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Große grüne Augen starrten ihn an, als er einen Schritt näher kam. Sie erinnerten ihn an eine wunderschöne Wiese im Frühling, wenn der feuchte Nebel sich auf den Grashalmen absetzte und die kühle Sonne auf den Tropfen glitzerte. Bis auf die sinnlose Farbe, waren sie aber vollkommen anders. Sie waren unruhig, wie das aufgewühlte Meer und doch so seicht wie jede dreckige Pfütze auf der Straße.

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    Große grüne Augen starrten ihn an, als er einen Schritt näher kam. Sie erinnerten ihn an eine wunderschöne Wiese im Frühling, wenn der feuchte Nebel sich auf den Grashalmen absetzte und die kühle Sonne auf den Tropfen glitzerte. Bis auf die sinnlose Farbe, waren sie aber vollkommen anders. Sie waren unruhig, wie das aufgewühlte Meer und doch so seicht wie jede dreckige Pfütze auf der Straße.
    Er kam noch einen Schritt näher und wie in einem umgekehrten Spiegel, trat sie einen Schritt zurück. So ging es weiter, bis sie an eine Wand stieß. Wie ein gehetztes Tier, sah sie sich in alle Richtungen um, doch sie war in einem Raum gefangen, zu dem nur er den Schlüssel hatte. An einer silbernen Kette hing er um seinen Hals und lag auf seiner kahlen Brust. Sie sah sein sanftes Lächeln, dass sie keinesfalls beruhigte; er hatte nicht vor, sie gehen zu lassen. Zumindest nicht lebend.
    Er legte den Kopf zur Seite und seine Augen verfolgten langsam jede Kontur ihres Körpers. Ihre Haut war sehr hell, fast wie Porzellan, doch nicht so unschuldig. Die braunen Haare trug sie zu einem einfachen Zopf, doch nach seiner Jagd, hingen lose Strähnen heraus und umrahmten ihr ängstliches Gesicht. Sie zitterte und presste sich gegen die Wand, als würde sich dahinter ein geheimer, sicherer Raum befinden.
    Aber er wusste, es gab kein Entkommen, das gab es nie.
    » Die Farben dieser Welt sind sinnlos «, begann er im Flüsterton und kam näher, um in ihr Ohr zu sprechen. » So vieles, was schön erscheint und dass die Menschen bewundern, ist vollkommener Dreck. Gefertigt von ihren eigenen unerfahrenen Händen. Ist die Natur nicht selbst schön genug in ihrer Pracht aus Einzigartigkeit? Was sagt mir Grün oder Rot, wenn der Gegenstand dahinter unvollkommen ist, eines von Millionen? Oh, wie sinnlos ihr alle selbst seid! Versteckt hinter bunten Kleidern und einem falschen Lächeln, wenn ihr euch in eine graue Welt flüchten wollt, um zu weinen. Welche Scharade die Menschheit jeden Tag mit sich selbst spielt. «
    In ihren leeren Augen konnte er lesen, dass sie kein Wort von dem verstand, was er ihr gesagt hatte. So als würde man mit einem Tier sprechen. Sie biss sich auf die Lippen und schloss die Augen, als würde sie darauf warten, dass er ihr ein Messer in den Körper rammte und ihr Leid beendet. Aber er war noch nicht fertig.
    » Auch du mit deinen grünen Augen, deinen braunen Haaren und deiner Porzellanhaut, was vermag dich zu bewegen? Ist es das wallende Kleid um deinen Körper? Oder die silberne Kette um deinen Hals? Vielleicht ist es der sportliche Mann an deiner Seite, der dich nur zwei Minuten verließ, bevor du mich trafst. Ist er ein Accessoire wie deine Tasche? Was lässt deine Augen funkeln, als wärst du noch ein kleines Kind, das die Welt erkundet? «
    Langsam öffnete sie ihre Augen und sah ihn wimmernd an, doch keiner ihrer Blicke streifte sein Gesicht. Sie sah immer nur zum Schlüssel und aus einem letzten Aufbäumen, einem letzten Impuls, griff sie nach der Kette und riss sie von seinem Hals. Blutige Striemen blieben an seinem Hals zurück, doch er unternahm nichts. Er sah einzig und allein über seine Schulter, als sie an ihm vorbei zur Tür rannte und versuchte sie zu öffnen. Nur gehörte der Schlüssel nicht zu der Tür.
    » Freiheit… sie vermochte einst viele Herzen zu bewegen, doch heute. Kaum jemand schätzt noch seine Freiheit, erst wenn sie diese verlieren, bemerken sie, wie viel sie ihnen bedeutet. Ich gebe dir eine andere Art der Freiheit. Dein Geist kann sich endlich von seinem schweren Körper lösen, doch dafür, musst du meine Dienerin bleiben. So lang, wie du an deinen Körper gebunden warst. Fünfundzwanzig, so alt wirst du wohl sein. Die Jahre deines Körpers mögen meinen stärken und dein Geist möge mir dienen. «
    Er griff mit einer Hand nach ihrem Arm und drehte sie zu sich. Tränen rannen ihre Wangen hinab, als würden sie einem unsichtbaren Fluss folgen. Ihre Wimperntusche war verschmiert und dunkle Ringe lagen unter ihren verzweifelten Augen. Sie hatte aufgegeben und doch weinte sie um ihr so junges Leben. Sacht, als wäre sie tatsächlich aus Porzellan hob er ihr Kinn an und als sich ihre Augen trafen, blieb sie reglos stehen. Ihre Augen weiteten sich, nur noch die Tränen rannen stetig hervor.
    Seine Augen sahen alles. Jedes Härchen auf ihrer Haut, jede Wimper um ihre Augen und ihren eingeschlossenen Geist. Als wäre er selbst ein Geist, griff er mit seiner linken Hand nach ihr und seine Hand versank in ihrer Brust. Er griff nach ihrer ruhenden Seele und zog sie aus ihrem Körper, der sofort zu Boden fiel und reglos dort lag. Er atmete nicht mehr und jegliche Farbe wich schon bald aus ihrem Gesicht. In seiner Hand lag eine weiße Kugel. Von innen heraus gab sie ein sachtes Licht ab und als er ihren Namen rief, bildete sich das Bildnis der Frau, die leblos auf dem Boden lag. Ihre Augen waren geschlossen, als würde sie tief schlafen.
    » Erwache meine unschuldige Lyrel. « Beim Ruf ihres Namens öffnete sie die Augen und blickte ihren neuen Meister an. Ihre Seele vermochte sich nicht zu wehren, denn noch immer hielt er sie fest und zum anderen hatte er sie aus der Hülle befreit, wodurch sie ihm wohl oder übel gehorchen musste.
    Nun ging endlich die Tür auf und ein junger Mann trat ein. Er verbeugte sich tief und schaffte dann den Körper aus dem Raum, als wäre es nur ein schwerer Gegenstand, der auf den Müll gehörte.
    » Lyrel, als meine Dienerin sollst du so lang bei mir bleiben, wie du gefangen warst. Du sollst allen Kindern der Sterne gehorchen und vor allem mir als ihrem Meister. « Lyrel nickte sacht, dann ließ er sie los und verließ ebenfalls den Raum. Wie ein treuer Hund, folgte die Frau ihm schwebend und ihre leeren Augen vermochten keinen Gedanken preis zu geben, wenn sie denn einen gehabt hätte, außer ihrem Herrn zu folgen.

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