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Zeitreise

Als Ajas Freundinnen Freya und Meyra zu Besuch kommen und sie auf den alten Dachboden gehen, verändert sich alles...

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    Als es an der blauen Tür des kleinen Hauses klingelte, lächelte Aja glücklich. Sie lief aus der Küche und zog auf dem Weg zur Tür ihre Schürze aus. Aja hatte rötliche Haare und blaue Augen. Sie trug ein blaues luftiges Oberteil und einen schwarzen längeren Rock. Außerdem hatte sie noch ein bisschen Mehl an der Wange. Sie lief durch den Flur, der mit Bildern geschmückt war. Auf den Bildern waren alte Häuser, die an Hexenhäuser erinnerten und manchmal waren auch Marktplätze abgebildet. Ihre Eltern liebten solche Bilder. Im ganzen Haus hingen diese Bilder. Als das Mädchen an der Tür angelangte, klingelte es wieder. Schnell öffnete Aja die Tür.
    In der Tür standen 2 Mädchen.
    „Hi!“, rief Freya.
    Sie war die eine von Ajas besten Freundinnen. Freya hatte dunkelblonde Haare, die ihr bis zur Hüfte reichten, braune Augen und war normal groß für ihre 14 Jahre. Außerdem trug das Mädchen eine Jeans und ein T-Shirt. Das T-Shirt war lila mit rosa Sprenkeln.
    Neben ihr stand noch ein Mädchen namens Meyra. Sie hatte schwarze Haare, die ihr bis zur Schulter gingen und graue Augen. Sie trug ein helles rosa Kleid, dazu eine silberne Kette und eine weiße Leggings.
    „Hi!“, rief das andere Mädchen ebenfalls.
    „Kommt rein! Ich habe gerade gebacken“, meinte die Gastgeberin „Geht schon mal ins Wohnzimmer. Ich hole den Kuchen.“
    Aja ging in die Küche während ihre Freundinnen schon mal ins Wohnzimmer gingen und sich aufs rote altmodische Sofa setzten. Auf dem Holztisch davor standen schon 3 Teller die Aja gerade reingebracht hatte. Der Fernseher stand auf einem niedrigen Regal.
    Da kam das Mädchen wieder mit dem Kuchen rein. Es war ein Zimtkuchen, mit blauer Schrift. In einer Sternform. Auf dem Kuchen stand: Beste Freundinnen Freya, Meyra und Aja.
    „Der Kuchen riecht himmlisch!“, schwärmte Meyra.
    „Ja! Einfach super!“, himmelte Freya den Kuchen an.
    „Danke!“, bedankte sich Aja.
    Sie lächelte ihre Freundinnen an.
    Den Mädchen lief allein vom Anblick des Kuchens schon das Wasser im Mund zusammen.
    Aja schnitt den Kuchen an und gab jedem ein Stück.
    „Wo hast du diese Form her?“, fragte Freya.
    „Ich habe sie auf dem Dachboden gefunden. Da gibt es noch Sachen vom Vorbesitzer. Und vom Vor-Vor-Vorbesitzer. Wahrscheinlich sind da noch Sachen von den ersten Personen, die hier gewohnt haben. Nur der Dachboden wurde nie renoviert“, erklärte die Gastgeberin.
    Sie aßen schweigend den Kuchen. Jede hing ihren eigenen Gedanken nach.
    Da fragte Meyra neugierig: „Können wir mal schauen, was es noch so auf eurem Dachboden gibt?“
    „Ja! Bitte!“, rief auch Freya.
    Aja überlegte kurz. In ihrem Bauch kribbelte es vor Aufregung und Freude.
    „Ja! Gerne! Wollt ihr noch ein Stück Kuchen oder lieber gleich auf den Dachboden?“

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    5 Minuten später gingen die drei Mädchen die Treppe zum Dachboden nach oben. Die Treppe war schon recht alt und knarzte bei jedem Schritt. An den Wänden hingen wieder Bilder. Aber dieses Mal von mittelalterlichen Mädchen und Frauen.
    In manchen Bildern sah man auch Aja oder ihre Geschwister verkleidet als mittelalterliche Mädchen.
    Eine Tür führte zum Dachboden. Die Tür sah ebenfalls recht alt aus. Als Meyra sie öffnete, knarrte sie.
    Eine unheimliche Stille lag in der Luft und Aja fröstelte. Eine Gänsehaut kroch ihr die Arme hinauf. Ängstlich starrte sie in das Zimmer hinein.
    Der Dachboden war sehr groß und staubig. Nur ein paar Fußabdrücke waren zu sehen. Sie stammten von Aja, die hier oben die Backform gefunden hatte. Überall standen Schränke, Tische und Stühle herum. In einer Ecke standen viele Tontöpfe und Haufen von Klamotten lagen herum. Alles sah aus, als stammte es noch aus dem Mittelalter und war nur ein einziges Mal angerührt worden als Aja oben war. Ein paar Zweige von irgendwelchen Pflanzen lagen überall verstreut auf dem Boden und Flaschen standen in einem Regal. Die Fläschchen waren teilweise mit irgendwelchen Flüssigkeiten gefüllt. Ein paar Teppiche lagen zusammengerollt auf einem Haufen und Bücher lagen auf hohen Stapeln mitten im Raum. Außerdem war es dunkel und stickig im Raum.
    Die Mädchen staunten als sie das Durcheinander sahen.
    Erstmal brachte niemand von ihnen einen Ton heraus.
    Nach ein paar Minuten erholten sie sich von ihrem Erstaunen und machten Anstalten alles genauer zu inspizieren.
    Doch etwas hielt sie davon ab. Sie wussten selbst nicht, was es war, aber in der Luft hing etwas Vorsicht Heißendes.
    Die Mädchen warfen sich kurz Blicke zu und fingen langsam an den Dachboden zu inspizieren.
    Alles, was spannend aussah, legten sie auf einen Platz in der Mitte des Raumes. Der winzigste Platz, wo nichts anderes lag oder stand.
    Nach einer Weile war der Stapel so hoch von den unterschiedlichsten Sachen, welche die Mädchen sich alle genauer anschauen wollten, bevor sie sich weiter umsehen wollten.
    Freya nahm den obersten Gegenstand vom Stapel und die Mädchen schauten es sich genauer an.
    Es war ein dunkelblauer Beutel mit brauner Verschnürung. „Ist etwas drinnen?“, fragte Aja neugierig. „Ich glaube schon. Es fühlt sich auf jeden Fall so an, als wäre etwas darin…“, antwortete Freya. Langsam zog sie die Schnur auf und ließ etwas in ihre Hand fallen.
    Wegen des spärlichen Lichts konnte man nicht so gut erkennen was es war, deswegen holte Aja ihr Handy und machte den Taschenlampenmodus an.
    Nun konnten sie erkennen, dass es ein paar Holzfiguren waren. Eine Elfe, eine Fee, eine Meerjungfrau, ein Prinz und eine Prinzessin. Alle hatten eine Holzfarbe und waren 5 cm groß. Sie starten die Figuren an, die man durch das Licht perfekt erkennen konnten. Jede hing ihrem Gedanken nach. Dann machte Freya die Figuren wieder in den Beutel und Aja nahm sich das Nächste auf dem Stapel.
    Es war ein kleines Taschenbuch. „Wer hat dieses Buch auf den Stapel gelegt?“, fragte sie. „Ich nicht“, murmelten ihre Freundinnen. Alle schauten sich verwirrt an.
    Plötzlich rannte ein Schatten auf die Entdeckerinnen zu. Sie erschraken so sehr, dass Aja das Buch fallen ließ und es aufgeschlagen auf dem Boden fiel. Die Mädchen sprangen erschrocken auf.
    Der Schatten allerdings rannte auf Aja zu und schleckte ihr Bein ab. Der Schatten war klein, und hatte braunes Fell mit schwarzen Sprenkeln. Die Zähne waren sehr spitz und die Pfoten tapsig. Sie fing an zu lachen: „Das ist Ellie. Unser Hund!“ Nun fingen die anderen beiden auch an zu lachen. „Wahrscheinlich hat sie das Buch auf den Stapel gelegt als wir beschäftigt waren!“, rief Meyra immer noch lachend. „Du kleiner Schlingel!“, lachend setzte sich Freya auf den Boden neben das Buch und die anderen folgten ihrem Beispiel.
    Langsam beruhigten sich die Mädchen wieder und sahen sich das Buch nun näher an.
    „Das Buch ist ein Tagebuch. Ein Tagebuch von 1595“, schlussfolgerte Aja anhand der aufgeschriebenen Daten. „Schlag mal die erste Seite auf. Da steht vielleicht, von wem das Tagebuch ist“, meinte Meyra. Freya blätterte auf die erste Seite des Buches. Aja entzifferte: „Käpten … Justin… Clarke... Alles andere kann ich nicht entziffern.“ „Lass mich mal!“, Meyra versuchte sich jetzt am Entziffern „Ich glaube da steht noch: Meine persönliche Goldsuche. Oder so was in der Art. Dahinter steht noch: Von 11.03.1594 – 29.01.1595. Ich glaube von dann nach dann hat dieser Käpten Justin Clarke das Tagebuch geschrieben. „Schaut mal!“, rief Aja aufgeregt „Hier ist etwas rausgefallen!“ Alle beugten sich aufgeregt über das Bild. Darauf war ein Zimmer. In dem Zimmer stand ein Bett mit ordentlicher Bettdecke. Daneben stand eine Öllampe und ein Schrank stand in der Ecke. Ein paar seltsame Striche waren in einen Teppich gemalt. War das nur aus Versehen gewesen? Fragte sich Aja oder sollte das etwas bedeuten? Während die Gastgeberin sich noch über das Bild beugte, widmeten sich Freya und Meyra schon dem restlichen Stapel.

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    Plötzlich kam Ellie angerannt mit einer Flasche im Maul. „Gib das her Ellie! Das darfst du nicht haben! Geh runter und warte auf Mum und Dad!“, meckerte Aja. Ellie trottete zu Aja gab ihr die Flasche, anschließend trottete sie traurig runter. „Was für eine Flasche hat sie dir denn gegeben?“, fragte Freya neugierig. „Keine Ahnung! Darin ist so eine seltsame milchige Flüssigkeit, die wie Nebel umher wabert.“ Aufgeregt schaute sie die Flasche an. Meyra nahm ihr die Flasche ab. „Soll ich sie aufmachen?“, fragte sie. Ohne eine Antwort abzuwarten, öffnete sie die Flasche. Die Mädchen sahen entsetzt zu wie der „Nebel“ heraus gewabert kam und sich wie ein dicker undurchdringlicher Nebel im Raum ausbreitete.
    Man sah ihnen das Erschrecken im Gesicht an. Aja blieb wie angewurzelt stehen und wagte es kaum zu atmen. In ihrem Bauch hatte sich Angst ausgebreitet und die Angst fing langsam an ihren Körper zu durchfluten und ihr den Verstand zu rauben. Aus der Flasche strömte immer noch der seltsame Nebel. Er füllte schon den gesamten Fußboden und ging ihnen bis zur Hüfte. Die Mädchen wagten kaum zu atmen oder sich nur zu rühren. Inzwischen reichte der Nebel ihnen schon bis zu den Schultern. Aja konnte vor lauter Angst nicht sprechen. Was passierte hier? Als nun auch ihre Köpfe vom Nebel verschlungen wurden, gerieten sie in Panik und konnten sich wieder bewegen. Sie wollten gerade zur Tür, als der ganze Raum mit dem Nebel vollgestopft war. Seltsamerweise wurde der Nebel bizarr hart. Wie als wären alle kleinen Wassertröpfchen zu warmen Eis geworden. Sie konnten sich nur schlecht fortbewegen. Weshalb es auch lange dauerte, bis sie die Tür erreicht hatten.
    Die Angst hatte sie nun völlig überwältigt und sie versuchte alles, um aus der Tür zu kommen.
    Plötzlich passierte etwas Seltsames. Die kleinen Tröpfchen fingen an zu leuchten und wurden wieder zu Wasser. Sie wirbelten langsam herum. Erst am Rand des Zimmers und dann immer weiter in der Mitte. Die ängstlichen Mädchen rückten eng zusammen in die Mitte des Zimmers, damit sie nicht in Berührung kamen mit den Wassertröpfchen (was natürlich nicht wirklich funktionierte, aber sie versuchten es trotzdem).
    Die Wassertropfen wurden jetzt so schnell, dass alles um die Mädchen herum, wie eine blau schimmernde Wand aussah. Sie hatte furchtbare Angst. Doch plötzlich waren auf einmal ALLE Wassertropfen weg. Nichts erinnerte mehr an die Tropfen. Nichts.
    Erst einmal sagte niemand auch nur ein Wort.
    Endlich flüsterte Aja ängstlich: „Was war das eben?“ Die anderen schüttelten ahnungslos den Kopf. Wieder schwiegen alle und versuchten zu verarbeiten, was sie eben gesehen hatten. Die Angst flaute ein wenig ab, so dass Aja wieder denken konnte.
    „Am besten gehen wir runter und essen noch ein Stück Kuchen“, murmelte Freya. Meyra fügte noch hinzu: „Wir tun einfach so, als wäre nichts gewesen.“ Aja nickte. Der Schock saß immer noch in ihr. Die Mädchen machten die Tür nach unten auf und erstarten. Was war das denn? Aja bekam wieder schreckliche Angst und konnte sich nicht mehr rühren.
    „Was ist das!“, konnte sie hervor würgen.
    Den anderen hatte es total die Sprache verschlagen. „Träume ich?“, brachte Freya flüsternd hervor.
    Der Raum endete an einem Holzvorsprung der mit Heu gepolstert war. Nach unten hin führte eine Holzleiter, die bis in den ehemaligen EG ging.
    Die Wände und Böden waren allesamt aus Holz. Im unteren Stockwerk waren ein riesiger Schrank und 2 große Betten. Ein Holztisch mit 5 Stühlen stand in einer Ecke und auf dem Tisch lag Nähzeug. An der Tür hing ein Kreuz. Auf dem Boden waren einige Spielsachen verteilt. (ein Paar Holzfiguren und ein blaues Säckchen, wo eine Figur hinaus lugte (Eine Elfe, eine Fee, eine Meerjungfrau, ein Prinz und eine Prinzessin. Alle waren 5 cm groß), Steine und ein Holzbrett.
    „Warum sieht das so anders aus?“, fragten sich die Mädchen ängstlich und total überrumpelt. „Gehen wir am besten mal nach draußen. Dann erwischt uns niemand hier drinnen“, murmelte Meyra.
    Leise kletterten sie die Leiter nach unten und durchquerten den Raum zielstrebig. Ajas Herz klopfte vor Nervosität so laut, dass es ihre Freunde mit Sicherheit hören konnten. Als von draußen ein Ruf ins Haus drang, blieben die Freunde vor Angst wie gelähmt stehen. Sie bewegten sich keinen Millimeter, bis es wieder mucksmäuschenstill war. Sie schlichen weiter zur Tür und blieben davor nervös stehen.

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    „Und was jetzt?“, wisperte Freya. „Rausgehen und rausfinden was hier los ist!“, beschlossen Meyra und Aja im Flüsterton. Freya machte die Tür so weit auf, dass sie gerade so durchschauen konnte. Sie murmelte: „Ich kann niemanden sehen.“ Die drei huschten durch die Tür und schlossen sie schnell wieder. Dann liefen sie ein Stück nach links und bogen in eine andere Straße ab. Erst jetzt schauten sie sich um und erschraken. Die Straßen waren alle gepflastert mit ungleichmäßigen Steinen, was nichts Ungewöhnliches war. Ungewöhnlich war aber, dass ALLE Häuser so ziemlich gleich aussahen. Alle Häuser waren Fachwerkhäuser in der gleichen Größe. Der einzige Unterschied waren die Inschriften, die auf den Balken waren (der Balken hing bei jedem Haus an der gleichen Stelle). Jede Inschrift war anders.
    Ihnen blieb die Spucke weg.
    Wie konnte das sein? Wie konnte sich ein ganzes Dorf einfach so verändern? Das war doch unmöglich! Dachten sie verwirrt und aufgelöst.
    Eine Weile standen sie nur da. Mit leicht geöffnetem Mund und großen Augen. Plötzlich konnten sie Schritte hören. Panisch suchten sie nach einem Versteck. Aber es war schon zu spät. Das Mädchen hatte sie bereits entdeckt. Das Mädchen hatte blonde Haare, die ihr bis zur Hüfte gingen, sie waren halb offen und wurden von einer Brosche geschmückt. Außerdem hatte sie leuchtend blaue Augen und ein paar Sommersprossen. Aja schätzte sie auf 14 Jahre. Sie trug ein Mittelalterkleid. Es war braun und rot.
    „Wer seid ihr? Ich habe euch hier noch nie gesehen… Seid ihr vielleicht die Booten, die mein Vater geschickt hat?“, fragte das Mädchen neugierig mit leicht hoffungsvoller Stimme.
    Die angeblichen „Booten“ schauten sie verwirrt an. „Ähm…“, war alles was sie herausbrachten. „Ich bin Beatrix“, stellte sich das Mädchen namens Beatrix vor. „Wir… wir… Wir heißen…“, stotterte Freya „Wir heißen Freya, Aja und Meyra.“ „Seid ihr jetzt die Booten?“, fragte Beatrix etwas verwirrt. „Ich glaube du musst uns verwechseln“, begann Aja „Aber wie heißt dein Vater denn?“ Beatrix schaute traurig und bestürzt. Traurig mit leiser Stimme murmelte sie, gerade so laut, dass es die anderen gerade so noch hören konnten: „Er ist seit einiger Zeit verschwunden und wir, also meine Mutter, meine kleine Schwester und ich brauchen Geld. Mutter ist schwer krank und wir können uns keine Medizin leisten“, mit etwas festerer und lauterer Stimme fügte sie noch hinzu „Er heißt…“, sie machte eine bedeutungsvolle Pause „Käpten Justin Clarke.“ Aja, Freya und Meyra schnappten hörbar nach Luft. „…Das Tagebuch…“ „…Ja genau…“, murmelten die drei. Beatrix hatte keine Ahnung wovon sie sprachen und machte einen Schritt rückwärts. „Was meint ihr?“, stotterte Beatrix ängstlich. „Wir haben etwas gefunden…“, fing Freya vorsichtig an. „Ein Tagebuch“, fügte Aja hinzu „Von einem gewissen Käpten Justin Clarke.“
    Schlagartig wurde es mucksmäuschenstill. Beatrix starrte Meyra, Freya und Aja an und Aja, Freya und Meyra starrten Beatrix an. Endlich fragte Beatrix leise: „Wo ist es?“, sie sah die fragenden Blicke und fügte hinzu „Das Tagebuch?“ „Ähm…“, stammelten die Mädchen „Keine Ahnung…“ „Aber ihr habt doch gesagt ihr habt das Tagebuch…“, sagte Beatrix.
    Die Mädchen sahen sich bedrückt an und fingen an alles zu erzählen. Die ganze Geschichte.
    „…Und so sind wir hier gelandet“, schlossen sie ihren Vortrag ab. „Aber wir haben gar kein August 2022. Wir haben August 1595…“Allen verschlug es den Atem. Was war da nur passiert? Fragten sich alle. Freya zerriss das Schweigen und rief ängstlich: „Wir sind in die Vergangenheit gereist!“
    Nach dieser Erkenntnis wurde es wieder still und niemand rührte sich. Aja stand starr wie ein Eiszapfen und rührte sich keinen Millimeter. Ihr Atem ging schnell und in ihr tobte die Angst. Sie sammelte sich und fragte dann mit schriller Stimme: „Wie ist das möglich?“ „Dieser…. Diese… Die Flasche und der Nebel…“, murmelte Freya. „Das war irgendein Zeitreise Dings Nebel…“, vermutete Meyra. „Wollen wir vielleicht zu mir nach Hause gehen und dort alles besprechen?“, fragte Beatrix. Die Mädchen aus der Zukunft nickten und folgten Beatrix die Straßen entlang.
    An einer Tür blieben sie stehen. Beatrix zögerte kurz, dann öffnete sie die Tür und lies Freya, Meyra und Aja eintreten. „Willkommen in unserem Haus!“, rief Beatrix überschwänglich. Aja sah sich um. Der Raum bestand aus einem Tisch mit 4 Stühlen, einer kleinen Küchennische und Holz. Ein Flur führte zu anderen Räumen. Auf dem Tisch stand eine Öllampe und auf dem Boden lagen ein paar Spielsachen herum.
    Beatrix bemerkte Ajas Blick und meinte: „Ich habe eine kleine Schwester. Tagsüber ist sie allerdings bei meiner Tante.“ „Was machen wir jetzt hier?“, fragte Freya neugierig.
    „Wir konnten doch so nicht auf der Straße stehen bleiben. Und uns über Zeitreise und Tagebücher unterhalten. Außerdem tragt ihr komische Klamotten…“, erwiderte Beatrix, dann sprach sie weiter „Soll ich euch herumführen?“, fragte die Gastgeberin freundlich.
    „Ja, wieso nicht?“, meinte Meyra. Die anderen beiden stimmten ebenfalls zu und schon ging es los. Sie gingen den Flur entlang zum hintersten Zimmer. Der Flur war komplett aus Holz und ansonsten nichts besonders.

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    Beatrix öffnete eine Tür und alle traten ein. „Das ist mein Schlafzimmer…“, begann sie „Früher, mein Vater hat viel Geld verdient, hat er dieses Haus mit den vielen Zimmern errichten lassen…“ In dem Zimmer stand ein Bett und ein Kleiderschrank. Außerdem lagen in einer Ecke ein paar Kissen und Decken. Ansonsten war das Zimmer zu klein für andere Sachen. „Schönes Zimmer!“, flunkerte Freya. Sie gingen wieder in den Flur und Beatrix erklärte: „Das Zimmer ist von Mum“, sie deutete ein Zimmer gegenüber von ihrem „Da dürfen wir aber nicht rein…“ Die kleine Gruppe ging zu den nächsten zwei Zimmern. Beatrix öffnete abermals eine Tür und lies die anderen ein.
    „Das ist das Zimmer von meiner kleinen Schwester Nele“, erzählte sie weiter.
    In dem Zimmer war ein Bett und ein Schrank. Außerdem lagen überall Spielsachen herum. An der Wand hing ein Bild. Und ein Teppich lag beim Schrank. „Meine Schwester hatte noch Geburtstag bevor Mum krank wurde und wir viel Geld für den Arzt ausgeben mussten“, meinte Beatrix neidisch. Lange standen die neuen Freunde nur so da und Aja hatte ein schlechtes Gewissen gegenüber Beatrix. Sie prüfte, ob sie Schmuck anhatte, den sie Beatrix geben konnte, aber sie hatte ihn ausgezogen, bevor sie auf den Dachboden gegangen waren.
    Ärgerlich meinte sie: „Kommt, weiter!“ Verwirrt schauten die anderen sie an. „Was ist denn jetzt in dich gefahren?“, fragte Freya vorsichtig. „Ich habe geschaut, ob ich Schmuck anhatte, den ich Beatrix geben könnte“, murmelte sie wütend „Aber wir haben unseren Schmuck ja alle bevor wir vorhin auf den Dachboden gegangen sind, abgelegt.“ „Oh… stimmt…“, flüsterten Merya und Freya gleichzeitig. Sie gingen bedrückt raus. Seltsamerweise übersprangen sie ein Zimmer, aber Aja sagte nichts dazu. „Wollt ihr einen Tee oder etwas zu essen?“, fragte Beatrix, wieder ganz die alte. „Ähm…“, Aja wollte nicht der Familie noch mehr Geld rauben also fuhr sie fort „Ein Tee wäre ganz nett…“ Die anderen beiden hatten wohl den gleichen Gedanken gehabt und stimmten mit knurrendem Magen zu. Vielleicht, dachte Aja, half der Tee gegen den Hunger… Beatrix begann den Tee zu machen. Während Freya fragte: „Warum haben wir die eine Tür übersprungen?“
    Die Einheimische ignorierte die Frage. Nun waren auch Meyra und Aja neugierig geworden.
    „Warum?“, fragte Meyra etwas lauter als zuvor Freya. Endlich drehte sich Beatrix mit trauriger Mine um. „Das ist das Zimmer von meinem verschollenen Vater…“, sagte sie mit bedrückter Stimme.
    Das Schweigen war so groß und so bedrückt, dass man selbst eine Maus pupsen gehört hätte. „Tut uns leid…“, murmelten die Gäste nun fühlten sie sich schuldig. „Ihr wusstet es ja nicht. Ihr könnt aber kurz reinschauen. Dann seht ihr das darin nichts Besonderes ist…“

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    Sie gingen zum Flur und blieben gespannt und ängstlich zugleich vor der Tür stehen.
    Beatrix atmete einmal kurz tief durch, dann öffnete sie die Tür.
    Aja erstarrte. Kurz darauf auch Freya und Meyra. Wie festgefroren blieben sie mitten in der Tür stehen und starrten aufs Zimmer. Beatrix schaute sie fragend an. Aufregung und Angst packte Aja und ihre Freundinnen.
    Eine lange Zeit sagte niemand etwas, während der Tee wahrscheinlich schon fertig war.
    Verwirrt rüttelte die Gastgeberin Aja. Sie löste sich aus ihrer Erstarrung, aber schaute immer noch wie gebannt auf das Zimmer.
    Freya und Meyra lösten sich auch langsam aus ihrer Erstarrung. „Warum schaut ihr das Zimmer so an?“, fragte Beatrix entgeistert. „Weil…“, Meyra überlegte kurz „Wir haben im Tagebuch deines Vaters…“ „Ein Bild von seinem Zimmer gesehen“, fuhr Meyra fort.
    „Aber…“, erzählte Aja weiter „Der Teppich und alle anderen Möbelstücke waren an anderen Plätzen…“ „Ähm…Und was machen wir jetzt?“, fragte Beatrix aufgeregt.
    „Wie wäre es, wir schieben die Möbel an die Stellen, an denen sie auf dem Bild standen. Dann sehen wir was passiert“, schlug Freya vor.
    Aufgeregt begannen sie. Sie schoben, zerrten und hoben die Möbelstücke und den Teppich an die richtigen Stellen. Nur das Bett ließ sich schwer ziehen. Als alles außer das Bett am richtigen Platz stand, versuchten sie zusammen das Bett zu bewegen. Sie zogen, schoben und zerrten, doch es bewegte sich nur ein paar Zentimeter.
    „Das ist doch unmöglich!“, beschwerte sich Freya nach 30 Minuten. „Nein! Mein Dad hat es doch auch hinbekommen!“, bemerkt Beatrix. Sie zogen und zerrten weiter und nach weiteren 30 Minuten hatten sie es durch das halbe Zimmer gezogen. „Die Hälfte haben wir!“, ermutigte Meyra ihre Freundinnen. Nach einer kurzen Pause zogen sie weiter. Nach noch einer Stunde ziehen, brauchten sie nur noch wenige Zentimeter. Aber sie hatten so großen Durst, dass sie erstmal Tee trinken wollten. Als sie sich wieder an die Arbeit machten, stand schon 10 Minuten später das Bett an der richtigen Stelle. Plötzlich hörten sie ein Klicken und unter dem Teppich bewegte sich etwas.
    Erschrocken wichen sie zurück. Angst durchflutete alle Körper.
    „Was ist das?“, fragte Meyra ängstlich. Langsam lief Freya zum Teppich und fasste ihn mit zwei Fingern an einer Ecke an. Sie holt tief Luft und zog an dem Teppich wärend sie zurück zu den anderen stolperte.
    Nun starrten alle auf die Stelle, wo der Teppich gelegen hatte, doch sie sahen nichts.
    „Hä?“, meinte Aja verwirrt.
    Langsam, jeden Moment gefasst wieder zurückzuspringen, gingen sie auf die Stelle zu. Doch nichts geschah. Aja begann den Boden zu untersuchen und ihre Freunde taten es ihr nach. Da berührten ihre Finger etwas. „Leute“, begann sie „Ich glaube, ich habe was!“ Aufgeregt kamen alle näher. „Hier ist so eine Vertiefung!“ Freya fragte: „Kann ich mal?“ Freya ertastete auch die Vertiefung und die anderen taten es ihr nach. „Aber was hat es mit der Vertiefung auf sich?“, fragte Beatrix. „Vielleicht…“, begann Meyra „Ist das eine Falltür…“ „Stimmt! Das hatten wir neulich im Unterricht!“, rief Aja aufgeregt.
    „Unterricht!“, fragte Beatrix verwirrt.
    Sie erklärten ihr das in dem Jahr, wo sie herkamen, auch Mädchen in die Schule durften und nicht nur Jungs. Daraufhin herrschte erstmal schweigen.
    „Ok! Wie bekommen wir jetzt die Falltür auf?“, fragte Freya. „Keine Ahnung!“, gestand Meyra. Sie versuchten die Falltür aufzumachen. Aber es funktionierte nicht. Egal wie viel sie versuchten. „Das funktioniert nicht!“ stöhnte Freya. Wütend stampfte Beatrix auf dem Boden herum. Die Falltür bewegte sich etwas, was jedoch niemand bemerkte.

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    Plötzlich passierten mehrere Dinge auf einmal. Der Boden unter Beatrix Füßen krachte weg. Beatrix schrie laut und eine gedämpfte Stimme aus einem anderen Zimmer rief: „Alles ok Schatz?“ Freya, Aja und Meyra schnappten gleichzeitig nach Luft. „Du hast…!“, stotterte Aja. „Gold!“, schrie Beatrix aufgeregt.
    In der ehemaligen Falltür lagen Holzsplitter und jede Menge Gold. Das Gold schimmerte durch das Licht. Es sah einfach wunderschön aus. Außerdem lag ein Zettel auf dem Haufen.
    Glücklich gab sie Freya, Meyra und Aja jeweils ein Stück. Erstaunt schauten sie Beatrix an, aber dann lächelten sie glücklich und halfen ihr raus.
    Beatrix las den Zettel vor: „Meine liebe Familie, ich bin schwer krank. Ich möchte euch nicht gefährden. Deswegen muss ich fort. Ich werde sterben. Ich liebe euch. Dad.“
    Tränen überströmten Beatrix Gesicht und auch die anderen waren traurig. Nach einiger Zeit beruhigten sie sich wieder und sie vergaßen erstmal den Zettel.
    Sie alberten zusammen rum bis Meyra ernst sagte: „Wie kommen wir denn wieder zurück nach Hause?“ „Keine Ahnung“, meinte Aja betrübt.
    Beatrix hatte in der Zwischenzeit etwas im Goldhaufen entdeckt. Sie hielt es hoch. Dann erst erkannten sie, was es war. Es war eine Flasche in der Nebel umher waberte.
    Erst begriffen die Mädchen aus der Zukunft nicht was das vielleicht bedeuten könnte, doch nach ein paar Sekunden rannte Aja glücklich auf sie zu und umarmte Beatrix.
    „Danke! Wir werden dich nie vergessen!“, schniefte sie glücklich und zugleich traurig.
    „Gerne! Ich werde euch auch nie vergessen!“, murmelte Beatrix betrübt.

    30 Minuten später standen Freya, Meyra und Aja wieder auf dem Dachboden, wo alles angefangen hatte. Es hatte eine Weile gedauert, bis sie sich von Bearix verabschiedet hatten.
    „Seid ihr bereit?“, fragte Aja mit zitternder Stimme, sie hielt die Flasche in der Hand.
    „Ja“, antworteten die anderen im Chor. Aja öffnete die Fasche und das Gleiche, was zuvor geschehen war, passierte abermals.
    Aus der Flasche strömte der Nebel, als der Nebel sich im ganzen Zimmer verteilt hatte, wurde er erst starr wie Eis. Dann begann er zu leuchten und er wirbelte um die Freunde herum. Als sich alles wieder gelegt hatte, schaute Meyra vorsichtig aus der Tür und kehrte mit glücklicher Miene zurück.
    „Es hat funktioniert!“, jubelte sie.
    Die anderen beiden stimmten in ihren Jubel ein und freuten sich das sie wieder in ihrer Zeit waren. Aber eins hatten sie an diesem Tag gelernt: Wenn man nur nett war, konnte man viel erreichen. Mehr als man für möglichen hallten würde. Denn Liebe und Freundschaft, ist stark, sogar stärker als die Zeit und die Vergangenheit.

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