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Prometheus

Letztes Jahr haben wir in der Schule das Gedicht “Prometheus” von Goethe behandelt. Wir haben es besprochen, vorgelesen, die Stilmittel analysiert (kotz!) und so weiter. Aber bevor wir das Gedicht zum ersten Mal gelesen hatten, durften wir auch selbst ein Prometheus-Gedicht nach dem Vorbild der Stürmer und Dränger schreiben. In meinem Gedicht wird ein Teil der Prometheus-Geschichte aus der Perspektive des Göttervaters erzählt, wobei ich da wohl eher meinem Sadismus Auslauf gegeben habe als meiner Dichtkunst. Weil hier viele Fans der griechischen Mythologie sind, habe ich mir gedacht, ich stelle es einfach mal hier rein und lasse die Kritik der PJ-Fans (zu denen ich immer noch nicht gehöre) über mich ergehen. Diese FF beinhaltet außer meinem sadistischen Gedicht auch noch eine Parodie von Goethes originalem Prometheus-Gedicht, in der ich die Lehrer ein bisschen fertigmache. Ich vermute, dass ganz sicher irgendjemand in den letzten zweihundert Jahre die gleiche Idee hatte wie ich, dieses Gedicht zu parodieren, aber hier ist meine Version.

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    Prometheus

    Das Licht


    Selbst wenn Nyx ihre Schwingen über die Welt ausbreitet
    leuchtet an manchen Stellen immer noch mein Reich.
    Unzählige Sterne blitzen wie Diamanten
    Und auch Selene strahlt ganz in weiß.
    Vom Himmel kommt das Licht und fließt zur Erde
    Um Tier und Mensch den Weg zu weisen in dunkelster Nacht.

    Doch was sehe ich da, ist das gar
    Ein rötlicher Stern, der
    Gestern noch stolz und unerreichbar
    Seinen Platz am Firmament ausfüllte?
    Ich sehe nach, wer hat mich verlassen,
    Sirius, Mira, Castor oder Pollux?
    Nein, noch jeder fest an seinem Ort,
    thronen in ihren gewaltigen Höhen.
    Doch was für ein Licht ist das nun dort,
    Blitzt einsam auf der Erde?

    Ich sehe, erkenne jetzt, was es ist:
    Eine Flamme,
    Gestohlen vom goldenen Wagen des Helios
    Und gelegt in die Hand des Menschen,
    Auf dass er sein Licht,
    Den Wegweiser in dunkelster Nacht,
    Selbst führe.

    Die Sonne in der Hand des Menschen
    Rückt Selenes Licht in den Schatten,
    Macht es unwichtig.

    Der Mensch
    Hat das Licht.
    Das Licht des unerreichbar weit entfernten Himmels.
    Das Licht der Götter.
    Unser Licht.
    Mein Licht.

    Das Licht der unsterblichen Götter in der Hand des sterblichen Menschen.
    Der sterbliche Mensch bemächtigt zu Taten der Unsterblichen.


    Der Adler

    Nun, mein Adler, erhebe dich!
    Breite deine Schwingen aus
    Wie Nyx die ihren über die Welt
    Und fliege bis zum Kaukasus,
    Wo du finden wirst
    Prometheus,
    Den Titanensohn,
    Schöpfer des sterblichen Menschengeschlechts
    Und Verräter am eigenen,
    Indem er stahl vom Wagen des Helios
    Das Licht der unsterblichen Götter.

    Der Feuerbringer kann nicht sterben,
    Doch ich kenne Qualen, die schlimmer als der Tod.

    Mein Adler, packe den Verräter mit deinen Krallen,
    Bohre sie tief in sein Fleisch hinein,
    Stoße den Schnabel in seine Brust,
    Lasse Blut fließen und Knochen splittern.
    Und wenn du gelangst an seine Leber,
    Schnappe mit dem Schnabel zu,
    Reiß sie ihm heraus
    Und verschlinge sie.

    Und der Feuerbringer wird schreien.
    Und der Feuerbringer wird wimmern.
    Und der Feuerbringer wird verfluchen.
    Und der Feuerbringer wird bereuen.
    Aber es ist zu spät.
    Und der Feuerbringer wird verdammt sein.

    2
    Prometheus (Parodie)

    Bedecke deine Tafel, Lehrer
    Mit Kreidenstaub!
    Und übe, dem Kind gleich,
    Das Strichmännchen malt,
    An Mind-Maps dich und Schaubildern!
    Musst mir mein Papier doch lassen liegen,
    Und meine Texte,
    Die du nicht geschrieben,
    Und meine Gedanken,
    Um deren Fantasie
    Du mich beneidest.

    Ich kenne nichts Ärmeres
    Unter der Sonn’ als euch Lehrer!
    Ihr nähret kümmerlich
    Von Prüfungsplänen
    Und Internet-Kopien
    Eure Überlegenheit
    Und ginget pleite, wären nicht
    Lehrpläne und Aufnahmekriterien
    Werke bestimmungssüchtiger Toren.

    Da ich ein Kind war,
    Nicht wusste, wo aus, wo ein,
    Kehrt’ ich mein verirrtes Auge
    Zum Herrn Professor, als wenn der mir liehe
    Ein Ohr, zu hören meine Klage,
    Ein Herz wie meins,
    Sich des Außenseiters zu erbarmen.

    Wer half mir
    Wider der Unreifen Übermut?
    Wer rettete von Demütigung mich,
    Von Lästerei?
    Hast du’s nicht alles selbst vollbracht,
    Heilig glühend Herz?
    Und folgtest, jung und gut
    den betrügerischen Ausführungen
    Des Schlafenden da vorne am Pult?

    Ich dich ehren? Wofür?
    Hast du die Schmerzen gelindert
    Je des Gemobbten?
    Hast du die Tränen gestillt
    Je des Sitzenbleibers?
    Hat nicht mich nach oben wachsen lassen
    Die allmächtige Zeit
    Und das ewige Schicksal
    Meine Herren und deine?

    Wähntest du etwa,
    Ich sollte die Literatur hassen,
    Zur Arbeit fliehn,
    Weil ich keine Erörterungen, Berichte,
    Kommentare, Gedichtanalysen schreiben will?

    Hier sitz ich, schreibe Geschichten
    Nach meinem Bilde,
    Über eine Welt, die mir gleich sei,
    Zu leiden, weinen,
    Genießen und zu freuen sich,
    Und dein nicht zu achten,
    Wie ich.

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