auf den Sternenhimmel. Man schien sich in einem Bergkessel zu befinden, dessen Ränder zwar in den Himmel reichten, diesen aber nicht vollkommen verdeckten Hier sah man tatsächlich den weitesten Himmel – eine Bezeichnung, die sonst die Prärie in Amerika inne hatte. Ich bin der Meinung, dass auch dort weniger zu sehen ist, als hier.
Ich war ein wenig nervös. Denn als das Gelände unwegsamer wurde, merkte ich, dass wir langsamer wurden. Außerdem musste ich öfter ausscheren und entlaufene Schafe zurückholen. Nun hatte ich nur noch eine Stunde, um alles für die erste Nacht vorzubereiten. Die Schafe mussten in ihren behelfsmäßigen Paddock getrieben, Beauty angehobbelt werden. Und ich selbst musste rechtzeitig mein Zelt aufbauen und zusehen, dass ich noch etwas zu essen bekam.
Glücklicherweise stand mein – eigens gebauter Paddock noch und war auch größtenteils unbeschädigt, weshalb ich diese Aufgabe ziemlich schnell erledigen konnte. Beauty abzusatteln und für die Nacht zu sichern war die kleinste Aufgabe. Mein Zelt dagegen brauchte etwas länger um aufgebaut zu werden.
Trotz allem saß ich bei Sonnenuntergang davor und verzehrte mein Abendessen, während ich den Heuschrecken lauschte.
Lang konnte ich nicht hier draußen bleiben. Die ersten Blutsauger flogen schon um mich herum. Noch konnte ich sie mit der Bewegung meiner Hand verscheuchen, doch kurze Zeit später waren sie wieder da. Da außerdem hier draußen nichts war, um den Abend in die Länge zu ziehen, beschloss, ich, gleich nach dem Abwaschen schlafen zu gehen.

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