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Sonnenschnee----Staffel 1/Band 1~WaCaFF

"Die Gefahr ist noch nicht vorüber, Sonnenauge. Bachstern ist noch nicht besiegt."

Es ist schon einige Blattwechsel her, dass der SchneeClan und die anderen Clans den Tyrannen Bachstern besiegt haben. Doch der neue zweite Anführer des SchneeClans, Sonnenauge, ist sich nach einer unheilvollen Vision ganz und gar nicht sicher. Er beginnt, den überraschend frühen Tod von Bachsterns Besieger, Ginsterstern, zu hinterfragen. Weitere Visionen quälen ihn - und nicht nur das: Vier weitere Katzen, jede aus einem der anderen Clans, haben die gleichen Bilder vor Augen, sobald sie diese schließen. Doch was ist das für eine bevorstehende Katastrophe, auf deren Geschehen alles hinzudeuten scheint?

    1
    Die Hierarchie der Katzen

    SchneeClan
    Anführerin - Flockenstern schwarzweiße Kätzin mit dunkeltürkisfarbenen Augen

    2.Anführer - Sonnenauge schwarzer Kater mit gelben Augen

    Heiler - Schattenbach schwarze Kätzin mit schmalen weißen Ringen um die Augen und weißen Ringeln um den Schwanz, ein pastellgrünes und ein pastellblaues Auge, weiße Brust und Bauch, Mentorin von
    Wolkennase cremefarbener Kater mit einer weißem Schnauze und himmelblauen Augen

    Krieger - Sturmschnee grauweiße Kätzin mit dunkeltürkisfarbenen Augen, Mentorin von Windpfote
    Kastanienlaub schildpattfarbene Kätzin mit schwarzen Vorderpfoten und bernsteinfarbenen Augen, Mentorin von Kirschpfote
    Minzschweif weiße Kätzin mit grünen Augen, Mentorin von Regenpfote
    Perlenschweif cremefarbene Kätzin mit weißen Tupfen
    Goldflug goldene Kätzin mit schwacher weißer Tigerung und gelben Augen
    Steinkralle dunkelgrauer Kater mit hellgrauen Zehen
    Waldherz dunkelbrauner Kater mit lindgrünen Augen
    Wellensturm großer, silbergrauer Kater mit blauen Augen, Mentor von Rindenpfote
    Nachtpelz schwarzer Kater

    Schüler - Windpfote weißer Kater mit haselnussbraunen Augen
    Kirschpfote rotbraune Kätzin mit grünen Augen und schwarzen Vorderpfoten sowie weißen Flecken
    Regenpfote silbergrau getigerter Kater
    Rindenpfote brauner Kater mit dunklen Schattierungen im Fell

    Königinnen - Traumherz hellbraune Kätzin mit schildpatt- und weißen Flecken und grünen Augen, Mutter von Blumenjunges, Sanftjunges, Onyxjunges
    Apfelkristall dunkelrote Kätzin mit silberweißen Ohren, Mutter von Baumjunges, Blattjunges, Tulpenjunges

    Älteste - Heidebart weiße und hellbraune Kätzin
    Haferschnauze schildpattfarbener Kater mit schwarzem Gesicht und goldener Schnauze
    Wasserherz silbergrauschwarzer Kater

    SturmClan
    Anführer - Gewitterstern dunkelgraubrauner Kater mit orangefarbenen und weißen Sprenkeln und bernsteinfarbenen Augen

    2.Anführer - Tigerpelz golden und schwarz getigerter Kater mit bernsteinfarbenen Augen

    Heilerin - Mondstaub silbergraue Kätzin mit dunkelgrauen Sprenkeln und blauen Augen

    Krieger - Nelkenglanz rotbraune Kätzin mit gelben Augen, Mentorin von Flachspfote
    Funkensturm orangerote Kätzin mit weißen Pfoten und grünen Augen, Mentorin von Erdpfote
    Mauskralle dunkelgraubrauner Kater mit braunen Augen, Mentor von Lilienpfote
    Feuerblatt feuerrote Kätzin mit grünen Augen
    Cremeschweif cremefarbene Kätzin mit grünen Augen
    Baumkralle dunkelbrauner Kater
    Schattenstreif goldener Kater mit schwarzen Streifen
    Silberhauch silberne Kätzin mit blassgrünen Augen
    Teichherz silberner Kater mit türkisen Augen
    Leopardenfeder goldene Kätzin mit schwarzen Tupfen und grüngoldenen Augen

    Schüler - Flachspfote cremefarbener Kater
    Erdpfote brauner Kater
    Lilienpfote kleine, weiße Kätzin mit grünen Augen

    Königinnen - Goldschweif weiße Kätzin mit goldenem Schweif und Beinen, Mutter von Wühljunges, Schlackenjunges, Frostjunges, Honigjunges
    Nachtlicht schwarze Kätzin mit weißen Flecken, erwartet Junge

    Älteste - Rostbart rostroter Kater
    Wurzelbein dunkelbraune Kätzin mit starken Beinen
    Wolfszahn grauer Kater mit gelben Augen

    SonnenClan
    Anführer - Glutstern orangegelber Kater mit gelben Augen

    2.Anführerin - Luftherz weißgraue Kätzin mit blaulilanen Augen

    Heiler - Linneabart langhaariger, weißer Kater mit blinden, grünen Augen

    Krieger - Himmelsbrise weiße Kätzin mit vereinzelten, schwarzen Flecken und blauen Augen, Mentorin von Krümelpfote
    Steinpelz - grauer Kater mit bernsteinfarbenen Augen, Mentor von Schnupperpfote
    Sprenkelschweif goldene Kätzin mit weißen Pfoten und braunen Sprenkeln, Mentorin von Lockenpfote
    Fleckenbart weißer Kater mit Schildpattflecken auf der Nase, Mentor von Raschelpfote
    Rieselsand sandfarbener Kater mit roten Sprenkeln auf den Beinen
    Blättersturm schildpattbraune Kätzin mit grünen Augen
    Möwenschweif grauweiße Kätzin
    Schwalbenfeuer brauner Kater mit einem orangeroten Fleck auf der Brust
    Lorbeersprung braun getigerte Kätzin mit grüngoldenen Augen
    Hopfenkralle dunkelgoldener Kater
    Buchenwind hellbrauner Kater mit weißen Flecken
    Birkenglanz weiße Kätzin mit grauen Streifen und grünen Augen

    Schüler - Krümelpfote braune Kätzin mit dunklen Sprenkeln
    Schnupperpfote schwarzweißer Kater
    Raschelpfote schwarzer Kater mit weißen Zackenmustern auf den Flanken
    Lockenpfote braune Kätzin mit dunklen Kringeln

    Königin - Vogelschwinge braun gemusterte Kätzin, erwartet Junge

    Älteste - Weidenherz silberne Kätzin mit grünen Augen
    Flickenklang schildpattfarbener Kater

    BlumenClan
    Anführerin - Heckenstern hellbraune Kätzin

    2.Anführerin - Tulpenschweif dunkelrote Kätzin

    Heiler - Grünauge junger, brauner Kater mit großen, grünen Augen, Mentor von
    Beerenpfote schwarzweiße Kätzin

    Krieger - Nebeltraum hellgrau melierte Kätzin
    Blitzfell schwarzweißer Kater mit gelben Augen
    Rosenherz rote Kätzin, Mentorin von Dunstpfote
    Tannenbach dunkelgrauer Kater mit grünen Augen, Mentor von Rauchpfote
    Kieselschimmer graue Kätzin, Mentorin von Elsterpfote
    Abendglanz dunkelrote Kätzin mit gelben Augen und weißen Pfoten
    Morgentau rotbraune Kätzin mit blauen Augen
    Schwarzfleck schwarzweißer Kater
    Nussherz hellbrauner Kater
    Efeublatt silberne Kätzin mit dunkelgrünen Augen
    Dunkelschatten schwarzer Kater mit weißen Pfoten

    Schüler - Dunstpfote hellgrauer Kater
    Rauchpfote dunkelgrau gemusterte Kätzin
    Elsterpfote schwarzweißer Kater

    Königinnen - Fleckenkristall schildpattfarbene Kätzin, Mutter von Froschjunges, Seejunges, Buntjunges, Laubjunges
    Grausonne graubraun getigerte Kätzin mit dunkelgoldenen Augen, erwartet Junge
    Grasherz rotbraune Kätzin mit dunkelbraunen Flecken und weißen Pfoten, Mutter von Schlangenjunges, Himbeerjunges

    Ältester - Rotstein rotgrau getigerter Kater

    RegenbogenClan
    Anführerin - Buntstern schwarze Kätzin mit bunten Tupfen, Mentorin von Flüsterpfote

    2.Anführerin - Blaumeisenschweif schwarzgraue Kätzin mit blauen Augen, Mentorin von Rankenpfote

    Heilerinnen - Bernsteinfeder hellbraun-weiß getigerte Kätzin mit bernsteinfarbenen Augen
    Quarzschweif weiße Kätzin, Mentorin von
    Echopfote silberner Kater

    Krieger - Schattengeflüster schwarze Kätzin, Mentorin von Lachspfote
    Falkenflug schwarzbraun gemusterte Kätzin, Mentorin von Lavendelpfote
    Lichtglanz weiße Kätzin mit gelben Augen, Mentorin von Fliederpfote
    Braunkralle brauner Kater
    Sturmblüte graue Kätzin mit weißen Flecken auf dem Kopf
    Wolkenbach weiße Kätzin mit blassblauen Augen
    Löwenzahnschatten gelber Kater mit schwarzen Flecken und grünen Augen
    Kornblumenpelz blaugrauer Kater mit grünen Augen
    Bergschnee grauweißer Kater
    Sonnenhimmel goldener Kater mit blauen Augen

    Schüler - Flüsterpfote silberschwarze Kätzin
    Rankenpfote brauner Kater mit grünen Augen
    Lachspfote silberner Kater mit orangefarbenen Augen
    Lavendelpfote sandfarbene Kätzin mit blauen Augen
    Fliederpfote grauweiße Kätzin mit blauen Augen

    Königin - Wiesenblume hellbraune Kätzin mit weißen Flecken und grünen Augen, Mutter von Plusterjunges, Puscheljunges, Haseljunges

    Ältester - Rotschecke brauner Kater mit kaum sichtbaren, rotbraunen Flecken

    2
    Prolog
    Der kleine schwarze Kater knabberte an der mageren Maus. Sein langer Pelz hing ihm in zottigen, dreckigen Strähnen vom Körper. Seine gelben Augen starrten wütend, lauernd, zu dem großen, silbergrauen Kater hinüber, der auf dem Frostfelsen - nun der Bachfelsen - lümmelte und sich bedienen ließ. Der Schüler seufzte und schluckte den letzten Rest herunter. Dann erhob er sich und warf einen trotzigen Blick zu dem großen Kater hinüber. Er richtete den Blick wieder auf sein Ziel - den Frischbeutehaufen. Er packte ein ganz passables Kaninchen und trug es zu einem Kater mit braunem Fell und trüben, orangefarbenen Augen. Er war der einzige Älteste und sah sogar noch schlimmer als der Schüler aus. "Hirschglut? Das ist für dich." Sein Gegenüber hob den Kopf. "Sonnenpfote. Du weißt, dass du das nicht darfst. Bachstern-" "Bachstern ist ein Tyrann", fauchte Sonnenpfote leise. "Er hat nicht das Recht, uns Befehle zu geben." Hirschglut legte die Ohren an. "Der SternenClan segne dich, Kleiner. Obwohl Bachsterns Schergen dich töten werden, wenn sie davon erfahren." "Das ist mir egal." Sonnenpfote schob das Kaninchen etwas näher an den Ältesten. "Friss schon. Was auch immer passiert, ich werde nicht zulassen, dass du verhungerst." "Du hast ein gutes Herz.", schnurrte Hirschglut und biss herzhaft in den Kadaver.
    "Sonnenpfote!" Zwei Kater näherten sich dem Schüler von hinten. "Hast du ihm etwa ein Kaninchen gebracht, Sonnenpfote?" Der kleine schwarze Kater bleckte die Zähne. "Natürlich, Wolkenkralle. Warum nicht?" "Du spielst mit dem Feuer, Kleiner. Das, was du gerade getan hast, ist verboten, und das weißt du." "Bachsterns Regeln sind sinnlos", fauchte Sonnenpfote. Das war ein Fehler. Wolkenkralle traf ihn unvorbereitet, der Schüler hatte keine Chance, sich zu wehren. "Keiner beleidigt Bachstern.", knurrte der große hellgraue Krieger ihm ins Ohr. Der andere Kater tappte gemächlich zu Bachstern und sagte etwas zu ihm. Bachstern hob den Kopf, musterte Sonnenpfote und erhob sich schließlich. "Wen haben wir denn da?", fragte er kalt. "Du bist ein chronischer Unruhestifter, Sonnenpfote." Der silbergraue Kater musterte Sonnenpfote leicht belustigt. "Bis jetzt war ich gnädig-" "Gnädig? Das nennst du gnädig?", fauchte Sonnenpfote. Bachsterns Miene verhärtete sich. Er schnippte mit dem Schwanz scheinbar achtlos in Richtung Heilerbau. "Korianderfrost!" "Ja?" Der junge Kater hastete ins Sonnenlicht. "Schattenpfote", knurrte Bachstern nur. "Nein! Nicht sie!", jaulte Sonnenpfote und versuchte, seine Verzweiflung nicht allzu offensichtlich zu zeigen. Korianderfrost schubste seine Schülerin nervös aus dem Bau. Sonnenpfote wimmerte, als er seine ängstliche Schwester sah. Er wehrte sich, aber Wolkenkralle war zu stark. Eine Kätzin hielt Schattenpfote auf Bachsterns Geheiß hin fest, nachdem sie sie in die Mitte der Lichtung gezerrt hatte. Bachstern trat vor. "Schattenpfote, dein Bruder war wieder ungehorsam, geradezu unverschämt. Ich dachte, ich sollte seine Treue vielleicht durch dich festigen. Du bist mir doch treu, oder?" Schattenpfote duckte sich zitternd. Sonnenpfote bäumte sich erneut auf, aber ohne Erfolg. "I-i-ich ... " Schattenpfote sah ihren Bruder verzweifelt an. Die Kätzin, die sie festhielt, bohrte ihr die Krallen in die Schulter. "Ich ... ja. Ich bin ... dir ... treu, Bachstern. Natürlich, Bachstern." "Sehr gut, Kleine.", schnurrte Bachstern und warf Sonnenpfote einen triumphierenden Blick zu. "Nun, dann wollen wir das mal allen zeigen, was, Schattenpfote?" Bachstern fuhr die Krallen aus. Schattenpfote kauerte sich zusammen und duckte sich unterwürfig. Bachstern lachte leise und zog seine Krallen in wellenförmigen Bewegungen über ihre Schulter. Schattenpfotes Schreie hallten auf der Lichtung wieder.

    3
    Kapitel 1
    Sonnenauge schreckte erschrocken hoch. Er hatte diesen Albtraum seit Ginstersterns Tod. Jede einzelne Nacht. Es wunderte ihn, dass er noch nicht wahnsinnig geworden war. Der schwarze Kater mit den stechenden gelben Augen erhob sich aus seinem Nest in der Mitte des Kriegerbaus und setzte sich in die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne, während er damit begann, sein schwarzes Fell zu säubern. "So früh schon wach, Bruderherz?", ertönte eine belustigte Stimme vom Eingang des Heilerbaus her. Er drehte sich um und entdeckte seine Schwester Schattenbach, die Heilerin des SchneeClans. Sie tappte zu ihm und setzte sich ebenfalls. Ihm lief ein Schauer über den Rücken. Sie hatte sie immer noch. Die Narbe. Das Zeichen Bachsterns. Schattenbach bemerkte den Blick ihres Bruders. "Gibst du dir immer noch die Schuld?", fragte sie leise. "Du weißt, dass einzig und allein Bachstern Schuld daran hat - wenn es überhaupt jemanden gibt." Sonnenauge wandte den Kopf ab. "Ich war sehr töricht damals." "Ohne dich wäre Hirschglut verhungert.", warf sie ein. Er schüttelte den Kopf und korrigierte Schattenbach: "Er wäre nur etwas früher verhungert. Manchmal frage ich mich, was passiert wäre, wenn ich ihm damals nicht diese Beute gebracht hätte. Es hätte ihm vermutlich Leid erspart ... aber ich war dumm. Ich hatte es einfach satt." "Es wäre irgendwann eskaliert, das weißt du. Es führte kein Weg daran vorbei." "Ja. Ich weiß." Der schwarze Kater erhob sich und begann, in der kalten Morgenluft, die sich erst langsam in der aufgehenden Sonne aufwärmte, auf und ab zu laufen. Sein Blick schweifte immer wieder ruhelos zu seiner Schwester. Das fiel ihr natürlich auf. "Was bedrückt dich?" Schattenbach legte den Kopf schief und sah ihn fragend an. Sie kannte ihn einfach zu gut. Sonnenauge seufzte. "Ach, es war ein dummer Traum." Sie sah ihn forschend an. "Das ist aber nicht alles?" "Naja, es war ein Alptraum. Der Tag, an dem Bachstern ... das da getan hat." Er blieb stehen, setzte sich wieder neben Schattenbach und stupste ihre Narbe leicht an, zu verlegen, um es laut auszusprechen. Nur sie versteht mich ... sie weiß fast besser als ich, was ich damals durchgemacht habe. Vor dem Clan muss ich doch immer stark sein - oder zumindest so wirken. Seine Schwester seufzte und legte ihren Kopf an seine starke Schulter. "Du machst dir immer noch Vorwürfe. Ich kann nichts sagen, um das zu ändern, was?" Er antwortete nicht und sie wechselte das Thema. "Könnte der SternenClan dir den Traum nicht geschickte haben?" "Warum sollten die Sternenkrieger das getan haben?", hielt er dagegen. "Es war einfach ein Albtraum. Nichts weiter." "Wie du meinst."
    In diesem Moment schob sich ein cremefarbener Kopf mit einem weißen Fleck auf der Schnauze, als ob der junge Kater mit den himmelblauen Augen ebenjene in den Schnee geschoben hätte, neben ihnen aus dem Heilerbau. "Schattenbach? Ah, da bist du." Er kam über die Lichtung und bemerkte erst dann, in was genau er da reingeplatzt war. "Oh, ähm ... störe ich?" "Nein, Wolkennase", maunzte Schattenbach. Sonnenauge nickte leicht. Seine Schwester fuhr fort: "Stimmt etwas nicht?" Wolkennase schüttelte hastig den Kopf. "Nein, nein. Nichts schlimmes. Ich habe nur mal unsere Kräutervorräte durchgeschaut, wir müssen ein paar Sachen neu sammeln." Schattenbach nickte. "Ja, das ist mir auch aufgefallen. Thymian, Bachminze und Schafgarbe, wenn ich nicht irre?" Der cremefarbene Kater nickte. "Genau, und die Wacholderbeeren gehen auch zu Neige." "Gut, dann ... " Schattenbach schmiegte sich noch einmal an ihren Bruder. "Tschüss, Sonnenauge. Wir sehen uns dann." Sonnenauge stupste sie liebevoll an. "Mach keinen Quatsch, kleine Schwester." Sie schnurrte vergnügt. "Keine Angst, ich pass schon auf." Sie sprang auf und verließ mit Wolkennase das Lager. Sonnenauge sah ihr wehmütig nach. Sein Traum ging ihm den Rest des Tages nicht mehr aus dem Kopf.

    4
    Kapitel 2
    Kirschpfote drückte den Rücken durch, bevor sie in Lauerhaltung sank. Mit schmalen Augen beobachtete sie den Sperling, der nicht ahnend irgendwelche Körner aufpickte. Lautlos schlich sie sich an. Knack. Der Vogel flatterte auf. Kirschpfote hob den Kopf und knurrte wütend. Was hatte dieses vermaledeite Ästchen da in ihrem Weg zu suchen? "Kirschpfote? Hat dir der Ast etwas getan?" Sie wirbelte herum und entdeckte Dornenschweif. Sein dunkelgraues Fell schimmerte leicht in der Sonne. Sie fauchte leicht. "Er hat mir die Jagd versaut." Kastanienlaub trat knapp neben dem Kater ebenfalls aus einem Gebüsch. "Wer?" "Der Ast", murmelte Kirschpfote peinlich berührt. Ihre Mentorin schnurrte belustigt und synchron mit Dornenschweif. "Nun, es ist spät." Die schildpattfarbene Kätzin drehte sich um und forderte ihre Schülerin mit einem Schwanzstreich dazu auf ihr zu folgen. Dornenschweif folgte den beiden unaufgefordert. "Kastanienlaub ist viel zu verweichlicht.", stänkerte er, als er zu ihnen aufgeholt hatte. "Ihre Schwestern waren schon immer viel widerstandsfähiger als sie. Flockenstern aber nicht viel. Ich verstehe nicht, was mein Bruder sich dabei gedacht hat, sie zur zweiten Anführerin zu ernennen. Sturmschnee wäre eine bessere gewesen. Ich-" Kirschpfote warf ihm hinter Kastanienlaubs Rücken einen bitterbösen Blick zu und schüttelte den Kopf. Aus dem Mundwinkel zischte sie ihm so leise zu wie möglich zu: "Hör auf, du nervst!" "Hast du was gesagt?" Ihre Mentorin drehte den Kopf und sah die rotbraune Kätzin verwirrt an. Hastig schüttelte Kirschpfote den Kopf. "Nein, nein ... da war nur irgendein Insekt." "In der Blattleere? Unwahrscheinlich." "Ich ... keine Ahnung. Hast recht. War wahrscheinlich was anderes." Kastanienlaub schüttelte den Kopf und ging weiter. Dornenschweif sah seine Chance gekommen. "Warum willst du mir den Mund verbieten?", fragte der junge Kater empört. "Das hat dich ja nicht zu interessieren, was ich über sie sage, was? Sie HÖRT MICH JA NICHT!" Kirschpfote zuckte zusammen, als der Kater unvermittelt begann zu brüllen und warf ihm einen entnervten Blick zu.
    Ausnahmslos jede andere Katze in jedem der fünf Clans würde es wahnsinnig toll finden, eine Superkrieger-Geisterkatze an ihrer Seite zu haben, die nur sie wahrnehmen konnte. Kirschpfote war die einzige Katze aller fünf Clans in dieser Situation und hatte dafür nur ein Wort: Mäusedreck. Sie war ein Junges gewesen, als er in die Kinderstube spaziert war. Seitdem war dieser Kater bei ihr, gab ihr Ratschläge und leistete ihr Gesellschaft. Das war anfangs natürlich sehr, sehr cool gewesen, doch mittlerweile nervte er sie oft. Natürlich war er immer noch nützlich, um ihr Kampftipps zu geben oder so, aber als Freund ... puh. Vor allem weil er immer alles kommentieren musste. "Woran denkst du?" Kirschpfote machte eine leichte Schweifbewegung und warf Dornenschweif noch einen bösen Blick zu. Es war hoffentlich klar für ihn, was das heißen sollte: Nicht jetzt! Dornenschweif schnaubte.
    Zurück im Lager murmelte Kirschpfote ihrer Mentorin etwas davon zu, noch an ihren Jagdfähigkeiten arbeiten zu wollen, was von dieser enthusiastisch befürwortet wurde. Leicht beleidigt, dass ihre Jagdfähigkeiten offenbar als so schlecht angesehen wurden, tappte die Schülerin aus dem Lager. "Kirschpfote!" Sie wirbelte herum, um Dornenschweif anzufahren, er solle sie in Ruhe lassen, erkannte dann aber ihren Bruder Rindenpfote. "Was ist los?" Rindenpfote berührte sie kurz mit der Nase. "Du verziehst dich in letzter Zeit dauernd aus dem Lager. Und nachts hast du dich auch schon rausgeschlichen. Was hast du nur?" Perplex blinzelte sie ihn an. Sie hatte nicht gedacht, dass er etwas gemerkt hatte. Dornenschweif tauchte ebenfalls auf und bekam den Wortwechsel der beiden Geschwister mit. Er schien das Bedürfnis zu verspüren, sich einzumischen. "Naja, sie verbringt eben lieber Zeit mit mir als mit dir, weißt du?", teilte er Rindenpfote mit, der ihn zum Glück nicht wahrnahm. Kirschpfote ignorierte ihn. "Ich ... ich ... ", versuchte sie ihrem Bruder zu antworten. Rindenpfote sah sie mit großen Augen an. "Triffst du dich vielleicht mit jemandem aus einem anderen Clan?" "Was!", fragte sie verblüfft. Damit hatte sie nicht gerechnet. "Nein, natürlich nicht!" "Ich bin auch nicht vom SternenClan, keine Sorge. Ich bin eigentlich in gar keinem Clan mehr.", beruhigte Dornenschweif den Schüler. Kirschpfote seufzte. "Es ist einfach so viel, weißt du? Das Training ist hart, gerade in der Blattleere. Das ist alles." "Aha." Rindenpfote schien nicht überzeugt, wandte sich aber ab, um wieder ins Lager zurückzukehren. "Ich muss noch den Ältestenbau aufräumen. Wenn du reden willst ... komm einfach zu mir." "Nicht nötig, sie hat ja mich.", miaute Dornenschweif selbstgefällig. Kirschpfote seufzte. Sie mochte Dornenschweif trotz seiner Sticheleien irgendwie. Außerdem war sie das Einzige, was er hatte. Ohne sie ... Was sollte er machen? Er würde sich endlos langweilen. Kirschpfote war genervt von diesen Gedanken, aber sie musste sich eingestehen, dass er kein schlechter Mentor war. "Komm. Ich kann dir noch einen Trick zeigen, wenn du willst." Sie nickte, und Dornenschweif ging an ihr vorbei. Als sich ihre Pelze berührten, war es, als ob der SternenClan dazwischengefahren wäre. Kirschpfote spürte, wie ihr Herz zu rasen begann. Auch Dornenschweif schien den Moment erfasst zu haben. Er wandte verlegen den Blick ab und verschwand im Wald.

    5
    Kapitel 3
    Bachstern fauchte. Er fuhr die Krallen aus und zog sie Heckenstern über die Kehle. Blut sprudelte hervor, als die Anführerin des BlumenClans mit weit aufgerissenen Augen zu Boden sank. Beerenpfote schrie verzweifelt, doch aus ihrem Maul kam kein Ton. Sie konnte keinen Muskel rühren, auch nicht, als ein großer schwarzer, zotteliger Kater mit gelben Augen fauchend auf sie zusprang. Kurz bevor er sie erreichte, stürzte sie zu Boden und wurde von rabenschwarzer Dunkelheit verschluckt. Der schwarze Kater jedoch verschwand nicht. Beerenpfote lief ein Schauer über den Rücken. Er sah sie unverwandt aus leeren Augen an, er schien sie kaum wahrzunehmen. Sie wusste, wer er war, glaubte es zumindest zu wissen. Aber was sollte er hier tun? Der zweite Anführer des SchneeClans? Sonnenauge hieß er, wenn sie sich recht entsinnen konnte. Doch was, was zum heiligen SternenClan tat er hier? Jetzt glaubte die Schülerin zu erkennen, wo der Kater hinschaut. Sie wirbelte herum und riss erschrocken die Augen auf. Da war Bachstern, er stand mit glühenden Augen über Heckensterns Leichnam und blickte Beerenpfote triumphierend an. Er öffnete das Maul. "Wach auf, Beerenpfote!" Sie starrte den Tyrannen verblüfft an, bevor sie verstand, was er meinte. Und in diesem Moment wachte sie auf.
    "Du hast um dich geschlagen, Beerenpfote.", teilte Grünauge seiner Schülerin mit. "Alles in Ordnung? Hattest du eine Vision?" Beerenpfote schüttelte den Kopf, ohne recht zu wissen, welcher der Fragen die Verneinung galt. Sie ignorierte den besorgten Blick ihres Mentors und erhob sich aus ihrem Nest. "Wie spät ist es?" Er verstand und erlaubte ihr den Themenwechsel. "Kurz nach Sonnenaufgang. Die Morgenpatrouille ist schon los. Wenn mich nicht alles irrt, beginnt Tulpenschweif gerade damit, die restlichen Patrouillen zusammenzustellen. Beerenpfote legte den Kopf leicht schief. "Grünauge?" "Ja?" "Kann ich heute frei bekommen?" Er stellte keine Fragen. "Natürlich. Aber wenn du rausgeht, dann schau, ob du Katzenminze findest." "Im Wald?" Der braune Kater schnurrte vergnügt. "Wunder gibt es immer wieder, nicht war?" "Wahrscheinlich." Beerenpfote winkte mit dem Schwanz zum Abschied und verließ kurz nach der letzten Patrouille das Lager.
    Später kam Beerenpfote zurück. Grünauge zuliebe hatte sie einen Abstecher in den Zweibeinerort gemacht, wo sie aber leider keine Katzenminze gefunden hatte. Zu diesem Blattwechsel auch völlig utopisch, und das wusste Grünauge wahrscheinlich. Er hatte ihr vielleicht einfach eine Aufgabe geben wollen. Sie schnurrte belustigt und schob sich durch den Brombeertunnel ins Lager. Sie entdeckte ihre Wurfgefährten Dunstpfote, Elsterpfote und Rauchpfote, die sich beim Frischbeutehaufen ein fettes Kaninchen teilten, und tappte zu ihnen. "Beerenpfote!" Ihre Schwester Rauchpfote entdeckte die schwarzweiße Schülerin zuerst. Die graue Kätzin rückte ein wenig, um Beerenpfote Platz zu machen. Dunstpfote und Elsterpfote unterbrachen ihre Diskussion darüber, wer mehr Beute gefangen hatte. Dunstpfote warf seiner Schwester einen besorgten Seitenblick zu. Sie wirkte erschöpft. "Geht es dir gut?", fragte der graue Kater. Beerenpfote blickte ihn überrascht an. "Natürlich! Warum sollte es mir nicht gut gehen?" "Grünauge hat gesagt, du hättest um dich geschlagen. Im Schlaf.", warf Elsterpfote ein. Beerenpfote legte den Kopf leicht schief. "Das hat er gesagt? Er sagt viel, wenn der Tag lang ist." "Das ist doch nicht lustig!", maunzte Rauchpfote halb empört, halb verzweifelt. "Hattest du denn einen Traum?" "Nein. Also, doch, aber nicht so ein Traum. Nicht vom SternenClan. Einfach ein Traum. Das ist alles.", antwortete Beerenpfote und versuchte krampfhaft, ihre Geschwister zuversichtlich anzuschauen. Elsterpfote begann seine Schulterfell zu richten. "Na dann." "Dunstpfote! Rauchpfote! Elsterpfote!", schallte Rosenherz' Stimme über die Lagerlichtung. Die rote Kätzin war Dunstpfotes Mentorin und bei ihr standen Tannenbach und Kieselschimmer, die mit der Ausbildung von Rauchpfote und Elsterpfote betraut waren. Ihre Wurfgefährten sprangen auf. "Bis dann!" Schon waren sie weg. Beerenpfote blickte ihnen nachdenklich nach. Dann erstarrte sie. Da schlich ein großer, silbergrauer Kater über die Lichtung. Er fauchte, sprang Dunstpfote von hinten an und grub ihm die Krallen in den Rücken. Beerenpfote schrie erschrocken auf. Warum unternahm denn niemand etwas? "Dunstpfote!" Sie sprang los, um ihren Bruder zu retten, aber Bachstern zerstob zwischen ihren Pfoten. Dunstpfote wirbelte herum, als sie ihn vermeintlich angriff. "Was ist denn los, Beerenpfote?", fragte er perplex. "Bachstern!", jaulte sie verzweifelt. "Bachstern ist tot!", maunzte Rauchpfote. "Nein!" Beerenpfote konnte es nicht fassen. Hatten sie nichts bemerkt? In diesem Moment war er wieder da und zog Elsterpfote die ausgefahren Krallen über die Kehle. Sie beobachtete fassungslos, dass kein Blut hervorsprudelte. Wie konnte das sein? Dann sprang Bachstern auf sie zu und als er sie erreichte, wurde alles dunkel.

    6
    Kapitel 4
    Die Grillen zirpten und die Sonne war schon untergegangen. Sonnenauge spürte das weiche Gras unter den Pfoten. Der Vollmond leuchtete hell am Himmel und erinnerte ihn unvermittelt an die Nacht des großen Kampfes, in dem sie Bachstern besiegt hatten. Auch als er hinter Flockenstern den Versammlungsplatz betrat, fühlte er sich an jenen Tag zurückversetzt. So viel Blut war in dieser Nacht unnötig vergossen worden. Wie viele treue Clankatzen hatten ihr Leben gelassen, um die Traditionen der Clans zu retten? Kurz nach dem Kampf hatte Sonnenauge mit großen Schuldgefühlen zu kämpfen. Weil er überlebt hatte. Weil er als Hoffnungsträger gefeiert wurde und nicht die, die ihr Leben gelassen hatten. Weil er die Chance auf ein gutes Leben hatte. "Sei gegrüßt, Sonnenauge." Er blinzelte und fragte sich, wer ihn gerade angesprochen hatte. "Was?" Im nächsten Moment hätte er sich am liebsten selbst gekratzt für diese unhöfliche Antwort. Er erkannte die zweite Anführerin des BlumenClans, Tulpenschweif. "Entschuldigung, ich war in Gedanken. Sei gegrüßt." Sie durchschaute ihn sofort. "Ist es wegen dem großen Kampf?" Sie war damals gerade zur Schülerin ernannt worden, kaum sechs Monde alt. Trotzdem hatte sie gekämpft und hatte überlebt. Sie hatte schon in jungen Jahren den Horror des Kampfes erleben müssen. Doch sie war nicht wie einige andere junge Kämpfer daran zerbrochen, nein, sie war gestärkt daraus hervorgegangen. "Du driftest schon wieder ab, nicht wahr?" Sie kannte ihn gut. Zu gut. Er durfte sie nicht an sich heran lassen. Er durfte sich nicht dazu verleiten lassen, das Gesetz der Krieger zu brechen. Dann wäre er nämlich nicht besser als Bachstern es gewesen war ... und das war die größte Angst des schwarzen Katers. Sonnenauge schob sich an der roten Kätzin vorbei zu seinem Platz unter der Hochnadel. Tulpenschweif folgte ihm. Er drehte sich nicht um, als er fragte: "Neues beim BlumenClan?" "Es geht. Die Beute läuft gerade nicht so richtig. Blattleere halt." "Und sonst so?" "Naja, das hast jetzt nicht von mir, aber Beerenpfote, unsere Heilerschülerin, ist krank. Sie hat Wahnvorstellungen oder ... Visionen. Grünauge ist ratlos. Sie faselt die ganze Zeit von Bachstern. Hat wahnsinnig große Angst. Ich glaube, sie verliert den Verstand. Die Geschichten vom großen Kampf müssen sie zu sehr verstört haben, anders kann ich es mir nicht erklären. Sie ist noch so jung. So zerbrechlich. Ich kann es nicht glauben, dass ... dass Bachstern tot ist und er trotzdem noch Opfer fordert?" Sonnenauge schwieg. Bilder von seinem nächtlichen Albtraum schossen ihm in den Kopf. Jetzt waren sie schon zwei. Vorausgesetzt, hinter Beerenpfotes "Krankheit" steckte wirklich mehr. "Gute Besserung wünsche ich ihr." Tulpenschweif nahm die Glückwünsche mit einem stillen Nicken an. "Hallo!", begrüßte die beiden in diesem Moment eine weiße Kätzin. "Luftherz.", maunzte Sonnenauge und nickte der zweiten Anführerin des SonnenClans knapp zu. Auch die zweite Anführerin des RegenbogenClans, Blaumeisenschweif, kam nun hinzu und begrüßte die anderen enthusiastisch. "Weiß jemand wo der SturmClan bleibt? Sieht ihnen gar nicht ähnlich, zu spät zu kommen.", erkundigte sich Luftherz nach einer Weile. "Wir sollten bald anfangen, ob mit oder ohne SturmClan.", knurrte Tulpenschweif. Der Mond stand bereits hoch am Himmel. "Nun, der SturmClan sich offensichtlich nicht genötigt sieht, der großen Versammlung beizuwohnen wie alle anderen Clans, sollten wir ohne sie anfangen.", miaute Glutstern, der Anführer des SonnenClans. Als Antwort jaulte Buntstern vom RegenbogenClan, worauf die Gespräche verstummten.
    In diesem Moment stürmte ein golden und schwarz getigerter Kater den Hang bei der SturmClan-Grenze hinunter. Einige Krieger folgten ihm. "Tigerpelz!", begrüßte Flockenstern den zweiten Anführer kühl. "Wir haben auf euch gewartet. Wir wollten gerade anfangen." "Entschuldigung." Tigerpelz sprang zögerlich auf den Hochsprung. Glutstern versteifte sich. "Wo ist Gewitterstern?" "Ich lasse euch den Vortritt.", antwortete Tigerpelz ohne irgendeine Information durch seine Mimik oder seine Körpersprache preiszugeben. Von den anderen Anführern gab es nicht viel zu erzählen. Heckenstern erwähnte in einem Satz, dass es Beerenpfote aktuell nicht so gut ging, sie aber bald wieder in Ordnung wäre. Glutstern berichtete, dass vier neue Schüler ernannt worden waren. Flockenstern sagte einfach nur, dass die Beute für die Blattleere gut laufen würde und sich die Schüler gut machen würden. Buntstern gab die Niederkunft der RegenbogenClan-Königin Wiesenblume bekannt. Dann richteten sich alle Blicke auf Tugerpelz. Der holte tief Luft und trat vor. "Ich vertrete heute unseren Anführer Gewitterstern, da er an Weißem Husten erkrankt ist. Wir wissen noch nicht abzusehen, wann er seine Aufgaben wieder selbst übernehmen kann und bis dahin werde ich für ihn sprechen. Mondstaub ist sich sicher, dass keine Gefahr zum Grünen Husten besteht." Die silbergraue Kätzin nickte knapp und Tigerpelz trat zurück. "Mehr gibt es von uns nicht zu berichten." "Dann würde ich sagen, wir beenden die Versammlung.", überspielte Heckenstern geschickt die unangenehme Stille. "Möge der SternenClan euren Weg erhellen." Sie sprang vom Hochsprung und versammelte ihre Clangefährten mit einem Schwanzschnippen um sich. "Ich muss los!" Tulpenschweif berührte Sonnenauge flüchtig mit der Schwanzspitze. Sie macht es schon wieder! Sonnenauge bemühte sich, Fassung zu bewahren. "Tschüss.", presste er schließlich hervor. Dann rief Flockenstern den Clan ebenfalls zusammen und sie verließen die Lichtung.

    7
    Kapitel 5
    "Dornenschweif?", flüsterte Kirschpfote in die Dunkelheit ihres Baues. "Dornenschweif? Bist du da?" Er steckte den Kopf durch die Wand - daran würde sie sich wohl nie gewöhnen. "Hier bin ich. Was gibt's?" Sie starrte ihn an. "Ich habe mir Sorgen gemacht.", gab sie dann zu. "Du warst auf der großen Versammlung einfach weg." "Oh, das." Der graue Kater kam näher und kletterte zu Kirschpfote ins Nest. Sie spürte nur einen kurzen Lufthauch, mehr nicht. Ein Schauer fuhr über ihren Rücken, als er seine große Gestalt an sie schmiegte. "Ich habe zufällig gehört, was dein zweiter Anführer mit Tulpenschweif besprochen hat." Sie schnurrte belustigt. "Haben sie sich Beleidigungen an den Kopf geworfen? Sonnenauge und Tulpenschweif können sich nicht ausstehen." "Na, das schien mir nicht so." "Wie bitte?" Dornenschweif machte eine dramatische Pause. "Aaaaalso ... Sie hat ihm vertrauliche Informationen anvertraut. Diese Heilerschülerin, Beerenpfote, ist nicht einfach krank. Sie scheint den Verstand zu verlieren." "Was!" "Lass mich doch ausreden! Ich bin jedenfalls dann neugierig geworden und zum BlumenClan-Lager gedüst. Und es stimmt. Die Kleine ist völlig aufgewühlt. Ich glaube, meine Anwesenheit hat sie geweckt, sie ist aufgewacht und hat echt verzweifelt ausgesehen. Und erschrocken. Sie hat immer geschrien 'Nein, Bachstern!' und 'Lass mich in Ruhe!', so lange, bis dann Grünauge gekommen ist und ihr Mohnsamen gegeben hat." "Sie sieht also Bachstern? Könnte er zurückgekommen sein? Wie du?" Dornenschweif legte die Ohren an und fauchte: "Vergleichst du mich mit meinem Mörder?" "Nein", murmelte sie verlegen. "So habe ich es doch nicht gemeint." "Wie auch immer. Ich denke nicht." Dornenschweif blickte seiner Aussage zum Trotz aus dem Bau. Er wirkte nervös. Normalerweise hätte Kirschpfote ihn dafür geneckt, aber jetzt war sie nicht in Stimmung dafür. Ihre Gedanken drehten sich nur um Beerenpfote. Die arme Beerenpfote. Kirschpfote konnte sich nicht mehr genau an sie erinnern, war sich aber sicher, sie irgendwann mal gesehen zu haben. Vermutlich auf einer großen Versammlung. Dornenschweif riss sie mit seiner unglaublich nervigen, penetranten Stimme aus ihren Gedanken: "Sonnenauge scheint die Geschichte auch nicht in Ruhe zu lassen." "Was?" Kirschpfote steckte den Kopf aus dem Bau und zog ihn gleich wieder zurück. Ein schwarzer Schatten - Sonnenauge - saß nur wenige Schwanzlängen entfernt. Zum Glück hatte er sie nicht gesehen. Und doch ... "Er verbirgt etwas. Seine Verbindung zu den Ahnen ist seit dem Tod meines Bruders stärker geworden als jemals zuvor. So stark, er kann keine Nacht ohne Vision verbringen, glaube ich." "Wie bitte?" Vollkommen verwirrt sah sie ihn an. "Das kannst du spüren?" Das war ihr nicht bewusst gewesen. Was kann er noch spüren? "Eigentlich bezieht sich mein Gespür nur auf Geistersachen und SternenClan-Angelegenheiten. Und ... auf Geheimnisse." Wie fast immer schien er nahezu ihre Gedanken lesen zu können. Manchmal hatte sie den Eindruck, dass er sie besser kannte als sie selbst. Seine nächsten Worte schienen das nur noch mehr zu unterstreichen: "Na, geh schon raus. Du bist doch neugierig." Nach kurzem Überlegen stellte Kirschpfote fest, dass es stimmte. Sie war wahnsinnig neugierig auf diese Visionen. Zögerlich trat sie auf die Lichtung. "Sonnenauge?" Der Kater zuckte heftig zusammen und wirbelte herum. "Kirschpfote? Solltest du nicht schlafen?" "Das gleiche könnte ich dich fragen." Nein, so respektlos war die Schülerin nicht. Dornenschweif hatte die Frage gestellt. Sonnenauge spitzte aufmerksam die Ohren und blickte sich leicht angefremdet um. "Minzschweif?" Grüne Augen blitzten am Lagereingang auf. Die weiße Kätzin, die in dieser Nacht Wache halten sollte, musterte die beiden Katzen kurz irritiert. "Stimmt etwas nicht?", fragte sie leise. Sonnenauge blinzelte. "Oh ... nein. Alles in Ordnung. Ich dachte nur, ich hätte etwas gehört." Minzschweif blinzelte kurz und antwortete schließlich langsam: "Ich nicht. Wenn mir etwas auffällt, sage ich Bescheid." "Ja ... Danke." Kirschpfote hatte während dem kurzen Wortwechsel, in dem sich niemand um sie gekümmert hatte, Dornenschweif einen teils bösen, teils irritierten Blick zugeworfen. Der wirkte ebenso perplex. Sie wussten es beide. Sonnenauge musste die Anwesenheit des Geisterkaters wahrgenommen haben. Aber wie? "Ich habe ja gesagt, dass er eine starke Verbindung zum SternenClan hat.", murmelte Dornenschweif schließlich, jedoch in einer so fassungslosen Tonlage, als würde er seinen Worten selbst nicht glauben. "Du solltest jetzt wirklich schlafen, Kirschpfote. Ich fühle mich nicht gut.", maunzte Sonnenauge unvermittelt. "Okay.", flüsterte Kirschpfote, drehte sich um und tappte zurück in den Schülerbau.

    8
    Kapitel 6
    Beerenpfotes Beine zitterten. Sie wusste nicht, wie oft sie diese Bilder schon gesehen hatte. Der schwarze Schüler, der dem Ältesten Beute brachte. Der silberne Kater. Bachstern. Die Schreie der Schülerin, als der grausame Tyrann sie mit dem Mal - seinem Mal - versehen hatte. Doch dann kam etwas Neues.
    Nach der nächsten Bilderfolge, bei der sie die verzweifelten, gelben Augen des jungen Katers erblickt und sich am Liebsten irgendwo runtergestürzt hätte, fiel die schwarzweiße Schülerin in Dunkelheit. Sie schwebte im Nichts. Dann erschienen nach und nach die Sterne. Mit großen Augen sah Beerenpfote sich um, beobachtete, wie das Sternenvlies erschien und den Himmel erleuchtete. Dann hörte sie eine leise Stimme. "Sei gegrüßt, Beerenpfote." Vor ihr erschien ein hellbrauner Kater mit leuchtend grünen Augen. Sie erinnerte sich kaum noch an diesen Kater. Eigentlich gar nicht. Ehrlich gesagt war sie ihm noch nie begegnet. Nur bei ihrer Einführung als Heilerschülerin. "Ginsterstern.", murmelte Beerenpfote fassungslos. "Richtig." Er schnurrte. "Ich muss dir eine wichtige Nachricht überbringen." "Welche?", flüsterte sie ehrfürchtig. Sie konnte es nicht glauben. Er ist es, er ist es wirklich! Ginsterstern hielt einen Moment inne, bevor er antwortete. "Eigentlich sind es zwei Nachrichten. Auf deinen Schultern liegt eine große Last, Beerenpfote. Du wurdest von Geburt an mit einer außergewöhnlich starken Verbindung zum SternenClan gesegnet, doch dieser Segen hat sich vor kurzem in einen schrecklichen Fluch verwandelt." Seine Augen wirkten verzweifelt, als et die nächsten Worte sagte. "Wir ... der SternenClan ... wir sind nicht dazu in der Lage, dir zu helfen. Deine Visionen haben sich längst selbstständig gemacht. Wir wissen auch so gut wie nichts über solche Wachvisionen, wie du sie hast. Es ... du wirst mit ihnen leben müssen. Und hoffen, dass sie aufhören - vor allem die über Bachstern -, wenn du deine Aufgabe erfüllt hast. Womit wir beim zweiten Thema wären." Beerenpfote konnte Ginstersterns Worte noch weniger verarbeiten als seine Anwesenheit. Sie hatte den SternenClan immer für allmächtig gehalten. Was blieb, wenn selbst er seine Grenzen hatte? Der SternenClan-Kater warf ihr einen mitfühlenden Blick zu und fuhr dann fort: "Eine Gefahr kommt auf die Clans zu. Wir wissen fast nichts darüber, aber wir wissen, dass die Clans verlieren werden. Du musst losziehen, mit je einer Katze aus den anderen Clans, und du musst mit ihnen ein neues Territorium finden. Du musst einfach. Sonst ... ", er schluckte, "Sonst war mein Opfer umsonst." Wie Nebel löste sich Ginsterstern auf und Beerenpfote schlug die Augen auf. Wo sie gleich von Bachstern begrüßt wurde.
    Grünauge war von dem markerschütternden Schrei aufgeschreckt worden und stürmte in den Heilerbau, gerade als Bachstern Beerenpfote die Krallen über den Bauch zog. "Beerenpfote!" Er tappte ans Nest der schreienden Schülerin und stupste sie an. "Alles ist gut, Beerenpfote. Entspann doch. Du bist in Sicherheit." "Nein!" Beerenpfote konnte nicht verstehen, wie Grünauge so gelassen dasitzen konnte, während Bachstern sich in seinem Ohr verbiss. "Schau mir in die Augen." Aber dann frisst er mich!, wollte sie schreien, ließ es aber, als ihr bewusst wurde, dass sie ihn dann wenigstens nicht mehr sehen müsste. Also wandte sie den Blick von dem silbergrauen Pelz ab und schaute zitternd in die großen, grünen Augen ihres Mentors. Und in diesem Moment kamen die Erinnerungen an ihren Traum zurück. "Grünauge!", keuchte sie, noch ganz außer Atem von dem vielen Schreien. "Ich hatte eine Vision!"

    Das Kapitel ist jetzt ein bisschen viel kürzer als die anderen geworden ... vielleicht passiert das auch öfter bei Beerenpfotes Kapiteln. Es ist nicht so leicht, aus ihrer Sicht zu schreiben. 😅

    9
    Kapitel 7
    Sonnenauge spitzte aufmerksam die Ohren und hob den Schwanz, um seine Patrouille zum Anhalten zu bewegen. "Ich habe es auch gehört.", wisperte Perlenschweif. Gebannt lauschten die drei Katzen - auch Nachtpelz hatte die beiden auf der Patrouille begleitet - auf die leisen Stimmen. "Nein, Nussherz. Wenn ich auch nur ein Schnurrhaar von dir auf der falschen Seite der Grenze sehe, ist es ab." Die aufgeregten Schauer, die bei ihrer Stimme über seinen Rücken liefen ignorierend, trat Sonnenauge entschlossen vor. "Sei gegrüßt, Tulpenschweif. Es ist schön, dass du unsere Grenzen so achtest, doch was führt dich hierher?" "Sei gegrüßt.", maunzte sie selbstbewusst. "Wir müssen Flockenstern eine Nachricht überbringen. Eine wichtige Nachricht." Sonnenauge fühlte sich bei diesen Worten schlagartig in die Nacht zurückversetzt. Eine wichtige Nachricht. Nachdem er Kirschpfote wieder ins Nest geschickt hatte, hatte er sich in den Kriegerbau gelegt und war auch bald eingeschlafen. Er hatte erneut von diesem Moment geträumt, als Bachstern Schattenbach das Mal zugefügt hatte, doch anschließend war er in tiefe Dunkelheit gefallen und beim SternenClan aufgetaucht, wo ihm dann Ginsterstern erschienen war. Dieser hatte Sonnenauge mitgeteilt, dass er auserwählt war, gemeinsam mit anderen Katzen zu neuen Ufern aufzubrechen und ein neues Zuhause für die Clans zu finden. "Sonnenauge?" "Wie bitte?" Aus seinen Gedanken gerissen, fuhr er hoch. Perlenschweif sah ihn erwartungsvoll an und wiederholte ihre Frage. "Sollen wir die beiden ins Lager führen?" "Äh, ja.", antwortete er hastig. "Kannst du loslaufen und Flockenstern Bescheid sagen?" Sie nickte und zischte davon. Sonnenauge schnippte auffordernd mit dem Schwanz und wandte sich ab. "Folgt mir." Die kleine Gruppe setzte sich in Bewegung und bald schloss Tulpenschweif zu ihm auf. Sonnenauge spürte, wie sich sein Fell aufstellte, hüllte sich aber beharrlich in Schweigen. Tulpenschweif schwieg ebenfalls. So viel stand unausgesprochen zwischen ihnen, und doch ließen sie die Gelegenheit verstreichen. Der Weg zum Lager schien viel zu kurz.
    Flockenstern erwartete die Katzen schon. Sie stand mitten auf der Lichtung und blickte düster auf die Neuankömmlinge. "Ihr sagtet, ihr hättet eine Nachricht für mich?", fragte sie kühl. Tulpenschweif trat vor und neigte den Kopf, während Sonnenauge seinen Platz neben Flockenstern einnahm und Nachtpelz mit einem Nicken zu verstehen gab, dass er entlassen war. "Heckenstern schickt mich.", miaute Tulpenschweif nun. "Der SternenClan hat eine Botschaft an unsere Heiler geschickt. Unsere Anführerin hat auch zu den anderen Clans Patrouillen gesandt. Es ist sehr wichtig." "Worum geht es genau?", fragte Flockenstern misstrauisch. "Das darf ich noch nicht sagen. Ihr sollt sofort kommen." Sonnenauge spürte, wie Flockenstern sich versteifte. Das gefiel ihr nicht, etwas nicht zu wissen. "Gebt uns einen Moment unter vier Augen.", sagte er wahrscheinlich etwas zu harsch zu den beiden BlumenClan-Katzen. Tulpenschweif nickte nur und zog sich mit Nusspelz zum Lagereingang zurück. "Wie kann sie es wagen, mir Informationen vorzuenthalten?", platzte Flockenstern raus, kaum das die beiden Katzen außerhalb ihrer Hörweite waren. "Vielleicht sollten wir darüber hinwegsehen. Ich denke, der BlumenClan möchte keinen Clan bevorteilen." "Damit sie selbst einen Vorteil haben?", schnaubte sie. "Nein. Das habe ich nicht gemeint.", maunzte er leise. "Außerdem", fügte er dann noch hinzu, "Außerdem werden wahrscheinlich alle Clans schon ahnen, was Sache ist. Je nach dem wie ehrlich ihre Krieger sind." Das ließ Flockenstern aufhorchen. "Wie bitte? Was willst du damit sagen, Sonnenauge?" Rasch fasste Sonnenauge seine Träume und Ginstersterns Botschaft zusammen. Flockenstern sah ihn nachdenklich an und unterbrach in nicht. Als er geendet hatte, wandte sie sich schweigend ab und rief nach Schattenbach. Wolkennase schob seinen Kopf aus dem Heilerbau. "Sie ist gerade nicht da, Flockenstern. Kann ich helfen?" Die Anführerin zögerte kurz, schüttelte dann jedoch den Kopf. "Nein. Es ging um eine Sache mit Ginsterstern." "Oh." Woolkennase musterte seine Anführerin und neigte dann den Kopf. "Wie du willst." Er entfernte sich und Flockenstern schritt langsam auf die BlumenClan-Katzen zu, während sie mit dem Schweif ihrer Schwester Sturmschnee zuwinkte. Sie kam auf die beiden zu und blickte die Anführerin fragend an. "Was ist los?" Flockenstern hielt an und meinte: "Sonnenauge und ich sind eine Weile weg. Kümmerst du dich um alles hier, bitte?" Sturmschnee neigte zustimmend den Kopf, doch Flockenstern ging bereits weiter. "Wir kommen mit Tulpenschweif. Wolkennase, komm her!" "Was ist jetzt?", fragte der beigefarbene Kater geduldig. "Begleitest du uns bitte zum BlumenClan?" Und dann brachen die fünf Katzen auf.
    "Die Lage ist ernst." Heckenstern sah die versammelten Anführer, Zweiten Anführer und Heiler bedeutungsvoll an. Neben den Vertretern der Clans befanden sich auch drei auf den ersten Blick normale Krieger hinter Heckensterns Bau, nachdem in demselben kein Platz für derart viele Katzen gewesen war. Heckenstern fuhr fort. "Aus eurer Anwesenheit schließe ich, dass ihr schon wisst, was Sache ist." Sie nickte Mauskralle vom SturmClan, Birkenglanz vom SonnenClan und Sturmblüte vom RegenbogenClan angespannt zu. "Wenn das so ist, wer sind dann die Auserwählten von SchneeClan und BlumenClan? Seid ihr euch zu fein, sie hier miteinzubeziehen?", fragte Tigerpelz, der Gewitterstern nach wie vor vertrat, misstrauisch, aus Sonnenauges Sicht sogar zu misstrauisch - im Sinne von regelrecht aggressiv. "Das sind wir keineswegs.", konterte er glatt. "Es ist nur so, dass ich die Träume empfangen habe." Tigerpelz wechselte einen skeptischen Blick mit Mondstaub, der Heilerin des SturmClans, sagte jedoch nichts weiter. "Unsere Auserwählte ist unpässlich.", hob Heckenstern an. "Bei ihr waren die Visionen ... realer. Es geht ihr nicht gut." "Wer ist es denn?", fragte Buntstern ruhig. Heckenstern zögerte kurz, bevor sie antwortete. "Nun ... Beerenpfote." "Eine Schülerin?" Flockenstern hatte allen Grund, dem zu misstrauen, wie Sonnenauge fand. Alle anderen Auserwählten waren junge Krieger, die meisten bereits mit einer gewissen Erfahrung. Die gerade einmal acht Monde alte Beerenpfote schien nicht ins Bild zu passen. "Und was hat sie genau?", fragte er. Heckenstern schien die Frage unangenehm. "Ich-" Weiter kam die Anführerin des BlumenClans nicht. Sie wurde von einer Stimme unterbrochen, die ihren Namen rief. "Heckensteeeern!" Grünauge, der Heiler des BlumenClans, stieß einen leisen Seufzer aus. "Ich gehe." Was auch immer seine Absicht gewesen war, auch er wurde unterbrochen. Ein kleiner, schwarz-weiß gefleckter, komplett gesträubter Fellball stolperte in die kleine Versammlung, die großen bernsteinfarbenen Augen weit aufgerissen. "Er ist wieder da, Heckenstern! Er wollte in die Kinderstube! Aber Grasherz ist rausbekommen, und dann war er weg." Nervös blickte die Schülerin sich um. "Ich kann ihn nicht mehr sehen ... er kann überall sein!" "Wer?", fragte Sonnenauge geistesgegenwärtig. Beerenpfotes Blick - er hatte sie mittlerweile erkannt - huschte rastlos zu ihm. "Bachstern!" Dann erst schien sie ihn richtig wahrzunehmen. "Du!", stammelte die kleine Kätzin. "Ich ... ich habe dich gesehen! Du- Ich-" Ihre Stimme versagte, sie konnte ihn nur anstarren. Ihre Worte erschütterten ihn in zweierlei Hinsicht: Nicht nur, dass sie ihn "gesehen" hatte, sondern auch der Name des Tyrannen, der das Trauma wieder hervorrief. "Alles in Ordnung?", raunte Flockenstern ihm ins Ohr. Sonnenauge antwortete nicht, sondern trat einen Schritt auf die Schülerin zu. Er sah ihr tief in die Augen, ohne selbst zu wissen, was er tat. Von den anderen anwesenden Katzen kam kein Mucks. "Beerenpfote.", miaute er eindringlich. "Ich verstehe, was du sehen musst. Auch mir ging es so. Hör zu: Er ist nicht real. Er ist tot. Er ist nicht im Wald der Finsternis, wir haben ihn vernichtet. Er kann dir nichts tun, und deinem Clan und allen die du liebst auch nicht. Er kann niemandem mehr etwas tun." "Ja?", flüsterte sie, so leise, dass nur er es hören konnte. "Ja. Glaub mir. Alles ist gut." Ihr Blick klarte langsam auf und plötzlich blickten ihn die Augen der aufgweckten, neugierigen der Schülerin an, als die er sie aus der Ferne immer wahrgenommen hatte. "Es tut mir leid.", murmelte Beerenpfote verlegen. "Bachstern ... er ist überall. Er macht mich verrückt." Erst dann schien sie die anderen Katzen zu bemerken. "Es tut mir leid für die Störung.", wiederholte Beerenpfote etwas lauter. Grünauge traute offenbar seinen Augen nicht. "Tja.", maunzte Sonnenauge schließlich in das unbehagliche Schweigen hinein. "Wie wäre es, wenn wir uns über das weitere Vorgehen unterhalten?"

    10
    Kapitel 8
    Ungeduldig lief Kirschpfote auf und ab. Es war schon eine ganze Weile her, dass Flockenstern, Sonnenauge und Wolkennase das Lager verlassen hatten - und mit ihnen Dornenschweif. Sie hatte zwar nicht direkt gewollt, dass er spionieren ging, aber sie war schon immer sehr neugierig gewesen. Die Sonne sank jedoch bereits über die Baumwipfel. "Kirschpfote!" "Hä?" Verwirrt drehte sie den Kopf und entdeckte Windpfote, der, seit sie Jungen waren, in sie verliebt war. Er hatte fluffiges, weißes Fell und helle braune Augen und war eigentlich nicht nicht attraktiv, aber Kirschpfote hatte ihn immer nur als Freund gesehen. Ob das an Dornenschweif lag? Sie schüttelte den Gedanken ab und antwortete ihm: "Was ist los?" "Ich habe mich gefragt ... ob du dir die Forelle mit mir teilen willst?" Er stupste den toten Fisch zu seinen Pfoten unbeholfen an. Kirschpfote zwang sich, fröhlich zu schnurren. "Danke, gerne." Sie hockten sich gemeinsam vor den Schülerbau und nahmen abwechselnd Bissen von der Beute, während sie sich locker unterhielten. "Hi!" Ohne Vorwarnung sprang plötzlich Dornenschweif aus dem Schülerbau. "Bin wieder da!" "I-ich bin gleich wieder da, ja?", maunzte Kirschpfote rasch und erhob sich. Windpfote wirkte enttäuscht, aber sie war zu aufgeregt, um jetzt darauf zu achten. Sie verließ das Lager und blickte den Geist dann erwartungsvoll an. "Und?" "Etwas stimmt nicht.", knurrte Dornenschweif. "Aus jedem Clan hatte eine Katze eine Vision vom SternenClan. Es hat vielleicht auch etwas mit ihm zu tun." "Bachstern?", hakte Kirschpfote nach. Sie wusste, dass Dornenschweif den Namen seines Mörders nicht gerne in den Mund nahm. "Ja.", erwiderte der graue Kater knapp. "Und was haben sie gemacht?", fragte Kirschpfote dann. "Ich meine, was haben sie beschlossen?" "Sie wollen die Katzen losschicken, um das zu tun, was auch immer sie tun sollen." "Alle Katzen, die alt genug sind ihre eigene Beute zu machen, mögen sich hier am Frostfelsen versammeln!" Kirschpfote fuhr regelrecht zusammen. "Was ist denn jetzt schon wieder?" Dornenschweif steckte den Kopf durch die Hecke, die das Lager umrandete und schlüpfte dann ganz hindurch. Grummelnd nahm sie den Weg durch den Eingang und kam gerade rechtzeitig. Sie setzte sich gerade neben ihren Bruder, als Flockenstern begann. "Ich muss euch etwas fragen: Hatte irgendjemand eine Vision oder hat etwas im wachen Zustand gesehen, dass mit Bachstern oder vielleicht auch Ginsterstern zu tun hat?", hob sie an. Kirschpfote warf einen raschen Blick zu Dornenschweif neben ihr. "Gilt das?" "Gilt was?", flüsterte Rindenpfote neugierig. "Äh ... also ... nichts. Ist nicht wichtig.", stotterte sie, sich selbst im Kopf für ihre eigene Dummheit scheltend. Wie hatte sie so dumm sein können? "Wenn nicht, dann habe ich nur noch eine Ankündigung zu machen.", fuhr Flockenstern fort. "Sonnenauge wird auf unbestimmte Zeit seinen Pflichten nocht nachkommen können, deshalb wird Goldflug ihn in dieser Zeit vertreten." Die gold-weiß getigerte Kätzin wirkte überrascht, aber auch erfreut. "Ich fühle mich geehrt, Flockenstern." In diesem Moment knurrte Dornenschweif leise. Kirschpfote warf ihm einen fragenden Blick zu, ohne es noch einmal zu wagen, ihn vor Rindenpfote anzusprechen. "Sie hat nichts über die Prophezeiung gesagt.", murmelte der graue Kater. "Und das, obwohl sie ganz genau weiß, in was für einer großen Gefahr die Clans schweben könnten. Sprich das an, Kirschpfote!" Sie seufzte, wusste aber, dass er nicht locker lassen würde. "Geht es um eine Prophezeiung? Sind wir in Gefahr?", rief die rote Schülerin also. "Nein, keine Sorge.", antwortete die Anführerin. "Es droht uns keine direkte Gefahr." "Sie lügt.", flüsterte Dornenschweif. "Warum sollte sie lügen?"
    "Sie hat dem Clan Informationen vorenthalten!", schimpfte Dornenschweif, als er und Kirschpfote endlich wieder alleine waren - zumindest so allein wie man in einem Lager voller Katzen sein konnte. Sie selbst war einfach nur fassungslos und verstand nicht, warum Flockenstern so gehandelt hat. "Warum fragen wir Sonnenauge nicht, warum?", miaute Dornenschweif plötzlich. "Hm?" Sie hob den Blick und entdeckte den zotteligen schwarzen Kater, wie er das Lager verließ. "Er ist der Zweite Anführer!" "War ich auch.", stellte der graue Geist beleidigt klar. Sie seufzte und trabte Sonnenauge hinterher, Dornenschweif dicht auf den Fersen. "Sonnenauge?" Gelbe Augen blitzten ihr entgegen. "Tut mir leid, ich kann jetzt nicht, Kirschpfote. Goldflug kann dir bestimmt weiterhelfen." "Nein, das denke ich nicht.", maunzte sie und versuchte halb rennend mit den großen, raschen Schritten des Zweiten Anführers mitzuhalten. "Es ist wegen der Prophezeiung." Sonnenauge erstarrte mitten in der Bewegung. Kirschpfote betrachtete den Kater mit schmalen Augen. Würde er es über sich bringen, sie zu belügen? Nein, natürlich nicht. "Woher weißt du das?", fragte er ruhig. "Hast du uns hinterherspioniert?" Sie warf Dornenschweif einen Blick zu. Und er nickte. "Er hat ein Recht darauf es zu erfahren." "Ich habe dich etwas gefragt.", knurrte Sonnenauge. "Ich glaube, dafür müsste ich etwas weiter ausholen.", sagte sie nervös. Er musterte sie einen Moment lang und lief dann wortlos los. Kirschpfote hastete hinter ihm her und fand sich wenig später in einem hohlen Baumstamm wieder. "Hat es etwas mit Bachstern zu tun?", fragte Sonnenauge unvermittelt. "Nein. Also ... nicht direkt." Seine Augen funkelten erwartungsvoll, also fuhr sie fort. "Dornenschweif ist euch gefolgt." "Dornenschweif! Dornenschweif ist tot. Hör auf mich anzulügen, Kirschpfote.", fauchte Sonnenauge. "Er ist nicht tot!", widersprach sie. "Also, doch, er ist tot, aber ist noch da, meine ich. Und nicht beim SternenClan, sondern hier. Neben mir. Er ist ein Geist, und nur ich kann ihn sehen. Keine Ahnung warum, aber du musst mir glauben! Ich würde den Zweiten Anführer meines Clans nicht anlügen. Ich bin eine loyale Kriegerin!" Als ihr Redefluss versiegte, breitete sich Schweigen aus. Selbst Dornenschweif schien den nicht vorhandenen Atem anzuhalten. "Wenn er wirklich bei dir ist", presste der Zweite Anführer schließlich hervor, "dann frage ihn, ob er auch dabei war, als Bachstern starb." "Oh ja.", antwortete der graue Kater mit Genugtuung in der Stimme. Kirschpfote konnte nur nervös nicken. "Dann sag mir, was seine letzten Worte waren." Dornenschweifs Augen weiteten sich leicht und sein Fell sträubte sich. Dann überwand er sich und antwortete: "'Ich werde gerächt werden.' Das waren seine letzten Worte. Sag ihm das, Kirschpfote." "'Ich werde gerächt werden.', meint Dornenschweif.", gab sie seine Antwort wieder. Sonnenauge wirkte nicht direkt überrascht. "Dann stimmt es also.", murmelte der schwarze Kater. "Na gut, ich werde dir erzählen, worum es bei der Prophezeiung geht. Wieviel weißt du schon?" Erleichtert maunzte sie: "Laut Dornenschweif hattet ihr - du, Beerenpfote vom BlumenClan, Sturmblüte vom RegenbogenClan, Mauskralle vom SturmClan und Birkenglanz vom SonnenClan - also ihr hattet Visionen, aber ich weiß nicht welche. Nur dass es etwas Wichtiges ist, das uns in Gefahr bringen könnte und dass ihr deshalb weg müsst. Bist du auf dem Weg, um die anderen Auserwählten zu treffen?" "Ja, das hast du gut erkannt.", schnurrte Sonnenauge. "In der Vision wurden wir benachrichtigt, dass ... dass Bachstern zurück ist. Präzise gesagt, er ist noch nicht besiegt, und bei diesem Wortlaut ist es wahrscheinlich, dass er zurückgekommen sein könnte. Das ist aber nicht sicher. Wir müssen auf eine Mission und herausfinden, ob es stimmt ... oder zumindest herauszufinden, ob uns der SternenClan etwas zeigen will. Auf jeden Fall wird es zu gefährlich für dich sein. Geh einfach ins Lager zurück und erzähle niemandem etwas, bis ich zurück bin, in Ordnung?" "Aber-", wollte Kirschpfote widersprechen, aber ein gelber Blick genügte, um sie verstummen zu lassen. "In Ordnung.", murmelte sie kleinlaut. Sonnenauge nickte, wand sich aus dem Baumstamm heraus und tauchte ins Unterholz.

    11
    Kapitel 9
    "Ich denke, ich komme ab hier alleine zurecht.", murmelte Beerenpfote. Tulpenschweif legte den Kopf schief. "Sicher? Ich kann dich noch weiter begleiten." Das ist wirklich nicht nötig.", beharrte sie. "Ich bin kein Junges mehr." "Na, dann." Tulpenschweif seufzte. "Viel Glück, Beerenpfote. Und pass auf dich auf, ja?" Sie nickte, und die dunkelrote Kätzin wandte sich um und tauchte zwischen den hohen, langen Grashalmen ihres Territoriums unter. Beerenpfote atmete aus, dann setzte sie ihren Weg fort. Es waren nur noch wenige Fuchslängen, dann erreichte sie das Sternenplateau, den Versammlungsort der fünf Clans. Sonnenauge war bereits eingetroffen und mit der Pflege seine langen Pelzes beschäftigt und auch Birkenglanz war da, gemeinsam mit ihrem Bruder Buchenwind. Beerenpfote fragte sich, ob er mitkommen wollte. Fast gleichzeitig mit ihr selbst kam auch Sturmblüte an, die blauen Augen der schlanken Kätzin schweiften prüfend über die Lichtung, um sich dann zu den anderen zu gesellen. Auch Beerenpfote setzte sich. "Mauskralle scheint sich Zeit zu lassen.", bemerkte Sonnenauge spitz. Wie auf Kommando kam ebenjener in diesem Moment an. "Verzeihung. Ich hatte noch eine kurze Diskussion auszufechten." Er musterte Buchenwind mit schmalen Augen. "Was machst du hier?" "Ich begleite meine Schwester.", antwortete der hellbraune Kater würdevoll. "Außerdem, warum hast du dann deine Schülerin mitgebracht?" Tatsächlich war nun auch Lilienpfote aufgetaucht. "Meine Ausbildung muss fortgeführt werden.", stellte sie selbstbewusst klar.

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