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Red Eyed Demon

Aus irgendeinem Grund hat der junge Kater Nachtschwinge eine riesige Wut und ein mindestens genau so großes Verlangen nach Blut in sich. Er hat wegen dieser Wut seinen gesamten Clan – bis auf eine Katze, Heidelbeerenduft – ausgelöscht, doch Heidelbeerenduft möchte er auch noch finden und töten. Eine gnadenlose Jagd beginnt, bei der jeder, der im Weg ist, umgebracht wird…


Dies ist meine Geschichte für den Schreibwettbewerb von Isa

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    Wut ballte sich wieder in meinem Bauch zusammen, doch ich drängte sie zurück. Ich durfte nicht zulassen, dass meine Wut noch einmal die Macht über meinen Körper übernahm. Niemals. Doch als ich Heidelbeerenduft ansah, fiel mir das ganz schön schwer. Ich dachte zurück an den Abend vor drei Sonnenaufgängen. Heidelbeerenduft war im Heilerbau bei Seeschimmer gewesen, doch auf dem Rückweg hatte sie mir einmal die Krallen über die Schnauze gezogen, danach selbst in ihre verletzte Pfote gebissen und aufgejault. „Nachtschwinge… Wieso?“ Sie hatte es sogar geschafft und eine Träne aus ihrem Auge gedrückt. Und da war diese rote Wut zum ersten Mal ausgebrochen. Mein Blickfeld war komplett rot geworden, doch Katzen leuchteten hellblau. Ich musste ihnen nur in die Augen sehen, dann starben sie. Ich weiß nicht wieso. Ich löschte den gesamten TigerClan aus. Alle außer Heidelbeerenduft. Wir hassten uns zwar, seit wir Junge waren, weil ich die bessere Kriegerin und sie die schönere Kätzin war, aber warum hatte sie das getan? Warum hatte sie den Clan gegen mich aufgehetzt? Jetzt konnte ich die Wut nicht mehr zurückhalten. Heidelbeerendufts Augen weiteten sich, doch sie wirbelte sofort herum und rannte davon. Ich musste hinterher! Kräftig stieß ich mich ab und jagte in großen Sätzen hinter ihr her. Speichel lief aus meinen Mundwinkeln. „Blut…“, hörte ich mich selbst flüstern. Nein, Nein, was machte ich denn da? Ich blieb stehen und mein Verstand verdrängte die Wut. Mein Blick wurde wieder normal. Ich durfte nicht noch mehr Katzen umbringen! Blut…, flüsterte eine Stimme in meinem Kopf und mein Blick wurde sofort wieder rot. Ich setzte Heidelbeerendufts Angstgeruch weiter nach, doch sie hatte einen Vorsprung. Und dann war der Geruch verschwunden… Anfangs suchte ich noch danach, doch irgendwann hörte ich damit auf. „Ich werde dich finden“, schrie ich in den stillen Wald, „und dann bist du tot!“ Ein grausames Lachen entwischte meiner Kehle. Und dann war das rot Plötzlich zur Hälfte aus meinem Blickfeld verschwunden. Ich blickte nach unten in die Pfütze, in der sich der Mond spiegelte. Davor stand ein tiefschwarzer Kater, dessen Fell hunderte winziger, weißer Punkte hatte. Er wirkte wütend. Sein eines Auge hatte ein hübsches Hellblau, sein anderes war blutrot. Ich wich einen Schritt zurück. War das wirklich ich? Seit wann hatte ich zwei verschiedene Augenfarben? Ich dachte an die Wut. Lag es vielleicht daran? Das Gefühl dabei war kein Gefühl, sondern ein Verlangen gewesen. Und wie auf Kommando verspürte ich wieder dieses riesige Verlangen nach Heidelbeerendufts Blut. „Blut!“ Ich spuckte das Wort aus und suchte weiter nach der Fährte.

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    -Sichtwechsel-

    Keuchend vor Anstrengung jagte ich durch die Tunnel. Meine Pfoten waren blutig und ich war mit meinen Kräften am Ende, doch ich musste weiter. Wenn Nachtschwinge mich fand, war es vorbei. Dann war ich tot. Plötzlich kam mir eine Idee. Der BuschClan! War hier nicht irgendwo in der Nähe ein Ausgang? Schnell hatte ich ihn gefunden. Obwohl ich kaum noch stehen konnte, stürzte ich mit einem riesigen Tempo ins Lager. „Bitte… Helft mir…“, brachte ich gerade noch heraus, dann brach ich zusammen. „Wer ist sie?“ „Woher kommt sie?“ „Sie riecht nach TigerClan!“ „Warum ist sie hier?“ Der ganze Clan tuschelte. „Aus dem Weg!“, ertönte plötzlich eine laute Stimme. Eine Heilerin! Die Kätzin war noch recht jung, das erkannte ich sofort. „Hol mir Kamille!“, wies sie einen Schüler an, der fast noch ein Junges war. „J- ja“ Kurz darauf kam der Schüler wieder; Er hielt Kräuter im Maul. Schnell nahm die junge Heilerin sie ihm ab und legte sie mir vor die Schnauze. „Iss. Das hilft“ Und wirklich, es ging mir schon ein wenig besser. Kurze Zeit später kam eine Patrouille zurück. Die erste Katze die eintrat, war Falkenstern. „Was ist hier los?“ Als er die Heilerin bemerkte, stöhnte er leise auf. „Blumenherz, ich habe dir doch schon oft genug gesagt, dass du Fremde nicht behandeln sollst, bis ich da bin!“ Blumenherz baute sich vor mir auf. „Bitte“ Sie klang genervt. „Man darf nicht gegen das Gesetz der Heiler verstoßen! Aber genau das verlangst du von mir! Ich werde den ‚Fremden‘ weiterhin helfen, egal, was du sagst!“ Falkenstern brach zusammen, als sich lange Krallen von hinten in seine Kehle bohrten. „Blut!“, zischte der Kater. Seine Augen waren blutrot. Schnell rappelte ich mich auf, sammelte einen kurzen Moment all meine Kraft und rannte dann los, obwohl ich beinahe umkippte. Ich schlüpfte in den nächsten Tunneleingang. „Nein!“, hörte ich noch einen letzten Schrei aus Blumenherz‘ Kehle, bevor aller Lärm hinter mir einer tödlichen Stille wich.

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    -Sichtwechsel-

    „Nein!“ Die junge Heilerin stand mit wutverzerrtem Gesicht über der Leiche des Anführers. „Blut!“, zischte ich und wieder lief mir der Speichel aus dem Mund, doch dieses Mal war ich blutbespritzt. Sie fuhr die Krallen aus und attackierte mich, doch dabei machte sie den Fehler, mir in die Augen zu sehen. Mit einem weiteren lauten ‚Nein!‘ brach sie zusammen, kurz darauf wurde ihr Blick glasig. Jetzt würde ich Heidelbeerenduft töten und ihr Blut trinken. Ich setzte ihr wieder nach. Dieses Mal lief ich in einen Tunnel hinein und folgte ihrem Geruch. Ich hörte ihren keuchenden Atem, roch ihren Angstgeruch, sah ihren blassen Schatten. Ich wusste nicht, ob sie mich bemerkt hatte. Blut!, flüsterte es wieder in meinem Kopf. Ich begann zu lachen. Dasselbe grausame Lachen wie schon im Wald ertönte aus meiner Kehle. Ich hörte, wie ihre Schritte schneller wurden. Schließlich bog ich um eine Kurve und erblickte die schildpattfarbene Kätzin, die vor einer Wand stand. Ihre goldenen Augen starrten mich voller Angst an. „Blut!“, stieß ich hervor und fletschte die Zähne. Ihre Augen schimmerten. Ein leises Lachen entfuhr mir. Ich begann zu sprechen, stieß die Worte nur so hervor: „Glaubst du wirklich, dass du mich besiegen kannst? Du hast keine Chance!“ Ich witterte ihr frisches Blut, sah ihre bebenden Flanken, hörte ihren keuchenden Atem und fühlte die Hitze, die von ihrem Körper ausging. Kräftig stieß ich mich ab und sprang auf Heidelbeerenduft los.

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    -Sichtwechsel-

    Er griff an, ich wich aus. Wieder und wieder wiederholten wir das und ich wurde jedes Mal ein wenig langsamer. Voller Angst sah ich ihn an. Ich wusste, dass ich am Ende war, trotzdem kämpfte ich weiter. Wenn ich aufhörte, wäre ich tot. Plötzlich kam mir eine Idee. Er griff wieder an, ich wich wieder aus, doch dieses Mal schlüpfte ich aus der Sackgasse heraus und jagte davon. Was ich vorher für ‚erschöpft‘ gehalten hatte, war kaum mehr als leicht angestrengt gegen diese Zeit. Ich rannte durch die dunklen Tunnel in der Hoffnung, Nachtschwinge abschütteln zu können. Und dann stand er vor mir. Ich bremste so viel, dass ich wegen meiner Pfoten fast aufgejault hätte. „Blut!“, keuchte er und hob die Pfote. Ich wollte weg, doch seine Kralle streifte mich leicht am Bein. Es brannte höllisch. Er lachte, doch ich schleppte mich weiter und brach an der Oberfläche zusammen. Verschwommen konnte ich noch sein Gesicht sehen, das sich meiner Kehle nährte. Dann war da nur noch ein stechender Schmerz an meiner Kehle, der allerdings nicht lange andauerte. Als dieser Schmerz aufhörte, verschwanden auch alle anderen und die Erschöpfung. Ich stand auf, doch ich schwebte ein Stück über meinem toten Körper. Nachtschwinge hob den Kopf, sein Maul war blutverschmiert, doch er lächelte. Warum? Warum ich?, fragte ich stumm, doch es kam keine Antwort.

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    -Sichtwechsel-

    Warmes Blut rann mir übers Kinn und ich lächelte, während ich das Blut trank. Es fühlte sich großartig an, gewonnen zu haben. In diesem Moment verschwand das Rot aus meinem Blick. Ich hob den Kopf. Warum? Warum hatte ich das eigentlich getan?, fragte ich mich. Ich dachte an meine Familie, an meine Gefährtin. Ich hatte sie alle umgebracht. Und das nur, weil ich nicht stark genug gewesen war. Ich stand auf und rannte davon. Weg von diesem schrecklichen Ort, den ich so schrecklich gemacht hatte. Weg vor meinen Gedanken, weg vor meinen Gefühlen und weg vor mir selber. Aber wohin? Meine Pfoten trugen mich mitten in den Wald und ich fuhr die Krallen aus. Langsam näherte ich sie meiner Kehle und schlitzte sie schließlich auf. Blut spritzte auf und ich stürzte, doch als mein Körper auf dem Boden aufkam, war ich bereits tot. Nur mein Geist existierte noch. Ich blickte ein letztes Mal auf meinen Körper. Es sah fast schon friedlich aus, wie er da lag, doch ich wusste es besser…

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