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Achtung! Dies ist nur ein Teil einer Fortsetzungsgeschichte. Andere Teile dieser Geschichte

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Das Biest und der Tyrann - Teil 30

Ein weiterer Tag mit den Kid Piraten.

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    Kids Sicht
    Laute Jubelrufe wecken mich auf. Verschlafen reibe ich mir über die Augen. Was ist hier los? Ich halte etwas in meinem Arm, aber es ist eindeutig nicht Grit. Ich mach die Augen auf und betrachte das Etwas. Es ist Grits Kissen. Von ihr ist allerdings keine Spur zu sehen. Ich gähne ausgiebig und setze mich auf die Bettkante. Irgendwie bin ich verwirrt. Von draußen höre ich immer noch die enthusiastischen Rufe. Ich strecke mich, nehme meinen Waffengürtel und gehe aufs Deck, um zu schauen, was los ist. Unterwegs begegne ich niemandem. Dafür werden die Stimmen immer lauter. Ich öffne die Tür nach draußen und bleibe wie angewurzelt stehen. Die Männer stehen in einem dichten Kreis um etwas herum. Bitte ist es keine Schlägerei. Mit Luke und Grit womöglich noch. Einige sind sogar auf die Strickleitern geklettert, um was sehen zu können. Ich kämpfe mir energisch einen Weg durch die Masse. Die Männer machen mir Platz. Ich schiebe die letzten beiden auseinander und kann das Spektakel sehen. Zwei Schildkröten krabbeln direkt auf Grit zu. Hinter den Tieren sind Stulle und Jaik dabei, die beiden Schildkröten mit all ihrer Seele anzufeuern. Jaik ist sogar auf allen Vieren und verfolgt jeden kleinen Schritt seiner Schildkröte. Die beiden Tiere scheinen zu einem Wettrennen gezwungen worden zu sein. Stulles Tier liegt vorne. Es ist ein unglaublicher Lärm. Alle feuern die kleinen Kerle an. Die Schildkröte von Stulle läuft links an Grit vorbei. Sie reißt ihre linke Hand mit einem Geschirrtuch hoch und verkündet den Sieger. Jubelnd hebt sie die Schildkröte hoch und ruft: „BRUNHILDEEEEEE!“ Alle stimmen enthusiastisch mit ein. Ich grinse. Das ganze Spektakel amüsiert mich sehr. Das Gejubel wird plötzlich verhaltener und leiser. Stattdessen wird gemurmelt. „Kid!“ „Oh scheiße!“ „Ich hoffe er hat ausgeschlafen!“ Langsam lasse ich den Blick durch die Reihen streifen. So gut es geht verkneife ich mir mein Lachen. „Was ist hier los?“, frage ich laut mit ernster Stimme. Jaik steht stramm. „Käpt’n! Seit der letzten Insel haben wir zwei Schildkröten an Bord. Heute Morgen haben wir sie bemerkt und sie Brunhilde und Hermann getauft“, erklärt er und klingt dabei wie einer dieser beschissenen Marinesoldaten. Ich tue immer noch streng. Es macht Spaß hin und wieder mal die Crew zu verarschen. „Und wessen Idee war das mit dem Wettrennen?“, frage ich. Jaik weicht meinem Blick aus. „Das war meine Idee, Käpt’n!“ Überrascht drehe ich Grit den Kopf zu. Naja, so überrascht bin ich gar nicht. Ich setze einen nachdenklichen Blick auf. „Brunhilde hat gewonnen, ist das richtig?“, frage ich weiter. „Ja, Käpt’n!“, antwortet wieder Jaik. Ich sage einen Moment nichts und gucke nur ernst in die Runde. Dramatische Stille! „Na dann sollten wir heute Abend wohl eine Party schmeißen, um ihren Sieg zu feiern“, rufe ich und grinse dabei breit. Die Männer Jubeln und auch Grit grinst breit. Während alle in die Mitte zusammenströmen, gehe ich in die andere Richtung. Ich muss mich erst einmal fertig machen. In der Kajüte gehe ich als erstes unter die Dusche. Heute wird ein langweiliger Tag. Vielleicht sollte ich anfangen, Grit Haki beizubringen. Damit wäre es nicht allzu langweilig. Eigentlich ist auch ein Streich längst wieder überfällig. Das Problem ist nur, mir fällt nichts ein. Ich mache die Dusche aus und trockne mich ab. Die Temperaturen draußen sinken langsam. Allerdings scheint auf der nächsten Insel kein Winter zu sein. Grit ist bisher nämlich noch nicht eingefroren. Nachdem ich mich fertig gemacht habe, gehe ich in den Speisesaal. Die Männer sitzen fröhlich plappernd auf ihren Plätzen. Die morgendliche Aufregung hat sie wohl in gute Stimmung versetzt. Ich grinse. Mir soll‘s Recht sein. „Männer!“, rufe ich und stütze mich auf die Rückenlehne meines Stuhls ab. Es wird leiser und ich bekomme die Aufmerksamkeit. „Zwei Dinge! Als erstes muss ich euch sagen, dass die nächste Insel nicht sehr aufregend wird. Ihr dürft daher wieder eure grauen Zellen anstrengen und eurer Kreativität freien Lauf lassen.“ Es erhebt sich aufgeregtes Gemurmel. „Das zweite“, sage ich und erhebe meine Stimme ebenfalls, um die Geräusche zu überdecken. Es funktioniert. Die Männer werden ruhig. „Das zweite betrifft heute Morgen. Ich sage es noch einmal. Heute Abend findet eine Lagerfeuerparty. Das Abendessen findet draußen statt. Die Schildkröten finden entweder einen sich sorgenden Besitzer, oder werden auf der nächsten Insel ausgesetzt. Habe ich mich klar ausgedrückt?“ Leises Gemurmel. „Dann guten Appetit!“ Das Frühstück beginnt. Ich setze mich. „Du hast echt was verpasst!“, sagt Grit grinsend. „Es war ein sehr spannendes Rennen!“ Während ich esse, erzählt Grit mir von dem Schildkrötenrennen. Kalle und John geben auch ihre Kommentare dazu. Es ist eine sehr amüsante Erzählung.

    „Mir ist langweilig!“, klagt Grit. „Was soll ich heute bloß tun?“ Sie jammert schon ne ganze Zeit lang. Bisher habe ich ihr noch nicht vorgeschlagen zu trainieren. Ehrlich gesagt habe ich mir auch noch gar nicht so viele Gedanken gemacht, wie ich Grit Haki beibringen sollte. Aber bevor wir beide in Langeweile versinken, kann ich es ja wenigstens mal versuchen. „Ich habe eine Überraschung für dich, Grit!“, sage ich mit geheimnisvoller Stimme. Sofort ist sie hellwach und schaut mich aufmerksam an. Ich grinse. „Was ist es?“, fragt sie neugierig. Ich schüttle den Kopf. „Wenn ich es dir jetzt sage, dann ist es doch keine Überraschung mehr“, erkläre ich. „Aber irgendwann musst du das Geheimnis um die Überraschung eh lüften“, sagt Grit. „Das ist wahr. Bist du fertig?“, frage ich. Grit nickt. „Na dann komm mal mit“, fordere ich sie auf und stehe selber auf. Am Ende des Tisches treffe ich sie. Wir gehen nebeneinander zu meiner Kajüte. Grit macht die Tür auf und schaut sich neugierig um. Ich lache. „Die Überraschung ist nicht hier“, erkläre ich. „Ich brauche nur ein Tuch.“ Grit geht an den Schrank und holt ein Tuchschal von sich raus. „Geht der?“, fragt sie. Ich nicke und nehme ihn in die Hand. „Komm!“, sage ich und zeige mit dem Kopf zur Tür. Wir gehen zur Gummizelle. Grit geht skeptisch in den Raum rein. „Das ist meine Überraschung? Training?“, fragt sie verwirrt. Ich grinse. „Naja, vielleicht ist Überraschung zu viel gesagt“, gebe ich zu. „Wir trainieren jetzt dein Vorahnungshaki.“ Grit schaut mich begeistert an. Ich halte ihr das Tuch hin. „Hier! Mach das um!“, weise ich an. Während Grit damit beschäftigt ist, gehe ich und hole ein paar Bälle. Mal schauen, wie gut sie das Haki schon beherrscht. „Und jetzt?“, fragt Grit. Sie steht mit verbundenen Augen mitten im Raum. Es sieht irgendwie lustig aus. Ohne Vorwarnung werfe ich den ersten Ball. Ich treffe ihren Bauch. „EY!“, meckert Grit. Sie zieht ihren Körper zusammen und schützt die getroffene Stelle. „Was soll das?“ Ich seufze. Sie beherrscht wahrscheinlich doch weniger Haki, als ich vermutet habe. Der nächste Ball kommt angeflogen. Er trifft Grits Arm. „Hör auf!“, ruft Grit empört und will das Tuch abmachen. „Konzentriere dich!“, sage ich im ernsten Ton. Grit lässt ihre Arme sinken und scheint es jetzt ernsthaft zu versuchen. Ich werfe den nächsten Ball. Er fliegt wieder auf ihren Bauch zu. Kurz bevor er Grit trifft, legt sie schützend ihre Arme vor den Bauch. Immerhin! Ich werfe den nächsten Ball. Er trifft wieder. Aber diesmal beschwert Grit sich nicht.

    „Nicht rumsitzen, aufstehen!“, sage ich ein wenig forsch. Jetzt, da wir mit dem Training angefangen haben, möchte ich auch, dass Grit so schnell wie möglich das Haki beherrscht. Sie sitzt erschöpft am Boden und hält sich den Kopf. „Ich kann nicht mehr!“, sagt sie. „Mein Kopf tut weh und mein Körper übrigens auch. Ich kann mich kein Stück mehr konzentrieren.“ Obwohl sie einige Bälle abwehren konnte, haben sie immer noch die Meisten getroffen. Immerhin hat sie gezeigt, dass sie durchaus die Bälle wahrnehmen konnte. Nur leider nicht alle und nicht immer rechtzeitig. „Okay“, sage ich schließlich mit ruhiger Stimme. „Komm her, ich mach dir das Tuch ab.“ Grit steht auf und kommt zu mir. Ich knote das Tuch auf. „War ich wirklich so schlecht?“, sagt sie und zieht die Augenbrauen wehleidig zusammen. Ich lächle und streichle ihr über die Wange. „Es geht!“, sage ich ehrlich. „Du hast auf jeden Fall das Potenzial!“ Grit lächelt leicht. „Naja, besser als nichts“, sagt sie. „Ich brauche unbedingt frische Luft, sonst platzt mein Kopf.“ Ich lege meinen Arm um ihre Hüfte. „Na dann los!“, sage ich. Wir gehen raus aufs Deck. Grit steuert zur Reling hin. Ich gehe mit. Sie lehnt sich an die Reling und atmet die frische Seeluft ein. „Und?“, frage ich. „Machen wir nach dem Mittagessen weiter?“ „Spinnst du? Glaubst du es macht mir Spaß von Bällen abgeworfen zu werden? Ich bin kein Weichei, aber mittlerweile dürfte mein ganzer Körper mit blauen Flecken übersäht sein“, sagt sie genervt und zeigt mir ihre Arme. Die sind tatsächlich rot und blau. „Du könntest ruhig etwas weniger doll werfen. Dann könnte ich mich wahrscheinlich auch besser konzentrieren.“ Grit verschränkt schmollend ihre Arme und schaut von mir weg. „Hey“, sage ich sanft. „Es tut mir Leid! Ich dachte, es wäre der beste Weg. Das nächste Mal werfe ich nicht so hart, versprochen!“ Ich drehe Grit vorsichtig zu mir. Sie schaut immer noch zur Seite. Sanft drehe ich ihr Gesicht zu mir. „In Ordnung?“ Grit hat keine Wahl und schaut mich an. „Okay“, sagt sie schließlich leise. Ich lächle und lege meine Arme um sie. „Also geht es heute Nachmittag weiter?“, frage ich. Grit legt ihren Kopf an meine Brust. „Ja!“

    „Konzentriere dich!“, sage ich streng. „Ruh dich nicht auf dem einen Erfolg aus.“ Grit hat bisher schon einen Ball gefangen, aber so wirklich raus, hat sie es immer noch nicht. „Warte!“, sagt Grit bestimmt. „Lass mir einen Augenblick Zeit.“ „Die hast du im Kampf nicht!“ „Ja, aber jetzt habe ich sie, also sei einen Augenblick still!“, sagt Grit. Sie stellt sich entspannt hin und atmet einmal tief ein und aus. Ich warte. „Okay“, sagt sie schließlich. „Stell dich an eine andere Stelle im Raum, aber ohne, dass ich höre wo und dann kannst du mich weiter abwerfen.“ Ich bin ja mal gespannt, ob das was gebracht hat. Was auch immer sie getan hat. Ohne ein Geräusch zu machen, bewege ich mich an eine andere Stelle. Ich werfe den nächsten Ball. Grit dreht sich ruckartig in meine Richtung und fängt den Ball. Scheint, als hätte es ein bisschen was gebracht. Ich werfe. Grit fängt ihn wieder. Ich nicke anerkennend. Mal schauen… ich bewege mich wieder an eine andere Stelle im Raum und werfe erneut. Grit dreht sich wieder in meine Richtung und fängt den Ball. Diesmal aber nur sehr knapp. Ich tänzle weiter um sie herum und werfe sie mit Bällen ab. Grit lässt sich nur zweimal treffen. Ihre Reaktionen sind noch sehr langsam, aber es wird. Im Raum wird es langsam dunkler. Ich schaue aus dem Fenster. Die Sonne steht schon ziemlich tief. „Okay!“, sage ich. „Wir hören auf!“ Ich bücke mich, um die Bälle einzusammeln. Plötzlich trifft mich ein Ball direkt am Kopf. „Hey!“, rufe ich aus und richte mich wieder auf. Grit hat noch immer die Augen verbunden und grinst. „Habe ich deinen Kopf getroffen?“, fragt sie. „In der Tat!“, antworte ich. „Dann ist ja gut!“, sagt sie lachend und macht sich das Tuch ab. Sie blinzelt ein paar Mal und reibt sich die Augen. „Das hatte ich nämlich auch vor!“ Ich verenge meine Augen. Sie streckt mir ganz frech die Zunge raus. Der Wurf war zwar ziemlich hart, aber ich weiß auch, was es bedeutet. Sie hat es geschafft meinen Kopf zu treffen, ohne die Augenbinde abzumachen. Ihr Haki hat sich verbessert. Grit hilft mir die Bälle einzusammeln und wegzupacken. Auf dem Deck ist bereits reges Treiben. Die Bauteile des Lagerfeuerrings werden herbeigeschafft und aufgebaut. Ich packe mit an. Grit habe ich in der Küche verloren. Sie hilft bestimmt Thomas beim Essen machen. Draußen werden an verschiedenen Stellen Tische zusammengestellt. Zum Abendessen gibt es heute ein Büffet. Oder auch mehrere Büffets. Ist das wirklich die Mehrzahl von Büffet? Das Wort klingt jetzt schon Scheiße. Auf jeden Fall gibt es mehrere Tische, auf denen Essen steht. Ich schaue mich um. Die kleine Bühne, oder eher das Podest, ist vorne zum Bug hin aufgebaut. Grit und zwei andere tragen die mit Essen gefüllten Teller, Schüsseln und Platten nach draußen. Wire, Killer und Bill kümmern sich um die Getränke. Es wird die ganze Zeit Holz herangeschafft für das Feuer. Ich lehne mich einfach gegen das Treppengeländer und tue nichts. Manchmal ist es ganz angenehm der Käpt’n zu sein. Thomas kommt zu mir. „Das Essen ist jetzt fertig“, sagt er. Ich nicke. Heat beaufsichtigt das Herantragen des Holzes. Ich versuche Blickkontakt mit ihm aufzubauen. Schließlich schaut er auf. Ich nicke ihm zu. Er nimmt ein wenig von dem leicht entflammbaren Zeug und pustet Feuer aus. Heat wirft das brennende Zeug auf den Holzhaufen im Ring. Die Vorbereitungen sind abgeschlossen. Meine Männer machen es sich um das Feuer herum bequem. Überall bilden sich kleine oder auch etwas größere Grüppchen. Es scheint als wären alle da. „Das Büffet ist eröffnet!“, sage ich mit lauter Stimme. Ich entfliehe dem Gewusel und gehe in meine Kajüte, um meinen Mantel zu holen. Aus dem Badezimmer höre ich die Dusche. „Grit?“, frage ich laut. Es gibt jetzt Essen. Das hat sie doch wohl mitgekriegt. Sie hat ja schließlich beim Aufdecken geholfen. Das Wasser geht aus. „Ja?“, ruft sie aus dem Badezimmer. „Es gibt jetzt Essen!“ „Ja ich weiß. Ich komme gleich!“, antwortet sie und die Dusche geht wieder an. Ich zucke mit den Schultern, nehme meinen Mantel und geh nach draußen. Der Ansturm, um die mit Essen beladenen Tische, ist nicht mehr so groß. Ich nehme mir einen Teller und stelle mich ebenfalls an. Mit einem vollen Teller setz ich mich zu Killer, Stulle, Luke und Wire. Die Gruppe wird gleich noch größer werden. „Mahlzeit!“, begrüße ich sie und fange an zu essen. „Wir haben lange kein Lagerfeuer mehr gemacht!“, bemerkt Stulle. Ich nicke. „Aus diesem Grund machen wir ja jetzt eins“, antworte ich, als ich runtergeschluckt habe und grinse. Wie bereits vermutet setzen sich noch weitere Männer aus meiner Crew zu uns. „Ich gebe heute mal einen aus!“, sagt Mika laut und stellt eine Kiste Bier in die Mitte. Er und vor allem das Bier wird freudig begrüßt. Mika nimmt sich zwei Flaschen und kommt zu mir. Er gibt mir eine und setzt sich neben mich. Ich öffne die Flasche. „Prost!“, sagt Mika und stößt seine Flasche an meine. „Das wird ein guter Abend“, sagt er und trinkt. Ich grinse. „Das denke ich auch“, sage ich und trinke ebenfalls einen Schluck. „Bob und seine Freunde scheinen mit Grit was auf die Beine gestellt zu haben.“ Mika nickt stürmisch. „Und Steve meinte, er hätte auch mal wieder was dazu beizutragen“, erzählt er enthusiastisch. „Er hat schon lange nicht mehr da gestanden.“ Zur Unterstützung seiner Worte zeigt Mika zu dem kleinen Podest, auf dessen Rand einige Männer sitzen. Ich überlege. „Phil und Till habe ich auch schon lange nicht mehr gehört“, bemerke ich. Mika lacht. „Das stimmt! Es wäre ziemlich cool, wenn die mal wieder was machen.“ „Hallo Jungs!“, höre ich Grits Stimme hinter mir. Na endlich! Luke, der auf meiner anderen Seite sitzt und die ganze Zeit über ziemlich still war, rutscht von mir weg. Grit setzt sich auf den freigewordenen Platz. „Dankeschön!“, sagt sie gut gelaunt. Ich schaue zur Seite. „Na was für‘n Glück. Du lebst ja doch noch. Ich war schon kurz davor dich suchen zu gehen“, sage ich sarkastisch und mit einem Grinsen im Gesicht. Grit lächelt mich verführerisch an. „Das hätte dir gefallen, nicht wahr?“ „Oh ja!“, sage ich anzüglich. Grit kichert. Sie hat einen Teller Essen auf ihrem Schoss und eine Flasche Wasser steht vor ihr auf dem Boden. „Guten Appetit!“, sagt sie und fängt an zu essen. Die Meisten sind bereits fertig mit essen.

    Grits Sicht
    Das Essen tut gut. Ich hatte ziemlichen Hunger, aber die Dusche musste vorher noch sein. Jetzt fühle ich mich viel besser. Nach dem Training wollte ich mich eh umziehen. Es ist wieder kühler geworden draußen. Zum Glück bin ich nicht am Erfrieren. Ausnahmsweise trage ich sogar mal wieder meine Wanderschuhe. Die sind schön warm. In letzter Zeit bin ich nur barfuß rumgelaufen. „Hey Grit!“ Mika hat seinen Körper nach vorn gelehnt, damit er an Kid vorbei zu mir gucken kann. „Singt ihr nachher was vor?“ Ich suche mit der Zunge nach Essensresten zwischen meinen Zähne. Als ich nichts finden kann, grinse ich breit. „Aber natüüüüürlich!“ Ich lache. Darauf freue ich mich schon, seitdem Kid heute Morgen meinte, es würde ein Lagerfeuer geben. Schnell esse ich weiter. „Wow, Grit! Stopfen ist nicht gesund, das weißt du doch“, sagt Markus lachend. Ich schau nach rechts, von wo die Stimme kam. Markus sitzt ein paar Plätze weiter und raucht eine. Ich öffne meinen Mund und kaue demonstrativ langsam. „Besser so?“, frage ich schließlich. „Oh ja!“, antwortet er sarkastisch. „Viiiel besser!“ Ich beende mein Essen und spüle mit Wasser alles runter. Da ich so lange fürs Duschen gebraucht habe, muss ich mich beeilen. Bob wird wohl kaum in Zeitnot stecken, aber ich bin so aufgeregt, dass ich nicht länger sitzen kann. Ich gebe Kid einen Kuss auf die Wange. „Bis gleich!“, sage ich aufgeregt und stehe auf. Bob und die anderen sitzen auf der anderen Seite vom Feuer. Ich gehe hin. Boah, ich bin wirklich aufgedreht. Ich habe Kid eben vor all den Leuten einen Kuss auf die Wange gegeben, ohne zu zögern. „Hey Schwester“, sagt Malcolm lässig langgezogen. Ich setze mich im Schneidersitz dazu und tippe mit den Fingern an meine Schuhe. „Ich bin daaaa!“, sage ich grinsend. „Woah! Du bist ja voll aufgedreht, Schwester“, sagt Bob lässig erstaunt. Ich lache. In meinen Ohren klingt es fast hysterisch. Ich glaube Bob kann mit so viel Energie nichts anfangen. „Tut mir Leid!“, sage ich. „Ich bin nur so aufgedreht. Es ist nämlich das erste Mal, dass ich auf einer Bühne stehe und singen werde. Oh nein! Hoffentlich singe ich vor Aufregung nicht schief. Hab ich das gerade laut gesagt? Was soll ich nur tun?“ Ich plappere ohne Pause. Die Jungs schauen mich überfordert an. Jemand legt seinen Arm um meine Schulter. Ich schaue ruckartig nach rechts. Leeroy nickt lässig. „Keine Sorge“, sagt er. „Du hast es im Blut, man!“ Die anderen nicken. Ich runzle die Stirn. „Du wirst die Bühne rocken!“, fügt er noch hinzu. Ich lächle. „Danke, Bruder!“, sage ich und fühle mich tatsächlich etwas besser. Diese unerschütterliche Ruhe dieser Typen ist irgendwie ansteckend. Bob steht auf und die anderen tun es ihm gleich. Was ist denn jetzt los? Oh! Es geht gleich los. Ich steh ebenfalls auf und gemeinsam gehen wir zu dem kleinen Podest. Langsam atme ich tief ein und aus. Ich versuche meinen Herzschlag zu beruhigen. Die Jungs brechen in Jubelrufe aus. Na toll! Sie wissen, dass wir gleich lossingen. Mein Herzschlag wird wieder schneller. Ich bleibe stehen. „Ich schaff das nicht!“, sage ich leise wimmernd. Bob läuft in mich rein. „Du schaffst das schon, Schwester. Stell dir vor wir sitzen bei den Sofas und Proben. Alles klar?“, rät er mir. Ich nicke. Das könnte funktionieren. Vor Aufregung ist mir so warm, dass ich meinen Pullover um die Hüfte binde. Darunter trage ich nur ein Top, aber mir ist nicht kalt. Ganz im Gegenteil. Plötzlich stehe ich oben auf dem Podest. Alle schauen zu uns hoch und warten freudig erregt auf unseren Auftritt. Das Lagerfeuer spendet Licht. Zusätzlich erhellen uns Laternen an den Seiten des Podestes. Ich schlucke. „Hey, hey, hey. Beruhigt euch!“, ruft Bob und macht mit den Armen Bewegungen, damit es leiser wird. „Wir haben euch wieder ein paar Songs mitgebracht“, erklärt Bob lässig. „Unsere neue Stimme kommt von Schwester Grit!“ Die Jungs, welche das Publikum darstellen, jubeln mir zu. Ich hebe nervös meine Hand. Meine Augen huschen durchs Publikum. Da! Ich kann Kid sehen. Durch das flackernde Licht kann ich aber nicht sein Gesicht erkennen. Bob dreht sich zu uns und sagt das erste Lied an. Ich atme erleichtert aus. Bei dem Lied habe ich keinen Solopart. Er dreht sich wieder zurück und drückt mit dem Arm nach unten. Die Männer sollen leise sein. Es wird auch leiser. Ich atme ruhig ein und aus. Bob zählt mit den Fingern lässig bis drei. Mein erster Ton sitzt perfekt. Wir singen ein grooviges Lied. Ich fühle mich tatsächlich ziemlich wohl. Die Jungs vor der Bühne bemerke ich gar nicht. Sie sind mir egal. Ich bewege mich rhythmisch zum Lied. Es fühlt sich so an, als würden wir proben. Es ist zu ende. Bob dreht sich zu uns und sagt den nächsten Titel an. Dabei schaut er zu mir. Ich schlucke. Ich habe die Leitstimme. Die Aufregung ist verflogen. Ich nicke ihm lächelnd zu. Diesmal zähle ich an. Wie immer lasse ich mich von der Musik leiten. Ich kann einfach nicht still herum stehen. Wir singen verschiedene Lieder. Ein paar haben wir sogar neu zusammengestellt, weil ich ja jetzt irgendwie in der Band mitmache. „Ein Lied singen wir noch!“, rufe ich ins Publikum, nachdem wir das letzte Lied beendet haben. Es kommen teils freudige, teils nicht so freudige Rufe aus der Menge. „Hey, hey, hey!“, rufe ich. Es beruhigt sich ein wenig. „Ihr dürft gerne alle mitsingen, klar?“ Es breitet sich eine neugierige Stille aus. Ich räuspere mich ein bisschen. „Käpt’n Binks will einen Rum“, fange ich alleine an, doch schon bei der nächsten Zeile grölen alle mit und heben ihr Krüge voll Rum, Sake, Bier oder was auch immer sie gerade trinken. Ich grinse. Das macht Spaß. Es herrscht eine ausgelassene Stimmung. „Es war’ne schöne Zeit!“, singe ich laut die letzte Zeile mit und muss dabei fast weinen, so toll ist es. Die letzten „Yohohoho’s“ singe ich nicht mehr mit. Ich strahle einfach übers ganze Gesicht. Wie konnte ich nur solche Angst haben? Alle jubeln. Ich und Bobs Freunde winken und klatschen ebenfalls, dann gehen wir runter. Die meisten stehen noch und klopfen uns auf den Rücken, während wir zurückgehen. Ich fühle mich richtig wie ein Star. Ich lache. Das ist irgendwie lustig. Langsam wird es wieder ruhiger. „Du warst der Hammer, man!“, sagt Leeroy und gibt mir einen Check. „Danke!“, sage ich und grinse so breit es geht. „Ihr wart auch richtig Bombe, ey!“ Ich gebe das Kompliment an alle zurück. „Das müssen wir unbedingt noch einmal machen!“ Bob nickt. „Natürlich, Schwester! Du gehörst doch zu uns, man“, sagt er lässig lächelnd. Ich lache und winke ihnen zu. „Bis später, Jungs! Trinkt nicht zu viel von eurem Zeug!“, sage ich zum Abschied und meine das ziemlich ernst. Die trinken ständig diesen selbstgebrannten Alkohol. Mir haben sie nichts mehr angeboten, seitdem John es das allererste Mal unterbunden hat. Wahrscheinlich befürchten sie, dass Kid sie töten würde, falls ich das Angebot tatsächlich annehmen sollte. Ich schlängle mich um die sitzenden Leute herum und gehe zu Kid und den anderen. „Da ist ja unser Rockstar!“, ruft Kalle, als er mich sieht. Kid dreht sich in meine Richtung und grinst breit. Also eigentlich schauen alle, aus der Gruppe zu mir. Ich grinse immer noch, aber werde jetzt auch noch rot. Die Jungs begrüßen mich freudig. Ich lache und setze mich im Schneidersitz neben Kid. Er nimmt mich in Schwitzkasten und rubbelt mir über die Dreads. „Kleine, du warst der Hammer!“, sagt er begeistert. Ich lache und schiebe seine Arme weg. „Herzlichsten Dank!“, sage ich immer noch lachend. „Vielleicht solltest du auch mal für mich ganz alleine tanzen“, sagt er sarkastisch anzüglich. Ich schubse ihn zu Seite. „Dann musst DU aber dazu singen“, antworte ich. Es ist eine sehr heitere Stimmung. Das ist richtig toll. Nach ungefähr einer halben Stunde, höre ich wieder Gejubel. Ich schaue mich um. Steve geht auf die Bühne. Oh! Endlich! Bob und seine Gang haben mir schon mehrmals erzählt, wie gut Steve tanzen kann, aber ich habe es nie selber gesehen. Nun kann ich ihn endlich mal sehen. Er stellt ein Schallgerät mit einem Tontrichter an einer Seite der Bühne auf. An das dünne Ende des Trichters stellt er ein Tondial und macht es an. Die Musik ist laut genug und schallt über das ganze Deck. Steve zieht da ne ziemlich krasse Show ab. Er kann wirklich gut tanzen. Ich bin beeindruckt. Am Ende juble ich mit den anderen mit. Das war echt richtig genial. Kalle knallt seinen Würfelbecher vor sich auf den Boden. „Wer hat Lust?“, fragt er in die Runde. Die anderen nicken zustimmend. Ich auch, dennoch seufze ich. In diesem Spiel muss man lügen können. Ich bin da nicht so gut drin. Es macht trotzdem Spaß. Da die anderen eh schon betrunken sind, fallen meine schlechten Behauptungen gar nicht auf. Ausnahmsweise bin ich mal ziemlich gut in diesem Spiel. Der Becher geht reihum. Währenddessen wird noch weitergequatscht. Ich habe mich mit dem Rücken an Kids Seite gelehnt. Er benutzt ein Fass als Rückenlehne. Das Lagerfeuer hält mich schön warm. Es wird immer später. „Yo, yo, yo!“, höre ich jemanden rufen. Ich gucke zum Podest, aber da ist niemand. Neugierig schaue ich mich um. Auf der anderen Seite gibt es plötzlich Aufruhr, dann Jubelrufe. Was kommt denn jetzt? Zwei Männer springen von vorne auf das Podest. Der eine ist Till und der andere ist… wie heißt er noch? Ich vergesse irgendwie ständig seinen Namen. Dabei ist er gar nicht mal so schwer zu merken. Was war meine Eselsbrücke noch einmal? Reimt sich auf Till und Bill. Ähm… Phil? Ja, das war es glaub ich. Was die beiden wohl machen werden? Die beiden stellen sich auf Position. Till zieht eine Marinemütze raus und setzt sie sich auf. Dazu zeigt er durch übertriebene Körperhaltung, wer er sein soll. Ein Marinesoldat. Phil kommt näher. „Stopp!“, sagt Till und hält Phil die Hand vor die Nase. Er macht ein überraschtes Gesicht. Ich kichere. Die anderen ebenfalls. „Bevor du mit deinem Schiff die Grenze passierst, muss ich gucken, was du zu verzollen hast!“ Till stellt durch Akzent und Sprechart den Marinesoldaten ziemlich lustig dar. „Nichts!“, sagt Phil. „Und was ist in dem Sack?“ „Och“, sagt Phil „Nur Sand!“ Till tut so, als ob er den Sack aufmachen würde. Er nickt. „Nur Sand.“ Diese Szene wiederholt sich mehrmals. Jedes Mal wird es irgendwie lustiger. „Stopp!“, sagt Till wieder und hält Phil die Hand vor die Nase. Anstatt zu fragen, geht er nun vor Phil auf und ab. Dieser verfolgt ihn mit den Augen. „Ich glaub dir nicht!“, sagt Till schließlich und hält abrupt inne. „Du schmuggelst etwas und ich komm einfach nicht dahinter. Jeden Tag kommst du hier mit einem Schiff vorbei und transportierst diesen verdächtigen Sack Sand.“ Er geht näher zu Phil ran. „Sag es mir und ich werde dich hier an der Grenze nie wieder aufhalten!“ Phil grinst ein breites dümmliches Grinsen. „Schiffe!“, sagt er. Ich und alle anderen lachen laut los. Jetzt verstehe ich, was die beiden machen. Sie sind Komiker und zwar ziemlich gute, wie es scheint. „Wie viele Mitarbeiter arbeiten bei der Marine?“, fragt Till ins Publikum. Einen Augenblick später sagt er: „Naja, wenn es hochkommt die Hälfte!“ Ich merke schon, worauf sie sich spezialisiert haben. Lachend genieße ich die Show.

    (Marinewitze von http://www.fanfiktion.de/s/52a8c6a700037c9711a2b76 7/4/One-Piece-Witze)

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