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Hexenwald

2 Jahre ist es her, dass Alisson gestorben ist. Alle hielten sie für verrückt, weil sie sagte, sie sei eine Hexe. Alle sagen, ihr Tod sei ein Unfall gewesen. Alle, bis auf Issra, Luca und Leonie. Sie wissen, dass Alisson nicht verrückt war, dass ihr Tod kein Unfall war. Die drei sind wie Alisson. Hexen, die mithilfe der Natur Magie ausüben. Gemeinsam haben sie es sich zum Ziel gesetzt, herauszufinden, was genau damals geschehen ist. Warum Alisson gestorben ist. Dabei stoßen sie auf dunkle Geheimnisse, tief im Wald versteckt. Erst als es fast zu spät ist, stellen sie fest: Es gibt noch andere Arten von Magie und nicht alle sind den Hexen so wohlgesonnen.

Hinweis: Ich habe die Angewohnheit, dass meine Geschichten manchmal etwas düster und brutal sind. Wenn ihr also jünger seid, oder sowas nicht gerne lest, lest diese Geschichte (oder insbesondere den Prolog) vielleicht nicht.

1
Prolog:

Das Licht eines Autoscheinwerfers zerschnitt die Dunkelheit. Blau flackerndes Licht spiegelte sich im Schnee wider. Er konnte es hören, noch bevor er sie sah. Ein stoßartiges Atmen, das die Stille des Waldes durchdrang. Er schlängelte sich zwischen den Bäumen hindurch, dann stand sie vor ihm. Ihr rotes Haar wirkte unnatürlich, als stünde es in Flammen. Sie sah ihn an, in ihrem Gesicht zeigte sich keine Regung. „Hier bist du“, sagte er, ganz ruhig. Mit einem großen Schritt trat sie auf ihn zu. Was hatte sie vor? „Du hast mich wirklich gefunden.“, sie lachte, als sei sie verrückt. Nun gut. Ein Mädchen, das mitten in der Nacht, im tiefsten Winter barfuß durch den Wald lief und sich selbst als Hexe bezeichnete, war vermutlich auch verrückt. „Wirklich schade, dass unser kleines Spiel schon so bald enden muss“, aus ihrem Lachen wurde ein Grinsen, das ihre Augen allerdings nicht erreichte. Himmel, dieses Mädel hatte sie wirklich nicht mehr alle. „Alisson, komm mit mir. Du holst dir hier draußen den Tod!“, er hatte sie schon lange nicht mehr bei diesem Namen genannt. Ein bedauernder Ausdruck trat auf ihr Gesicht. „Alisson. Den Namen habe ich ja echt schon lange nicht mehr gehört.“, murmelte sie. Er streckte seine Hand nach ihr aus, blieb aber stehen. „Was willst du von mir?“, Alisson sah ihn an, ohne seine Hand zu beachten. „Was willst du von mir, Colin Haerd?“ Sie wiederholte ihre Frage, ohne ihm Zeit zu geben, sie zu beantworten. Dass sie seinen vollen Namen verwendete, machte die Szene nur unwirklicher. „Ich will dich nach Hause bringen, Alisson. Es sind unter null Grad und du hast nicht einmal Schuhe an.“, er warf einen vielsagenden Blick auf ihre mit Schnee bedeckten Füße. „Mir egal, dass ich keine Schuhe anhabe. Mir ist nicht kalt!“, sie grinste wieder und bewegte sie, das erste Mal nach dem Schritt, nach vorne. Doch nicht in seine Richtung, wie er gehofft hatte, sondern weg von ihm. Sie drehte sich um und rannt los, tiefer hinein in den Wald. Fluchend folgte er ihr, während er sein Walkie-Talkie aus der Tasche zog. „Sie rennt tiefer in den Wald hinein! In Richtung der Rabenschlucht!“, schrie er, in der Hoffnung, dass seine Kollegen das Mädchen aufhalten könnten. Ein verzerrtes „Rodger“ erklang aus dem Lautsprecher. Er steckte das Gerät wieder weg uns sprintete ihr nach. Trotz der Tatsache, dass sie erst 15 Jahre war, war sie erstaunlich schnell. Zweitweise waren es einzig ihre roten Haare, die im dunklen Wald zu sehen waren und ihm den Weg wiesen. Weiter und weiter rannten sie, bis das Mädchen an der Kannte der Schlucht stehen blieb. Die im Sommer von Moos bedeckten Wände waren nun im Winter spiegelglatt. Wenn sie nicht aufpasste, würde sie in den Tod stürzen. „Alisson.“, er blieb einige Schritte von ihr entfernt stehen, um sie nicht zu verschrecken. Sie drehte sich zu ihm um. „Was ist denn Detectiv?“, sie sah ihn erst an. „Komm da weg. Wenn du ausrutschst, wirst du sterben!“, sagte er, bemüht darum, nicht zu nervös zu klingen. Sie zuckte mit den Schultern und wanderte langsam nach links. Ihre Haare wehten im Wind, wie eine Fahne der Warnung. Was sollte er tun? Würde er versuchen, nach ihr zu greifen, würde sie vermutlich nach hinten ausweichen wollen und die Schlucht hinunterfallen. „Colin.“, aus seinem Walkie-Talkie war eine weibliche Stimme zu hören. Die Stimme seiner Partnerin Sophie. Er fluchte und zog das Gerät aus seiner Tasche. „Wie lange braucht ihr noch?“, fragte er, sobald er auf den kleinen Knopf an der Seite gedrückt hatte. „Wo bist du, verdammt?“, nun war es Sophie, die fluchte. „Rabenschlucht.“, war alles, was er sagte. „Bin in 5 Minuten da“, Er hört die Antwort schon gar nicht mehr richtig, er hatte das Walkie-Talkie in den Schnee geworfen und ging nun mit erhobenen Händen einen Schritt von dem Mädchen weg, das ihn inzwischen neugierig ansah. „Alisson, ich will dir wirklich helfen.“, sagte er. „Ach Detectiv.“, sie lächelte. „Ich weiß, dass sie mich alle für verrückt halten. Sie, ihre Kollegin, meine Eltern. Entweder ich sterbe hier in diesem Wald, oder ich lande für den Rest in der Psychiatrischen Anstalt.“ So wie sie das sagte, klang es so, als sei das ganz normal. Was es nicht war. Aber es stimmte vermutlich. Sie war verrückt, hielt sich selbst für eine Hexe und hatte versucht, eine Klassenkameradin umzubringen, weil sie sie für ein Monster hielt. Das Mädchen würde den Rest ihres Lebens in der Psychiatrie verbringen, sollte sie diese Nacht überleben. „Ich verspreche die Alisson. Du wirst nicht in die Psychiatrie kommen.“, er hatte die Hände immer noch gehoben und blieb an Ort und Stelle stehen. „Ich weiß, dass sie lügen. In ein paar Minuten wird ihre Kollegin hier auftauchen. Zusammen mit einem Arzt. Ich kann sie schon hören.“, sie grinste. Ich lauschte. Nichts. Es war absolut still. „Ich denke, es ist Zeit für mich zu gehen. Ich hoffe, wir sehen uns irgendwann mal wieder!“, noch einmal lächelte sie ihn an, dann trat sie nach hinten. Dorthin, wo kein Boden mehr war. Er machte einen Satz nach vorne, versuchte noch, ihren Arm zu greifen, aber es war zu spät. Das Mädchen stürzte hinunter. 10, 20 Meter. Der Aufschlag war nicht zu hören. Und doch wusste er, dass sie auf dem Boden aufgekommen war. Dass sie tot war. Zitternd saß er im Schnee. Er spürte nicht, wie seine Hose durchnässt wurde, wie seine Knie immer kälter wurden. Wie lange hatte er dagesessen? Eine Minute? Einen Tag? Eine Woche? Ein Jahr? „Colin!“, erst seine Partnerin Sophie riss ihn aus seinen Gedanken. „Wo ist sie? Wo ist Alisson?“, sie rüttelte an seiner Schulter. „Weg.“, war alles, was er sagte. „Wie weg?“, fragte Sophie, doch dann verstand sie und biss sich auf die Unterlippe. Ihr Blick wurde hart und sie nickte. „Ich sage der Zentrale Bescheid, dass der Einsatz fehlgeschlagen ist.“, murmelte sie, während sie ihn hochzog. Ohne noch einen Blick zur Schlucht und zu der Stelle zu werfen, an der das Mädchen bis eben noch gestanden hatte, wandte er sich um und lief langsam wieder zu der Straße, von der er vor einigen Minuten gekommen war. War dies erst ein paar Minuten her? Es fühlte sich an wie Stunden. Wie eine Ewigkeit. Das Flackern der Lichter war das Erste, was er von den Polizeiwagen sah, die am Wegesrand geparkt waren und er war froh, dass er aus diesem verfluchten Wald raus war. Erst, als er wieder in seinem Wagen saß, gelang es ihm durchzuatmen und die Augen zu schließen. Das Bild des Mädchens, wie sie da an der Kannte stand, ohne Angst zu sterben, würde ihn wohl für immer verfolgen.

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