x

Achtung! Dies ist nur ein Teil einer Fortsetzungsgeschichte. Andere Teile dieser Geschichte

Springe zu den Kommentaren

Reset {Teil 2}

Cassy versucht sich verzweifelt zu erinnern, was war passiert bevor man ihr Gedächtnis gelöscht hat?
Jedoch muss sie bald feststellen das ihre Erinnerungen mit mehr Lügen und Intrigen verbunden sind, als ihr lieb ist ...

Wie in Teil 1 werden immer wieder Kapitel hinzugefügt die ich jedoch erst noch schreiben muss.
Hier auch noch einmal der Link zu Teil 1
https://www.testedich.de/quiz35/quiz/1416774000/Reset

1
Was im ersten Teil geschah: Cassy stellte fest das man ihre Erinnerungen gelöscht hatte. Gemeinsam mit einer Alissa die dasselbe Schicksal ereilt hat, versuchen sie herauszufinden wer ihnen ihre Erinnerungen geraubt hat. Cassy stellt fest das sie sich in großen Abständen manchmal an etwas aus ihrer Vergangenheit erinnern kann, verschweigt dies jedoch. In einer Stadt werden sie und Alissa von Leuten in schwarzer Uniform aufgehalten. Cassy wird in einen Raum gesperrt in dem sie langsam ihren Verstand verliert, gleichzeitig stellt sie fest das Alissa offenbar ihre Schwester ist. Dann wird sie jedoch von einer Gruppe Rebellen gerettet. Die können ihr aber nicht wirklich vertrauen und beschuldigen sie, sie sei eine Spionin, sie bringen Cassy in ihr Versteck und sperren sie ein, was wird nun mit ihr passieren? Wie wird das entscheidende Urteil ausfallen? Ist dies vielleicht Cassys Tod?

Hey ich möchte mich noch einmal melden (Ja ich weiß das nervt aber ich habe euch im 1. Teil vorgewarnt!) Denn jetzt kommt noch einmal eine Namensänderung: Thomas heißt nun Jayden. Ich find diesen Namen wirklich besser, danke noch einmal für den hilfreiche Kommentar, hoffentlich stört euch das auch nicht zu sehr. Und hier nun das erste Kapitel vom 2. Teil, hoffe es gefällt euch:

Kapitel 5
Die Verurteilte

Einen Moment lang war mein Kopf völlig leer, ich erinnerte mich an nichts, wusste nichts und plötzlich strömten Informationen in mich hinein, so viele. Es dauerte lange bis ich sie auch nur ansatzweise verarbeiten konnte und ich war immer geschockter. Stimmte das alles? Vermutlich, es war ja so in meinem Kopf.
Ruckartig öffnete ich die Augen und blickte in weißes, gleißendes Licht. Einer Person stellte sich vor das Licht und verdeckte es, es dauerte kurz bis sich meine Augen auf die Person fixierten.
Eine Frau mit schulterlangem dunkelbraunem Haar, ihr symmetrisch geschnittener Pony hing fast in ihren Haselnussbraunen Augen. Sie lächelte mich beruhigend an und ich lächelte freundlich zurück. Irgendwie beruhigte mich ihre Anwesenheit.
„Einen wunderschönen Tag wünsche ich, mein Kind.“, sagte sie ruhig, ihre Stimme hörte sich wohlklingend und sanft an.
„Ihnen auch.“ Meine Stimme hingegen klang ungewohnt und etwas rau.
„Ich vermute du hast viele Fragen.“
Ich dachte kurz nach.
„Ja, aber es wäre wohl unhöflich sie damit zu belästigen.“ Ich wollte diese nette und hilfsbereite Frau ja nicht vergraulen, das wäre unverzeihlich!
„Aber nicht doch, genau das ist mein Beruf, die Fragen der anderen zu beantworten und ihnen zu versichern, dass sie sicher sind.“
Ich schloss kurz die Augen. Sicher. Das war ein so schönes Wort und ich fühlte mich sofort geborgen. Ich öffnete meine Augen wieder und lächelte die Frau an. Sie lächelte freundlich zurück. „Ich bin Präsidentin Johnson.“
„Ich bin Alissa, freut mich.“ Ich wollte die Hand ausstrecken, doch ich war zu schwach dafür.
„Ich weiß.“, sagte die Präsidentin. Ich wollte sie gerade fragen woher sie es wusste, doch sie redete schon weiter. „Ich kann mir vorstellen dass das alles ziemlich viel für dich ist, aber wir haben leider keine Zeit zu verlieren. Ich weiß, dass es im ersten Moment unangenehm für dich ist dich mit deinen Erinnerungen auseinander zu setzen, aber es muss leider sein. Und jetzt erzähle mir bitte, an was du dich erinnerst.“
Ich hatte es schon wieder verdrängt, aber da überrollte mich die Welle an Erinnerungen. So vieles was ich verarbeiten musste und da sprudelte es einfach aus mir heraus.

…

„Ich weiß, ihr alle denkt ich wäre eine Spionin und ich weiß auch das ihr nur darauf aus seid mich umzubringen, mir ist ebenfalls bewusst das meine Rede eure Meinung wohl wenig beeinflussen wird. Doch Wunder geschehen immer wieder.“ Bei diesem Satz sah ich Jayden an. Er jedoch, blickte auf den Boden. Ich wandte meinen Blick wieder von ihm ab und blickte auf die Wüste, die sich hinter den Rebellen scheinbar endlos erstreckte. Wenn ich die Menge angesehen hätte, hätten mich ihre Blicke nur aus dem Konzept gebracht.
„Ich erzähle euch jetzt was mir passiert ist und an was ich mich erinnere. Es begann das ich plötzlich auf dem Boden von der Wüste lag und mich an nichts mehr erinnerte …“ Und so erzählte ich ihnen alles, von dem Moment an wo ich die ganzen schlafenden Menschen gesehen habe, bis zu dem Moment wo die Tür aufging und ich die Rebellen traf. „Das ist alles.“, beendete ich die Erzählung. Ich wartete darauf das alle in laute Protestrufe ausbrachen und mich eine Lügnerin nennen würden, doch alles blieb ruhig, also machte ich tapfer weiter mit meiner Rede. „Ich vermute, dass ihr mir nicht glaubt, aber etwas anderes als die Wahrheit erzählen kann ich nicht.
Doch lasst euch eins gesagt sein: Ihr glaubt das würde alles zum Plan gehören. Das ihr mich mitnimmt und ich euch ausspioniere, doch überlegt einmal, niemand würde so viele Leichen in Kauf nehmen, nur damit ihr einen Spion mitnimmt, der eh von euch abgeschlachtet wird.
Man hätte die Leute evakuiert und nicht zugelassen, dass ihr sie umbringt.
Bevor ich euch mein Schicksal überlasse will ich noch sagen, ich habe nur ein Ziel.“ Ich legte eine dramatische Pause ein. „Nämlich meine Schwester retten und mich an den Leuten rächen die mir das alles angetan haben!“ Ich sagte das mit purem Hass und Wut. Einen Moment herrschte Totenstille, dann brach das aus was ich bereits erwartet hatte. Die Menge begann in eine heftige Diskussion zu verfallen. Ich hörte wie sie sich stritten und sich gegenseitig anschrien. Evelyn versuchte vergebens die Menge zu beruhigen. Ich suchte mit meinen Augen nach Jayden und fand ihn schnell, er stand etwas entfernt vom Chaos und starrte mich ebenfalls an. Er verteidigte mich nicht, aber unterstützte die anderen auch nicht dabei andere zu überzeugen mich umzubringen.
Plötzlich ertönte ein Lauter Schuss und alle schwiegen. Sie drehten sich alle zu Evelyn, die ihr Gewehr in Richtung Himmel gerichtet hatte. Aus der Lunte drang Qualm.
„Endlich!“ Ihre Stimme klang leicht kratzig. Sie stapfte zu mir und hielt mein Handgelenk fest. So fest das es mir fast das Blut abpresste.
„Wir werden jetzt zivilisiert und geordnet Abstimmen! Klar?“ Einige in der Menge nickten andere Schwiegen. Ich musste wieder zu Jayden sehen der schwieg.
„Wir haben die schwache Rede des Mädchens gehört.“ Sie würden mich umbringen! Erst jetzt wurde mir bewusst wie nah ich dem Tot wirklich war und meine Knie begannen zu zittern.
„Wer ist dafür, dass das Mädchen am Leben bleibt?“ Dabei hielt sie meinen Arm hoch in die Luft. Einige meldeten sich, ich war mir nicht sicher ob es die Hälfte war. Schon wieder sah ich zu Jayden und mir vielen fast die Augen aus dem Kopf, er meldete sich nicht. Dabei war er doch derjenige der am meisten daran geglaubt hatte, dass ich unschuldig war! Ich drohte zusammen zu klappen. „Achtzehn!“, verkündete Evelyn. „Und wer dagegen?“
Wieder meldeten sich einige, ich konnte sie nicht zählen, weil ich nur Jayden anstarrte, seine Hand schnellte nicht in die Luft. Ich wollte ihn so lange ansehen bis er endlich seine blauen Augen vom Boden abwandte und mich ansah. Doch das tat er nicht.
„Auch achtzehn.“, verkündete Evelyn verblüfft. „Das kann nicht sein, wir sind Siebenunddreißig! Enthaltungen gibt’s nicht!“ blaffte sie die Gruppe an. Ich sah gespannt zu Jayden und ermahnte mich selbst: Du siehst viel zu oft zu ihm, dich sollte seine Meinung nicht mal interessieren!
„Wer ist hier zu feige um seine Meinung zu äußern?“
Ich war kurz davor zu Evelyn zu antworten, dass es Jayden war, doch ich traute mich nicht. Was wenn er dann sagen würde das ich sterben sollte? Was wenn ich mich in ihm geirrt hatte? Das Risiko konnte ich nicht eingehen. Lieber wartete ich ab, was mit mir bei einem Unentschieden passierte.
„Na gut, wenn sich hier einer nicht traut seine Meinung zu äußern, sei es drum! Dann stimmen wir im Bau halt noch einmal darüber ab!“
Im Bau?
Bevor noch länger darüber nachdenken konnte, zog mich Evelyn schon wieder auf den Pick up zu. Ich stieg auf und Jayden verband mir meine Augen und ließ sich gegenüber von mir nieder.
Sobald ich spürte wie das Auto los fuhr stellte ich ihn zu Rede. „Was sollte das? Ich dachte du würdest auf meiner Seite stehen!“
Jayden schwieg. Warum antwortete er nicht? Warum sagte er nichts!
„Du hättest mich retten können!“
„Oder dich sterben lassen.“, entgegnete er. Ich zuckte vor seiner Antwort zurück.
„Wieso seit ihr alle so?“ schrie ich, ich ließ meinen ganzen Gefühlen in mir freien Lauf, Wut, Trauer, Verzweiflung, Hoffnung.
„Wie sind wir denn?“, fragt er beunruhigend ruhig.
„Kalt! Kalt und brutal und blutrünstig und mordlustig!“
Stille.
„Ich dachte wenigstens du wärst nicht so!“
„Du bist aufgewühlt, du solltest dich beruhigen, sonst bist du gleich tot, wenn du weiter so ein Theater machst.“
„Na und? Ganz ehrlich: Mittlerweile ist es mir egal ob ich lebe oder sterbe! Egal wo ich hin komme es wird alles nur noch schlimmer! Ich dachte die Verfolgung in der Wüste war schlimm. Dann musste ich in der Stadt ansehen wie Lis in den vermutlichen Tod fällt und ich auch. Dann wachte ich im Krankenhaus auf, wo alles nur noch schlimmer wurde weil ich halb verrückt wurde. Und jetzt bin ich hier, wo es vermutlich am schlimmsten wird. Egal wo ich hinkomme es wird alles nur noch schlimmer! Vielleicht hoffe ich insgeheim ja auch, dass ich sterbe, denn das Leben das ich momentan führe ist nicht lebenswert! Andauernd in der Angst leben gleich sterben zu müssen, das kann ich einfach nicht mehr!“
„Irgendwann gewöhnt man sich an das Gefühl.“ Ich hörte aus seiner Stimme eine leichte Gefühlsregung heraus.
„Nein! Daran kann man sich nicht gewöhnen!“
„Das konnten wir alle.“
Ich horchte auf. „Du auch?“
„Ja, ich auch.“
Ich begann zu weinen. So heftig wie vermutlich noch nie und mir war es egal wenn Jayden es mitbekam, mir war egal wenn es die Rebellen mitbekamen, von mir aus konnte es die ganze Welt erfahren! Ja, auch ich konnte weinen wie ein Wasserfall! Und das nicht mal zum ersten Mal.

…

„Ist dir jetzt klar was du tun musst?“
Ich nickte. „Ich muss Cassy wieder auf unsere Seite holen. Aber wie?“
„Das ist die Frage aller Fragen, wir müssen herausfinden wo das Versteck der Rebellen ist.“
„Wie finden wir das heraus?“
Johnson seufzte. „Ich schätze wir müssen abwarten, darauf das sie einen unüberlegten Schritt tun.“
„Wenn ich dort eingedrungen bin, was dann?“
„Du musst aufpassen und dir ihr Vertrauen aneignen, sei vorsichtig, das wird schwierig. Am besten ist wenn du dich da an Cassy wendest. Sie würde vermutlich alles dafür tun das du nicht umgebracht wirst.“
„Aber was ist wenn die Rebellen sie schon umgebracht haben?“
Johnson schüttelte den Kopf. „Das werden sie nicht, ich kenne Cassy und ihre Position bei den Rebellen, sie werden sie am Leben lassen.“
„Was ihr Fehler sein wird, denn sobald sie sich wieder erinnert …“
„Wird sie für uns arbeiten und sie alle in den Untergang reiten.“, beendete Johnson meinen Satz.
„Aber damit alles so makellos von der Bühne geht brauchen wir dich.“ Ich nickte. „Keine Sorge, ich werde alles so ausführen wie von ihnen gedacht.“ Johnson lächelte. „Gut.“

…

Es war mir alles zu viel, wieso nur ich? Ich wollte das nicht, in was war ich da nur hineingeraten?
„Wir müssen aussteigen.“, bemerkte Jayden.
„Halt die Klappe!“, schrie ich ihn an. „Du bist ein Verräter!“
„Ich habe nur so gehandelt, wie ich es für richtig hielt!“
Ich schluchzte weiter. Wieso konnte ich die Tränen nicht stoppen? Ich wollte nicht mehr weinen, irgendwann musste es doch genug sein!
Ich spürte Jaydens warme Hand auf meiner Schulter.
„Ich verspreche dir, das ich nicht zulassen werde das sie dich umbringen, okay?“ Ich hielt inne mit dem weinen. Hatte ich mir das gerade eingebildet? Nein, er musste es tatsächlich gesagt haben!
„Okay.“, flüsterte ich. Ich wusste nicht warum aber mein Herz pochte jetzt noch schneller.
„Es tut mir leid aber die Augenbinde muss dran bleiben bis wir im Bau sind.“
Ich nickte nur und versuchte mich langsam voran zu tasten und von der Ladefläche zu springen, natürlich war das nicht vom Erfolg gekrönt. Ich landete auf allen vieren und versuchte schnell wieder aufzustehen, in der Hoffnung nicht zu viel Aufmerksamkeit auf mich gezogen zu haben. Es roch nach altem Holz und Sand. Ich hörte den Wind pfeifen der immer doller wurde. Sand wirbelte in mein Gesicht und prallte auf meine nackte Haut, was sehr unangenehm war. Verzweifelt versuchte ich meine Haare hinter meine Ohren zu streichen doch sie wurden immer wieder nach vorne geweht.
Ich spürte einen viel zu festen Griff an meinem Oberarm, der vermuten ließ das Blondie sich jetzt wieder um mich kümmerte.
„Das wird lustig wenn ich dich persönlich erschießen darf!“, raunte sie in mein Ohr.
„Was hab ich dir eigentlich getan?“, giftete ich leise zurück. Blondie hielt inne. „Du bist eine Feindin.“, sagte sie dann in der steinharten Stimme, ob sie wohl auch einmal in einem sanften Ton sprechen konnte? Ich bezweifelte es.
Ich hörte wie eine Tür knarrend aufging und kurz darauf war ich in einem verhältnismäßig kühlen Raum. Ich vermutete das es wohl ein Haus sein musste. Draußen hörte ich noch immer den Wind pfeifen.
Noch einmal knarzte es, dann war ein lautes Scheppern zu hören.
„Was war das?“, fragte ich und versuchte irgendwie unter der Augenbinde hindurch zu sehen, doch vergebens.
„Eine Falltür.“, entgegnete Blondie knapp. „Die Treppe runter musst du selbstständig gehen hör einfach auf meine Schritte, bleib nicht stehen und versuch nicht hinzufallen auch wenn es sicher lustig aussehen würde.“
„Wie witzig.“, sagte ich sarkastisch.
„Ich weiß.“ Trotz dass ich Blondie nicht sehen konnte, wusste ich genau das sie gerade teuflisch grinste.
„Dann folg mir!“, befahl sie. Ich versuchte auf ihre Schritte zu lauschen und zu zählen. Eine Stufe, zwei Stufen, drei Stufen, langsam setzte ich mich in Bewegung, Je tiefer wir gingen desto schwieriger war es nicht in Blondie hin einzurennen, da mittlerweile alle auf der Treppe waren und die Schritte als Echo von den Wänden widerhallten. Mit der rechten Hand tastete ich mich an der kalten und rauen Gesteinswand ab. Langsam bahnte sich das Gefühl von Panik an, da die Treppe offenbar ins endlose führte und neben mir nichts als Gestein war, außerdem wurde es immer kühler so dass ich in dem Nachthemd, das ich immer noch anhatte, anfing zu frieren. Zähne klappernd ging ich immer weiter.
Und dann kam das was wohl kommen musste, als die Stufen plötzlich zu Ende waren verlor ich das Gleichgewicht und viel nach hinten. Starke Arme fingen mich auf und stellten mich wieder hin. „Pass doch auf!“, knurrte Jayden mir ins Ohr. Ich war völlig verwirrt, gerade eben war er noch nett gewesen, hatte mir sogar gesagt, dass er dafür sorgen würde das ich überlebte und jetzt, jetzt war er wieder genauso unausstehlich wie alle anderen. Ich wurde einfach nicht schlau aus ihm. Die ganze Zeit grübelte ich über Jayden so das mir die lange Strecke gar nicht so lange vorkam. „Halt!“, schrie Blondie plötzlich und ich konnte gerade noch rechtzeitig abbremsen, um nicht in sie hinein zulaufen.
„Jayden, Augenbinde abnehmen!“
„Ja!“, entgegnete Jayden ernst und ich spürte wie er sich am Knoten meiner Augenbinde zu schaffen machte. Es war beruhigend wieder zu sehen. Kurz war ich geblendet von dem Licht, das mir entgegen strömte. Wir waren in einem engen Gang, gerade mal anderthalb Meter breit, Blondie hatte eine Taschenlampe in der Hand, die den Tunnel beleuchtete. Die Decke war sehr niedrig und in dem Moment war ich froh, dass ich nicht zu den größten gehörte und ich mich nicht krümmen musste. Jayden konnte auch gerade und eben noch gerade stehen. Ich konnte hinter Blondie, die sich zu der Gruppe die in einer Reihe stand umgedreht hatte, noch eine weitere Lichtquelle außer der Taschenlampe ausmachen, die den Tunnel schwach beleuchtete. Ich versuchte verzweifelt zwischen Blondies verschränkter Pose hindurch zu sehen und einen Blick darauf zu erhaschen was hinter ihr war, doch vergebens, der Gang war einfach zu schmal.
„Jayden, ich will das du unseren Gast ohne Umschweife in eine unserer Zellen steckst, während ich mit unserem Chef abkläre ob wir sie gleich hinrichten oder noch eine unnötige Abstimmung abhalten.“
„Ja.“ Wie ich befürchtet hatte guckte Jayden genauso ernst und kalt wie er klang, ich musste kurz schlucken, plötzlich wurde mir schmerzhaft bewusst, dass er womöglich mein ein zigster Verbündeter war und ich es mir unter keinen Umständen mit ihm verscherzen durfte, was ich wohl eh schon getan hatte. Wenn ich überleben wollte und das musste ich, für Lis, dann musste ich auf Jayden bauen.
Blondie drehte sich wieder um und marschierte voran, schnellen Schrittes folgte ich ihr durch eine Öffnung im Gestein. Ich war völlig überrascht, es schien wie als wären wir in einer riesigen Höhle. Die Decke war riesig und wahnsinnig hoch, bestimmt gut zwei Häuser. Man sah einige Löcher durch die winzige Strahlen Sonnenlicht schienen. Doch das war nicht die ein zigste Lichtquelle, an Wänden waren Fackeln angebracht. Die Höhle konnte gut mehrere Fußballfelder groß sein. Überall waren Menschen, es schien wie eine riesige Eingangshalle. Die meisten hatten sich zu Gruppen zusammen geschlossen und redeten wild durch einander.
„Was ist das hier?“, fragte ich überwältigt. „Das hier ist der Treffpunkt für die, die gerade Pause von der Arbeit haben, sie stehen hier meistens oder sitzen und tauschen sich über Neuigkeiten aus.“, meinte Thomas kalt.
„Ahh...“ Es war atemberaubend. Ich sah wie drei Kinder, zwei Mädchen und ein Junge auf einen Mann hinter mir zu rannten und er sie lachend in die Arme nahm.
„Papa! Papa! Endlich bist du wieder da!“, verkündeten sie immer wieder. Diese Szene lies meine Seele lachen und ein leichtes Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Auch Thomas schien bei diesem Anblick wieder aufzutauen, dann wandte er den Blick jedoch ab und erstarrte.
„Was ist?“, fragte ich ihn besorgt. Urplötzlich löste er sich aus seiner Starre und hatte wieder die gleiche gleichgültige Miene aufgesetzt. „Komm jetzt schnell weiter!“, sagte er barsch. Doch bevor er noch etwas sagen oder tun konnte hörte ich einen Ruf, der mir komisch bekannt vorkam.
„Cassy!“ Diese Stimme … ich drehte mich um, doch da lagen seine Lippen schon auf meinen, hart und fordernd. Ich war völlig erstarrt und konnte nichts tun, während er seine Lippen auf meine presste, ich war völlig verwirrt doch das schien er nicht mal zu bemerken. Mein Gehirn setzte aus und ich schloss die Augen und begann den Kuss zu erwidern. Es fühlte sich irgendwie richtig und gleichzeitig falsch ein, doch das ignorierte ich.
„Ethan! Sie ist es nicht!“, fauchte jemand hinter mir und da begann mein Gehirn wieder zu arbeiten. Ich riss die Augen schreckgeweitet auf und stieß mich von diesem Ethan ab. Der jedoch hatte mich fest im Griff und presste mich nach meinem Widerstand nur noch näher an meinen Körper.
„Was redest du da, Hewering?“ Ich wollte mich umdrehen doch Ethan war einfach zu stark so das ich es aufgab.
„Ihr Gedächtnis wurde gelöscht, zumindest behauptet sie das.“ Es war eindeutig Jayden der da sprach. „Was?“ Ethans eiserner Griff lockerte sich für einen Moment und ich nutzte die Gelegenheit und flüchtete von ihm, ich wich soweit vor ihm zurück das ich gegen Jayden knallte der mich hinter sich zu den anderen Rebellen zog.
„Bleib hinter mir!“, befahl er mir. Ich wollte widersprechen, ich musste nicht beschützt werden! Doch da erinnerte ich mich, dass ich mich Jayden wieder nähern musste, also schwieg ich ausnahmsweise. Ich spähte hinter Jayden hervor und musterte Ethan heimlich. Er sah noch genauso aus wie ich ihn in meinen Erinnerungen gesehen hatte. Schwarze, kurze Haare, sturmgraue Augen und leicht gebräunte Haut. Seine Lippen hatte er zu einer schmalen Linie verzogen und seine Stirn lag in Falten. Er trug ein graues T-shirt mit V-Ausschnitt. Die Arme hatte er verschränkt und man sah deutlich seine Muskeln hervortreten.
„Die Cassy die du kanntest existiert nicht mehr, ihr Gedächtnis wurde gelöscht und wir wissen nicht mal ob sie jetzt so umgepolt wurde das sie eine Spionin ist.“ Ich ließ meine Blicke schweifen und merkte das alle aufgehört hatten zu reden und uns anstarrten, ins besondere mich. Ich versuchte mich noch besser hinter Jayden zu verstecken, doch die Blicke spürte ich trotzdem auf mir, sie schienen mich förmlich zu durchbohren, wie tausend Messerstiche.
„Wieso habt ihr sie nicht hingerichtet?“, schrie jemand aus der Menge. Ethan drehte sich blitzartig um. „Wer hat das gesagt? Wer wagt es sie umbringen zu wollen?“
Getuschel ging durch die große Gruppen von Rebellen und Ethan wandte sich wieder an Jayden.
„Cassy?“, fragte er fast sehnsüchtig. Ich sah hinter Jaydens Schulter hervor.
„Bitte sag mir, dass das nicht wahr ist! Sag mir das du dich an mich erinnerst!“ In diesem Moment tat mir Ethan so leid und ich hätte ihm so gerne geantwortet das ich mich an ihn erinnerte, doch das stimmte nicht, ich kannte ihn nur flüchtig aus einer meiner wiedererlangten Erinnerungen. Ich trat neben Jayden, der mich wütend anknurrte. Als ich antwortete konnte ich Ethan nicht in die Augen sehen also blickte ich auf den Boden.
„Es tut mir leid, aber ich weiß nicht wer du bist …“ Ich traute mich meinen Blick wieder an Ethan zu wenden und erschrak. Er schien völlig außer sich.
„Nein! Nein das glaub ich einfach nicht!“ Er rannte auf mich zu, packte mich an den Handgelenken und schüttelte mich. „Du erinnerst dich an mich! Du hast mir gesagt du könntest mich nicht vergessen! Erinnere dich!“ Er schüttelte mich immer heftiger und sein Griff wurde immer fester. „Lass mich los!“, versuchte ich mit so wenig Angst in der Stimme zu sagen wir mir möglich war. Ich sah wie Jaydens Hand nun Ethans Handgelenk umklammerte und er mit fester und ruhiger Stimme sagte: „Ethan, beruhige dich und las sie los!“ Ich spürte wie sich der Griff von Ethans Hand um mein Handgelenk lockerte und er mich schließlich los ließ. „Ich muss hier weg!“, flüsterte er, riss sich von Jayden los und drehte sich geschmeidig um. Er bahnte sich einen Weg durch die vor Überraschung versteinerten Menschen.
Einige Sekunden verstrichen, dann brach das Chaos aus. Alle schrien irgendetwas und redeten wie wild durch einander.
Jayden nahm mein Handgelenk und versuchte mich so unauffällig wie möglich an der Menge vorbei zu ziehen. Er zog mich durch einen der vielen kleinen Tunnel, die von der riesigen Höhle ausgingen. Er griff nach einer Fackel, die in einer Halterung steckte und beleuchtete den Tunnel. „Toll, genauso was wollte ich vermeiden.“, murmelte er vor sich hin.
„Was?“, hakte ich nach.
„Das Ethan dich zu Gesicht bekommt, bevor wir ihm alles erzählen konnten.“
„Ja, er war ziemlich … stürmisch.“ Ich spürte wie mir das Blut in die Wangen schoss, als ich an den Kuss dachte.
„Eigentlich war es ganz verständlich, du kannst dir gar nicht vorstellen wie schlimm die letzten Tage für ihn waren nachdem er erfahren hatte das die komplette Mission gescheitert war und kein ein zigster überlebt hat.“
Ich musste schlucken. Ethan tat mir gerade so unglaublich leid und ich fühlte mich schuldig, schuldig dafür, dass ich mich nicht an ihn erinnern konnte. Wir kamen an einer Kreuzung an und bogen nach links ab.
„Das ist hier ja unglaublich!“ stellte ich fest.
„Ja, das meiste war schon von der Natur geschaffen, doch einiges haben wir erweitert, wir sind auch jetzt noch dabei alles auszuarbeiten.“
Erneut eine Kreuzung, diesmal ging es nach rechts. Wir gingen noch eine Weile, bis plötzlich erneut Stufen kamen. Stumm gingen wir sie herunter, zum Glück waren es nicht viele, doch ich spürte wie die Luft langsam dünner wurde, aber es reichte noch um normal zu atmen. Plötzlich waren wir in einem Gang von denen alle drei Meter schmale Tunnel abgingen. Jayden ging durch den vierten von rechts und ich folgte ihm, nach einer Zeit kamen wir an einer alten Holztür an, mit einem großen, rostigen Riegel. Jayden schob ihn beiseite und öffnete die Tür.
„Gewöhne dich hier dran, hier wirst du bis zum Urteil bleiben.“
Ich sah Jayden verunsichert an, der jedoch nur seufzte. „Nun geh schon!“ Kaum war ich in dem kleinen Raum drin, knallte Jayden hinter mir die Tür zu. Überall war Stein, ich blickte hoch zur Decke, die ebenfalls mehrere Häuser hoch schien. Ganz oben, erkannte ich ein Loch, die letzten Sonnenstrahlen warfen dadurch in die Mitte des kleinen Raumes Licht. Der Raum war etwas größer als der in dem mich diese Ärzte gesperrt hatten, doch er war keinesfalls gemütlicher. Nicht einmal ein Bett gab es.
„Ich will jetzt ja nicht pingelig sein, aber könnte ich bitte eine Decke kriegen? Es ist kalt hier so nur im Nachthemd zu stehen.“, schrie ich durch die Tür. Ich bekam keine Antwort. Vermutlich war Jayden schon gegangen. Das enttäuschte mich aus irgendeinem Grund. Ich setzte mich auf das kalte und nackte Gestein und dachte nach. Vor vierundzwanzig Stunden noch war ich in einem kleinen viereckigen weißen Raum mit Badezimmer und Bett und nun saß ich in einem kahlen kleinen Raum aus Gestein in dem weder Badezimmer noch Bett war. Was meine momentane Wohnlage betraf hatte ich mich nicht gerade verbessert. Ich versuchte die Gedanken zu verdrängen und rollte mich zusammen. Es schien immer Kälter zu werden und der Boden war so unbequem das ich nicht einschlafen konnte. Immer wieder dachte ich über Lis nach.
„Ich komme dich suchen und ich werde dich finden.“, murmelte ich immer wieder und wurde immer schläfriger.
Ich war eine Verurteilte, verurteilt zu warten und zwar auf meinen Tod.

Kommentarfunktion ohne das RPG / FF / Quiz

Kommentare autorenew