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Achtung! Dies ist nur ein Teil einer Fortsetzungsgeschichte. Andere Teile dieser Geschichte

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Das Biest und der Tyrann - Teil 11

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    Grits Sicht
    Von hier oben habe ich eine bessere Übersicht. Ich kann Rian besser ausmachen, als wenn ich mitten im Getümmel wäre. Wie ich schon angenommen habe, greifen die zwei Banden aus drei Richtungen an. Ich bin auf dem Dach eines Hauses, das direkt an der Kreuzung steht. Die Crew macht sich bereit und geht in Stellung. Kid steht ganz lässig da und wartet. Rache! Rache und Hass! Das ist doch beides einfach Scheiße! Aber ich weiß, dass Kid Recht hat. Wenn man sich nicht rächt und seinen Namen verteidigt, verdient man als Pirat keinen Respekt. Und Respekt ist das, was uns Schutz gibt. Aus diesem Grund müssen wir nicht gegen jede Piratenbande kämpfen. Aus diesem Grund greift uns nicht jedes Marineschiff an. Kid! Die Kid-Piraten! Sie haben sich den Respekt auf der Grandline hart erarbeitet. Unter mir ist irgendetwas in Bewegung. Die Crew bewegt sich plötzlich. Aus Seiteneingängen der Häuser kommen Leute hervor. Vom Aussehen her zu urteilen sind das wohl Pablos Männer. Sie sehen sehr wild aus. Der Kampf beginnt. Die Angreifer haben zunächst den Überraschungseffekt auf ihrer Seite, aber Kids Jungs kriegen sich schnell wieder ein. Ich beobachte das Geschehen von hier oben. Noch ist Rian nicht in Sicht. An meinem Gürtel zittert meine Knarre. Ich halte sie fest. Mein Freund setzt grade seine Teufelskräfte ein. Mein Freund… Ich muss unwillkürlich grinsen. Daran muss ich mich erst noch gewöhnen. Ein Glücksschauer überfällt mich. Ich kann es eigentlich immer noch nicht fassen, dass Kid und ich… Es will einfach nicht in meinen Kopf rein, aber ich bin so glücklich. Huch! Das Haus erschüttert. Ich halte mich fest und schaue nach unten. Kid steht vor der einen Hauswand und drückt offensichtlich jemanden gegen die Wand. Allerdings kann ich nicht erkennen wer es ist. Kid scheint auf jeden Fall ziemlich wütend zu sein. Da ist Rian! Ich springe vom Haus runter und federe den Aufprall gekonnt ab. Langsam richte ich mich neben Kid auf. „Du bist also Pablo, huh?“, fragt dieser sein Opfer gerade mordlustig. Ich schaue über meine Schulter nach hinten zu Kids Opfer. Es ist nicht Pablo. „Das ist nicht Pablo. Das ist sein Sohn“, erkläre ich kurz und drehe meinen Kopf schnell wieder zurück. Gerade noch rechtzeitig! Zwei Angreifer kommen auf mich zugestürmt. Zwei von Pablos Männern. Ich knalle den einen ab, doch der andere fällt auch um. Was war das denn? Der andere Pistolenknall hörte sich genauso an, wie der von meiner Waffe. Rian! Er steht einige Meter vor mir mit MEINER Knarre in der Hand und grinst. Das wird er bereuen! „Gib sie sofort zurück!“, sage ich bedrohlich und schaue ihn böse an. Meine verbliebene Knarre ist auf ihn gerichtet und zwar genau zwischen seine Augen. Rian dreht die Waffe in seinen Händen und begutachtet sie. „Wie viel Geld bekomme ich wohl dafür?“, überlegt er hämisch grinsend laut. „Das hier ist allerfeinste Verarbeitung und ziemlich gutes Material. Da springt mit Sicherheit ein ganzer Batzen Geld für mich raus. Und wenn ich erst die andere habe…“ „Niemand, ich wiederhole, niemand fässt meine Babys an und kommt ungeschoren davon!“ Ich drücke ab. Rian ist aber schnell und weicht aus. Es wird also auf einen Nahkampf hinauslaufen. Meine Knarre nützt mir hier nichts. „Kid?“, frage ich, ohne Rian aus den Augen zu lassen. „Mh?“, antwortet er mir. Ich reiche ihm meine Knarre. „Pass darauf auf!“ Kid greift danach. Ich spüre, wie seine Hand meine Haut berührt und mir dann die Waffe abnimmt. Tief einatmen und dann wieder ausatmen. Jetzt brauche ich alle meine Konzentration. Ich habe Rian fest im Blick. Er hebt die Waffe, zielt auf mich, doch ich bin schneller. Wäre ja noch schöner, wenn ich mit meiner eigenen Waffe erschossen werde. Ich laufe auf ihn zu, weiche geschmeidig kämpfenden Männer aus, erreiche ihn schließlich und ramme ihm meinen Ellenbogen in den Magen. Rian krümmt sich. Ich schlage ihm die Waffe aus der Hand, doch ehe ich sie erreiche, hat Rian sich wieder erholt und hält mich auf. Wir rangeln miteinander. Er versetzt mir einige schmerzende Tritte und Schläge. Letztendlich hat er irgendeinen Nerv oder so getroffen. Ich kann mich nicht mehr bewegen! Verdammt! Was soll ich jetzt nur machen? Rian hebt triumphierend grinsend meine Knarre auf. Er wiegt sie wieder in der Hand, dreht sie und begutachtet sie. Ich liege vor ihm auf dem Boden, ein Arm nach vorne gestreckt, unfähig ihn zu bewegen. Scheiße! „Ironisch, nicht wahr? Zu sterben durch die Waffe, mit der man andere tötete“, sinniert dieser verdammte Scheißkerl herum. Er richtet langsam den Lauf meiner Knarre auf mich. Ich schaue direkt in das lange Rohr, es ist fast in meinem Gesicht. Was ist das? Da ist überhaupt keine Kugel drinne! Ich grinse. „Freust du dich etwa schon auf den Tod“, fragt Rian sarkastisch. Hoffentlich habe ich mich nicht getäuscht. „Auf Wiedersehen!“ Er drückt ab. Ein Klicken, doch nichts passiert. Allerdings sehe ich, dass nun eine Kugel im Lauf ist. Sollte er noch einmal abdrücken, bin ich tot. Rian ist irritiert. Bitte! Jetzt muss irgendetwas passieren! Verwundert schaut er sich die Waffe an. Er macht sie auf, um zu gucken, ob da überhaupt Kugeln drin sind. Natürlich sind da Kugeln drin! Idiot! Rian lässt die Waffe wieder zuschnappen. Doch plötzlich scheint er sie nicht mehr unter Kontrolle zu haben. Er zieht und zerrt daran. Schweißperlen treten auf seine Stirn. Die Knarre dreht sich und wandert zu seinem Kopf. Es ist Kid! Er muss die Waffe kontrollieren. Ich muss unbedingt meinen Körper wieder erlangen. Komm schon! Beweg dich! Sonst wirst du nie wieder mit Kid kuscheln können! Wie als wäre ein Bann gebrochen, kann ich mich plötzlich wieder bewegen. Perfekt! Ich schnelle hoch und ergreife die schwebende Waffe. „Das ist mein Kampf!“, rufe ich zu Kid. Augenblicklich erhalte ich die Kontrolle über die Waffe und fühle ihr ganzes Gewicht in meiner linken Hand. Diese Waffe schieße ich immer mit der linken Hand. Ich habe mich daran gewöhnt. Sie mit rechts zu schießen wäre falsch. „So!“, sage ich und gehe mit erhobener Waffe auf den zurückweichenden Rian zu. Ich würde wieder zu langsam sein, wenn ich schießen würde. Er ist zu schnell. Ich springe auf ihn zu. Gleichzeitig packe ich die Waffe am Lauf und schlage Rian mit dem Griff ins Gesicht. Seine Haut platzt auf. Ich bin halt schneller als er. Wieder prügeln wir uns, aber diesmal gebe ich ihm nicht die Führung ab. Ich behalte schön die Fäden in der Hand. Meine Bewegungen sind schnell und alle meine Muskeln gehorchen mir aufs Wort. Ich weiche Angriffen aus, bevor sie vollends ausgeführt sind. Mit sehr genau überlegten Tritten und Schlägen setze ich Rian außer Gefecht. Er liegt am Boden, hustet Blut und kann sich kaum bewegen. Schwer atmend rollt er sich auf den Rücken. „Beende es!“, bittet er. „Komm schon! Sei ein echter Pirat!“ Pah! Als ob! Ich bin ein echter Pirat. „Als Pirat steht es mir frei mit dir zu machen was ich will. Ich muss keinen Regeln folgen. Du sollst nicht sterben. Du sollst mit der Schande leben“, sage ich giftig und spucke neben Rians Kopf. Es ist merkwürdig ruhig geworden. Es sind kaum noch Kampfgeräusche und Geschrei zu hören. Ich schaue mich um. Viele Leute liegen am Boden. Einige sind am Weglaufen. Die Kid-Piraten versammeln sich allmählich am Eingang der Gasse. Kid steht zwischen mir und dem Rest der Crew. Er wartet grinsend, bis alle an ihm vorbei sind und sich alle versammelt haben. Ich stecke meine Knarre in den Gürtel und gehe grinsend auf Kid zu. Sieht so aus, als wäre ich die Letzte. „Bist du auch endlich fertig?“, fragt Kid mich neckend. Ich schubse ihn zur Seite. „Hab‘s nur ein bisschen spannend gemacht“, antworte ich überheblich. Natürlich sarkastisch gemeint. „Gib es zu: Er war zu stark!“ Wir gehen zurück zu den anderen. „Zu stark? Seine Schläge waren genauso kraftlos wie deine!“ Ich liebe es, mich mit Kid zu necken. „Ich bin auf jeden Fall stärker als der. Mich besiegst du schließlich nie!“ „Und das hat auch seine Gründe!“ „Genau! Weil ich zu stark für dich bin!“ „Äh… nein! Ich kann das deinem Ego nicht antun, wenn ich gewinnen würde.“ Kid lacht auf. „Es ist rührend, wie du dich um mein Ego kümmerst, aber ich glaube dem geht es ganz gut.“ „Ja, jetzt geht es ihm noch gut!“ „Daran wird sich auch nichts ändern.“ „Tss! Jetzt gib mir meine Knarre wieder!“ „Hol sie dir doch!“, sagt Kid und hält grinsend die Waffe überm Kopf. „Wie findet dein Ego das jetzt?“ Ich stöhne. „Mein Ego hat damit kein Problem.“ Ich springe hoch, umfasse mit den Armen Kids Schulter und halte mich mit den Beinen an seinem Oberkörper fest. Einen gezielten Schlag in seine Armbeuge und reflexartig schnellt sein Unterarm in meine Richtung. Ich schnappe mir die Waffe und springe von Kid runter. Er taumelt ein bisschen, fässt sich aber gleich wieder. „Okay… damit hatte mein Ego jetzt ein Problem“, sagt er überrascht. Anerkennend pfeift hinter uns jemand durch die Zähne. Ich lache fröhlich auf. Während wir uns dem Hafen nähern, werden Kampfgeräusche immer lauter. Ich lade meine linke Pistole mit den vorsorglich mitgenommenen Kugeln. Wir biegen um die letzte Häuserreihe. Der Hafen ist übersäht mit Marinesoldaten und Piraten. „Bringt zuerst die Verletzten an Bord!“, befiehlt Kid laut. „LOS GEHT’S!“ Die Jungs rennen auf das Schlachtfeld und helfen ihren Kameraden. „Bist du verletzt?“, fragt Kid mich, während er den Kampf vor sich nicht aus den Augen lässt. „Ein paar Schrammen. Sonst nichts!“, antworte ich gelassen. Tatsächlich habe ich ein oder zwei offene Wunden und einige böse Kratzer und Schürfwunden, aber nichts um das man sich Sorgen machen müsste. Ich kann kämpfen. Wahrscheinlich wollte Kid das auch wissen. Er wird mich nicht vom Schlachtfeld nehmen, wenn ich ohne Probleme kämpfen kann. Er ist ja schließlich nicht so ein überfürsorgliches Weichei. Wir stürzen uns ebenfalls ins Getümmel. Dieser Kampf ist sehr kräftezerrend. Es sind viele Marinesoldaten. Als einzelne sind sie nicht unbedingt sehr stark, aber da ständig einer nachkommt, kann man nicht einmal kurz verschnaufen. Kid und ich bleiben in der Nähe, aber weit genug entfernt, sodass Kid mir nicht ständig meine Waffen klaut. Ich weiß nicht wie lange wir schon kämpfen, aber es muss lange sein. Überall liegen gefallene Soldaten. Hoffentlich ist keiner von uns dabei. Kid ist mit dem Kommandanten der Marinebasis beschäftigt. Immer mehr aus der Crew werden schwer verletzt zurück an Bord gebracht, aber auf dem Schlachtfeld kippen auch immer mehr Marinesoldaten um. „ALLE ZURÜCK AUFS SCHIFF BEVOR VERSTÄRKUNG KOMMT!“, schreit Kid. Er hat den Kommandanten besiegt. Ich lasse meinen Blick noch einmal kurz übers Feld schleifen. Einer der Soldaten erholt sich wieder. Er versucht aufzustehen. Ich richte meine Knarre auf ihn. Scheiße! Das ist kein Marinesoldat. Das ist… „JOHN!“, schreie ich panisch auf und laufe auf ihn zu. „VERDAMMT NOCHMAL GRIT! WAS SOLL DAS?“, höre ich Kid hinter mir. Ich laufe in die falsche Richtung. John liegt zwischen mir und der Stadt und Kid ist zwischen mir und dem Boot. „John!“, sage ich atemlos und stütze ihn. Er hustet und keucht. Ich ziehe ihn so gut es geht mit mir. Ständig stolpert er und er stützt sich sehr schwer auf mich. Kid gibt mir Feuerschutz. Sobald ich aus der Schussbahn bin, verstärkt er seine Attacken. Kalle und noch jemand kommen mir entgegen. Sie nehmen mir John ab. Ich stolpere erschöpft und falle hin. Das Schiff ist gleich da. Du schaffst das schon! Mühsam rappel ich mich wieder auf und kämpfe mich weiter. Jeder Schritt zerrt an meinen Kräften. Meine Hand berührt die Bordwand. Endlich! Jetzt muss ich noch die Strickleiter hoch. Das schaffe ich nie! Ich kann einfach nicht mehr. Plötzlich umfässt jemand meine Taille und schleudert mich herum. Ich lande auf hartem Boden. „LEINEN LOS!“, ertönt eine mir sehr vertraute Stimme. Ich bin auf dem Schiff. Erschöpft bleibe ich einfach liegen. NEIN! Ich kann mich hier jetzt nicht einfach ausruhen. Freunde sind verletzt. John ist schwer verletzt. Ruckartig richte ich mich auf. Ich muss den Doc finden. Ich muss ihm helfen. Er behandelt gerade die Schwerverletzten. „Was soll ich tun?“, frage ich geschäftig. Er drückt mir eine Kiste mit Mullbinden in die Hand und legt eine Dose oben drauf. Ohne weitere Instruktionen wendet er sich wieder seinem Patienten zu. Es ist John, der da vor ihm liegt. Ich nehme an, das heißt dann also verbinden. Sofort mache ich mich daran, die Wunden meiner Freunde zu versorgen. In der Dose ist die Salbe, die so schrecklich kalt ist. Ein Schauder läuft mir über den Rücken. Aber sie hilft. Und wie sie hilft! Einer nach dem anderen wird von mir verbunden. Außer mir sind noch zwei andere, die sich ebenfalls darum kümmern. Obwohl sich die meisten nichts anmerken lassen wollen, zuckt doch jeder zusammen, wenn ich die Salbe auf die Wunden streiche. Ich ignoriere meinen schmerzenden Körper. Meine Kräfte sind am Anschlag, aber ich bin noch nicht fertig. Bevor nicht alle versorgt sind, kann ich mich nicht ausruhen. Müde lächelnd verbinde ich Kalles Arm. „Wie geht es ihm?“, fragt er mich, während er meinen Händen bei der Arbeit zusieht. Ich befestige das Ende des Verbandes. „Ich weiß es nicht“, antworte ich ehrlich. Seitdem ich mit dem verbinden angefangen habe, habe ich John nicht mehr gesehen. Ich nehme die Verbände und die Salbe und stehe auf, um zum nächsten zu gehen. Bevor ich einen Schritt tun kann, breche ich zusammen. „Grit!“, sagt Kalle besorgt. Ich sitze auf meinen Knien und stütze mich mit den Händen ab. Schwer atmend sage ich: „Keine Sorge! Mir geht es gut.“ Ich strecke meinen Arm nach den Mullbinden aus. Komm schon! Reiß dich zusammen! Du bist noch nicht fertig! Eine warme Hand berührt meine Hand. Jemand nimmt mir die Mullbinden aus der Hand. Vor meinen Augen verschwimmt allmählich das Bild. Ich kann kaum erkennen wer vor mir steht, aber ich spüre, dass es Kid ist. Etwas Kaltes breitet sich auf meinen schmerzenden Oberarm aus. „Mir geht es gut“, nuschle ich. Kid verbindet mir den Arm. „Es reicht jetzt, Kleines“, flüstert er in mein Ohr. Ich werde hochgehoben und irgendwohin getragen. Nach einer Weile werde ich auf etwas Weiches gelegt. Kids Bett! Ich schließe die Augen.

    Kids Sicht
    Sie hat so viel getan. Jetzt muss sie sich ausruhen. Sobald ich sie auf dem Bett abgelegt habe, ist sie eingeschlafen. Ich gehe zurück in den Speisesaal. Alle, die bereits verbunden und versorgt sind, verlassen Stück für Stück den Raum. Zurück bleiben diejenigen, die der Doc selber behandeln muss. Es sind weniger als befürchtet. John hat sich schon wieder einigermaßen erholt. Er sitzt aufrecht an einen Stuhl gelehnt. Ich gehe zu ihm und hocke mich vor ihn hin. „Wie geht’s?“, frage ich. John schaut mich an und lächelt etwas verzerrt. „Schmerzen! Das ist alles. Ich werde es wohl überleben“, antwortet er mit schwacher Stimme. Ich grinse. „Sehr gut!“ Vom Boden abstoßend, stehe ich auf. Ich vergewissere mich, dass es jedem einigermaßen gut geht. Killer sitzt auf einer Kiste und säubert seine Wunde mit einem nassen Lappen. Ich komme näher. Es scheint, als hätte er nur einen Kratzer davon getragen. „Wie ist es gelaufen?“ Ohne aufzuschauen berichtet mir Killer: „Nicht lange nachdem ihr aufgebrochen seid, kam die Marine. Die Leute aus der Stadt waren grade erst angekommen und hatten so grade eben noch die Zeit sich zu bewaffnen. Lief ganz gut. Hatten keine großen Probleme. Bei euch?“ „Ebenfalls. Der erste Angriff war ein Überraschungsangriff, aber ein ziemlich schlechter. Sie kamen von drei Seiten. Wir haben sie alle besiegt“, erkläre ich, was bei uns so los war. Killer schaut hoch und fixiert mich einen Augenblick lang. „Okay, ich habe zwei Theorien“, sagt er schließlich. „Worüber?“, frage ich verwirrt. „Über deine derzeitige Verfassung“, antwortet Killer. Ich ziehe eine Augenbraue hoch. Meine derzeitige Verfassung? Mir geht es gut. Supergut! „Entweder freust du dich, dass du mal endlich wieder so richtig kämpfen konntest. Allerdings bin ich davon nicht richtig überzeugt, weil du dann eigentlich nie SO glücklich bist. Meine zweite, glaubwürdigere, Theorie ist also, dass du mit Grit zusammen bist.“ Ich grinse. „Wusste ich es doch!“, sagt Killer amüsiert. „Aber doch nicht etwa schon seit heute Morgen?“ „Nein. Erst nachdem Grit so wütend war“, antworte ich noch immer grinsend. Allein der Gedanke daran, macht mich wieder so verdammt glücklich. „Diese Frau macht dich ja ganz verrückt. Lass das bloß nicht die Marine wissen“, rät mir Killer eindringlich und macht sich wieder an seiner Wunde zu schaffen. Da ist was Wahres dran. Ich gehe raus aufs Deck. Wir sind bereits ziemlich weit vom Hafen entfernt. Der Wind steht gut und wir entfernen uns schnell immer weiter. Der Schnee, der noch auf dem Deck ist, ist mittlerweile eine matschige, nasse Pampe. Ich stelle mich vorne an den Bug und schaue auf die untergehende Sonne. Wie kitschig! Ich muss unwillkürlich grinsen. Meine Gedanken schweifen durch die Erinnerungen dieses Tages. Bilder und Sätze tauchen auf. Grit, wie sie in meinen Armen aufwacht. Grit, wie sie mir lachend am Tisch gegenübersitzt. Grit, wie ich sie huckepack trage. Grit, wie sie wütend durch die Tür kommt. Grit, wie sie verzweifelt und weinend in meinen Armen ist. Grit, wie sie sagt: Ich liebe dich. Grit, wie sie breit grinst und sich kaum zusammen reißen kann, weil sie so glücklich ist. Grit, wie sie mit geschmeidigen Bewegungen gegen Rian kämpft. Grit, wie sie erschöpft die Wunden der anderen verbindet, ohne an sich zu denken und sich auszuruhen. Eigentlich besteht der ganze Tag nur aus Grit. Ich grinse. Diese Frau macht mich verrückt. Es ist dunkel um mich herum. Die Sonne muss schon seit einiger Zeit untergegangen sein. Ich stecke die Hände in die Hosentaschen und schlendere zum Speisesaal. Markus und Thomas haben gekocht und die meisten lassen sich ein üppiges Abendessen schmecken. Ich setze mich an meinen üblichen Platz und haue ordentlich rein. Das ganze Kämpfen ging ziemlich auf den Magen. Es ist irgendwie seltsam, wenn Grit mir beim Essen nicht gegenüber sitzt.

    Puh… Ich bin k.o. Ich muss ins Bett. Leise öffne ich die Tür zu meiner Kajüte. Grit schläft friedlich. Sie hat sich auf die Seite gedreht. Die Decke ist halb über ihr und ich kann hören, wie sie leise vor sich hin redet. Es ist zu süß, wenn sie das macht. Ich ziehe mich um und gehe zum Bett. Anscheinend hat Grit sich irgendwann den Pullover ausgezogen. Ihr einer Arm steckt noch drin. Ich grinse und ziehe ihr den Pulli ganz aus. „Nein… er ist mein Freund“, nuschelt Grit vor sich hin und ein Lächeln umspielt ihre Lippen. Ich streichle ihr über die Wange und lege mich neben sie. Meinen Arm lege ich über ihre Seite und schiebe meine Hand unter ihre. Ihre Nähe lässt mich zur Ruhe kommen. Meine Hand liegt nun direkt an Grits Kinn. Ich streichle mit dem Daumen sanft darüber. Grits Hand zuckt und umfässt die Seite meiner Hand. Sie bemerkt wahrscheinlich meine Anwesenheit und schmiegt sich an mich. Diese Nacht werde ich wohl ganz gut schlafen können, auch wenn ich am liebsten kein Auge zu machen würde, um ganz den Moment zu genießen. „Ich liebe dich“, nuschelt Grit im Schlaf. „Ich liebe dich auch“, antworte ich ihr flüsternd.

    Ich wache auf. Irgendetwas bewegt sich auf meinem Bauch. Es kitzelt ein bisschen. Ich liege auf dem Rücken, spüre Grit an meiner Seite liegen. Ich mache die Augen auf. Grit liegt mit dem Kopf auf meinem Oberkörper und fährt mit ihrem linken Zeigefinger Kreise über meine Bauchmuskeln. Ein Lächeln bahnt sich durch meinen ganzen Körper, bis es dann an meinen Lippen ankommt. Wahrscheinlich bin ich grade so ziemlich der glücklichste Mann auf der Welt. Ich lege meinen linken Arm um Grit. Augenblicklich hört sie auf über meinen Bauch zu streichen und ist wie versteinert. Sie hat wohl nicht erwartet, dass ich aufwache. Nach einiger Zeit entspannt sie sich wieder. Sie rutscht ein bisschen hin und her und macht es sich bequem, dann schaut sie zu mir und sagt mit einem Grinsen im Gesicht: „Guten Morgen!“ Ihre Stimme hört sich unglaublich an und ihr fröhliches Gesicht so früh am Morgen: daran könnte ich mich gewöhnen. Oder besser noch: ich gewöhne mich nicht daran, dann ist es jedes Mal wieder genial. „Guten Morgen“, sage ich in einer extra verführerischen Stimme. „Hast du gut geschlafen?“ Grit dreht sich auf den Bauch. Sie verschränkt ihre Arme, legt sie auf meine Brust und legt ihren Kopf oben rauf. „Ganz fantastisch und du?“ Wie so oft in letzter Zeit, beißt sie sich leicht, kaum bemerkbar auf die Unterlippe. Ihr Gesicht ist mir so nah. Ich könnte sie küssen. Ihre Nähe macht mich verrückt. In mir gerät alles aus den bekannten Bahnen. Grits Grinsen verschwindet nach und nach. Ihre Augen huschen über mein Gesicht. Sie fixiert meine Lippen, dann wieder meine Augen. Was soll ich tun? Ungewollt halte ich die Luft an. Ihr Gesicht ist nur Zentimeter von meinem Gesicht entfernt. Vielleicht ist es noch zu früh… vielleicht will sie es ja gar nicht… Mein Arm bewegt sich. Mit der Hand fasse ich vorsichtig Grits Wange an. Sie schließt die Augen, schmiegt sich an die Innenfläche meiner Hand. Meine Stimme findet zu mir zurück. Also wenigstens ein bisschen. „Ich auch“, antworte ich, aber es ist eher ein hauchen. Mehr bringe ich nicht heraus. Wo ist meine ganze Männlichkeit, mein ganzer Stolz, mein großes Ego in solchen Momenten? Es ist weg. Mit Grit fühle ich mich manchmal wieder, als wäre ich ein Junge, der versucht einem Mädchen seine Liebe zu gestehen. Kitschig! Ich wei߅ Grit leuchtet plötzlich auf. Ein paar Sonnenstrahlen fallen durchs Fenster rein. „Es tut mir wirklich leid dies sagen zu müssen, aber“, sage ich mit deutlich festerer Stimme. Grit öffnet die Augen und guckt mich leicht lächelnd an. „Ich muss jetzt aufstehen.“ Sie zieht einen Schmollmund. Ich lächle und streiche ihr eine Dread aus dem Gesicht. „Ich weiß“, sage ich wehmütig. Wir schauen uns noch einen Augenblick in die Augen. Plötzlich stützt sich Grit auf meine Brust auf und springt aus dem Bett. „Wer als erster im Bad ist“, sagt sie fröhlich. Ich grinse und setze mich sofort auf den Rand des Bettes. Grit ist fast beim Bad. Einholen werde ich sie wohl nicht mehr, aber ich habe ja noch ein Ass im Ärmel. Ich ziehe den Türknauf magnetisch an. Die Badtür fällt zu. „Ey!“, ruft Grit empört und rüttelt an der Tür. Ich gehe grinsend zu ihr hin. Mit der einen Hand fahre ich mir durchs Haar. „Ich bin eindeutig die erste an der Tür“, protestiert Grit. „Du bist vielleicht die erste AN der Tür, aber ich werde der erste IM Bad sein“, sage ich mit einem süffisanten Grinsen und schiebe mich an ihr vorbei ins Bad. „Das ist unfair!“, ruft sie. „Ich bin Pirat. Ich brauch nicht fair sein“, erkläre ich noch, während ich die Tür schließe. Sie haut gegen die Tür. Um sie jetzt noch weiter zu provozieren, mache ich einfach doppelt langsam.

    Okay. Ich bin jetzt endgültig fertig. Scheint, als müsste ich Grit nun doch endlich das Badezimmer überlassen. Ich öffne die Tür. Etwas kommt auf mich zugeflogen. Im Bruchteil einer Sekunde hebe ich meinen Arm, fasse das Etwas und schleudere es zur Seite. Es war ein Kissen. Grit steht vor mir mit gespielt verärgerter Miene. „Was soll das? Das ist nicht nett“, frage ich empört. Sie verschränkt ihre Arme und sagt: „Ich bin Pirat. Ich brauch nicht nett sein.“ „Touche“, antworte ich und lasse sie ins Bad. Grit schnappt sich noch einige Klamotten und schließt dann die Tür hinter sich. Während ich mich umziehe, höre ich wie die Dusche angeht. Außerdem höre ich noch etwas. Etwas Melodisches. Singt Grit etwa unter der Dusche? Ich grinse und schnalle mir noch den Waffengürtel um. Hoffentlich ist sie noch da, wenn ich wieder komme. Ich mache mich auf zum Schlafsaal. Heute verzichte ich mal auf die knallende Tür. Ich stelle mich in den Türrahmen und rufe laut: „Guten Morgen, Männer! Raus aus den Federn. Heute ist ein wunderschöner Tag und den sollte man nicht verschwenden. Also los jetzt. Aufstehen!“ Wie immer bekomme ich als Antwort Murren, aber diesmal bleiben die Flüche aus. Beim nächsten Mal sollte ich wieder laut die Tür knallen. Das wird sonst ein bisschen langweilig. Einige steigen bereits aus ihren Hängematten. Hier werde ich jetzt nicht mehr gebraucht. Auf dem Weg nach draußen kommt mir Heat entgegen. Er hatte heute Nacht Nachtwache. „Guten Morgen!“, begrüße ich ihn gut gelaunt. „Morgen“, sagt er monoton. „Und?“, frage ich, während ich ihm auf die Schulter klopfe. „Nichts!“, antwortet er kurz angebunden und geht an mir vorbei zum Schlafsaal. Er ist morgens immer ziemlich schlecht gelaunt. Ein richtiger Morgenmuffel. Ich gehe weiter nach draußen. Die Morgenluft ist kühl und klar. Die Sonne scheint von Hinten aufs Segel und wirft Schatten aufs Deck. Ich gehe in den Navigationsraum im Bug. Mika wird bestimmt schon wach sein. Als ich den Raum betrete ist er gerade über eine Karte gebeugt. „Guten Morgen!“ Mika schaut auf und begrüßt mich ebenfalls. „Ich war so frei und habe selber den Kurs bestimmt. Wenn wir nämlich zu dieser Insel hier fahren, ist die Insel von dem Spinner ganz in der Nähe“, erklärt Mika und zeigt auf eine der drei Nadeln auf dem LogPort. Ich nicke stumm und schaue mir den neuen Kurs an. Die Nadel bewegt sich ein bisschen. „Irgendwelche Informationen darüber?“, frage ich. „Tja. Über die nächste Insel weiß ich so gut wie gar nichts. Ich nehme aber an, dass wir bereits morgen dort eintreffen. Ist aber nur eine Vermutung“, berichtet er. „Und über die andere Insel weiß ich auch nicht wirklich viel. Das Einzige das ich weiß, ist, dass man von der nächsten Insel aus seine Insel sehen kann. Ich kann dir auch nicht sagen, ob er sich dort zur Zeit überhaupt aufhält.“ „Hm…“, mache ich und stütze mich auf den Tisch hinter mir auf. „Eine Idee wie lange wir bis zu seiner Insel brauchen?“ „Eigentlich würde man ja denken, dass es nur einen Tag dauert, wenn man die Insel schon am Horizont sehen kann. Aber soweit ich weiß, braucht man länger. Die Winde sollen dort auf mystische Weise plötzlich verschwinden und Strömungen sich verändern.“ Was für ein Quatsch! Das macht doch alles der Typ. Keine Ahnung wie, aber er hindert alle Besucher daran zu ihm zu kommen. Uns wird er nicht so leicht abwimmeln können. „Alles klar.“ Erst jetzt sehe ich, dass sein Arm verbunden ist. „Alles in Ordnung?“, frage ich und deute mit dem Kopf auf seinen Arm. Mika winkt ab. „Ist nur gestaucht oder geprellt oder so. Grit hat ihn mir gestern verbunden. Ein Glück! Die Verbände, die die andren beiden gemacht haben, sehen hundertmal schlechter aus.“ Er hält seinen Arm hoch und lacht. Der Verband sieht tatsächlich ziemlich gut aus. Ich nicke grinsend. Wahrscheinlich ist Grit bald fertig mit anziehen und so. „Bis später“, verabschiede ich mich von meinem Navigator und schlendere zurück in die Kajüte. Als ich die Tür öffne steht Grit vorm Spiegel und flechtet ihre Haare. „Das ist so anstrengend“, sagt sie und macht eine Pause. Ich trete hinter sie und schaue sie im Spiegel grinsend an. „Soll ich sie dir abschneiden? Das geht ganz schnell. Ich habe hier ein Messer“, frage ich sarkastisch. Grit legt empört ihren Kopf schief. „Auf gar keinen Fall. Aber du könntest mir vielleicht helfen. Meine Arme werden langsam lahm.“ Ich schaue mir ihre Haare an. Bis zur Mitte des Hinterkopfes sind sie geflochten, aber das sieht total kompliziert aus. „Also ich kann ja schon noch drei Bänder flechten, aber das sieht mir hier ein bisschen zu kompliziert aus“, gebe ich zu. Grit lacht und es klingt richtig hübsch. „Das ist ein Bauernzopf. Hier nimm! Ich bring es dir bei“, sagt sie fröhlich und hält mir die Haarstränge hin. Ich nehme sie unbeholfen in die Hand. „Warte kurz!“ Grit lässt ihre Arme hängen und schüttelt sie aus. „Okay. Nimm das mit zu der Strähne hier und dann einmal ganz normal flechten. Ja genau. Zieh ruhig fester, dann fallen die Dreads nicht so schnell wieder raus.“ Grit gibt mir wieder eine neue Haarsträhne, die ich irgendwie hinzufügen soll. Wie soll das bitte gehen? Meine Finger verknoten sich mehr oder weniger. „Das geht nicht!“, sage ich trotzig. „Hier! Pass auf!“ Grit nimmt mir die Haare ab. Ich schaue zu, wie sie meine Hände dabei sanft berührt und muss lächeln. „Zu den beiden äußeren Strähnen fügst du immer Haare hinzu. Siehst du?“ Sie flechtet mir ein bisschen vor. Ich gucke es mir ganz genau an. „Okay“, murmle ich. Grit hält mir wieder die Strähnen hin. Ich nehme sie in die Hand und versuche es erneut. Es funktioniert. Ich bin zwar irgendwie ein bisschen unbeholfen, aber ich kriege es hin. Okay, es sieht auch nicht super aus. Ich glaube es ist ein bisschen schräg. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich Ewigkeiten brauche. Oh mist! Jetzt habe ich gar keine Haare mehr, um sie den Strähnen hinzuzufügen. „Ich glaube ich habe etwas falsch gemacht“, beichte ich und gucke in den Spiegel. Grit grinst. „Was ist denn los?“ „Ich habe hier irgendwie zu wenig Dreads.“ Ich halte den unfertigen Zopf hoch, sodass sie ihn sehen kann. Grit lacht wieder. „Das ist schon alles richtig so. jetzt musst du einfach ganz normal weiterflechten“, erklärt sie mir. „Aha!“ Aber natürlich. Da hätte ich auch selber drauf kommen können. Letztendlich schaffe ich auch das und vollende mein Werk mit dem Haargummi, das Grit mir gegeben hat. Ich betrachte es stolz. „Garnichtmal so schlecht“, sage ich zufrieden. Grit dreht sich hin und her und versucht herauszufinden, wie ihr Kopf nun von hinten aussieht. „Ich kann nicht viel erkennen, aber zu mindestens ist der Zopf fest“, sagt sie und grinst. Sie dreht sich zu mir um, stemmt die Hände in die Seite und sagt: „Gibt’s bald Frühstück? Ich habe Hunger.“ Diesmal lache ich. Ich komme nahe an ihr Ohr ran und flüstere: „Keine Sorge. Ich führe dich jetzt ins Schlaraffenland.“ Währenddessen nehme ich ihre Hand. Außerhalb müssen wir vorsichtig wegen der Marine und anderer Piraten sein. Wenn man herausfindet, wie viel Grit mir bedeutet, wird sie automatisch zur Zielscheibe. Hier an Bord aber, müssen wir das nicht verstecken. Grit schaut auf unsere Hände. Hätte ich das vielleicht nicht machen sollen? War ich damit etwa schon zu schnell? Sie schaut lächelnd auf und… Da! Sie beißt sich wieder auf die Unterlippe. Es sieht so verführerisch aus, wenn sie das macht. Und das Beste ist, dass sie das nicht einmal weiß. „Das ist alles so neu für mich“, gibt sie zu und ich spüre, wie aufgeregt sie ist. Es ist ihre erste Beziehung und alle möglichen kleinen Details scheinen für sie sehr aufregend zu sein. Sie legt ihre andere Hand auch noch auf meine Hand und grinst dick und fett. „Frühstück?“, frage ich. Sie nickt glücklich. Ich kann es spüren. Sie ist glücklich. Ihr Körper bebt förmlich. Wir gehen zum Essensraum. Grit hat ihre eine Hand mittlerweile wieder runter genommen. Bisher sind noch nicht viele an den Tischen. John und Kalle sind auch noch nicht da, nur Killer sitzt am Tisch und liest Zeitung. Als wir reinkommen guckt er auf, wendet sich wieder ab und faltet dann langsam die Zeitung zusammen. Grit und ich trenne uns und sie geht auf die andere Tischseite. Als ich mich setze legt Killer gerade die Zeitung weg. „Es gab sowieso schon Gerüchte über euch“, sagt er ohne Begrüßung. „Sogar Wetten“, schiebt er noch hinterher. Grit gießt sich Orangensaft ein. „Guten Morgen, Killer! Wie hast du geschlafen?“, fragt sie fröhlich. Ich grinse. „Wetten?“, frage ich. „Worauf haben sie gewettet?“ „Na du weißt schon“, sagt Killer. „Gestern Abend ging der Topf rum. Einige sind mitgegangen. Sie haben gewettet ob ihr nun schon zusammen seid, oder wann ihr es wohl endlich sein werdet.“ Grit zieht eine Augenbraue hoch. „War es etwa so offensichtlich?“, fragt sie überrascht. Killer lacht gedämpft. „Grit, es war nicht zu übersehen!“ Ich muss lachen. Das ist ja mal wieder typisch. Alle hatten eine Ahnung. Grit haut sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Ich Idiot!“, sagt sie. „Die haben ja auch ständig kleine Andeutungen gemacht und ich hab das nicht kapiert.“ Killer lacht wieder. Ich grinse. Grit stellt ihre schuhlosen Füße auf meine. „Naja. Hat ja letztendlich doch funktioniert“, sagt sie fast ein bisschen schüchtern und guckt mir in die Augen. Dabei beißt sie sich wieder auf die Lippe. „Morgen“, begrüßt uns Kalle ein bisschen grumpig. Er setzt sich neben Grit und scheint nicht sehr gut gelaunt zu sein. „Guten Morgen“, begrüßt Grit ihn fröhlich und grinst ihm zu. Er schaut zu ihr und seine Laune scheint sich zu mindestens ein bisschen zu bessern. Sie stützt sich mit dem Arm auf seiner Schulter ab und sagt: „Was ist los? Die Sonne scheint, es gibt Frühstück und du hast keinen Kater. Du hast keinen Grund so mies gelaunt zu sein.“ Kalle gibt einen Grunzer von sich. „Alle fragen mich nach John. Bin ich etwa sein persönlicher Leibarzt. Woher soll ich denn wissen, wie es ihm geht. Er hat schließlich mit den anderen Verletzten im anderen Raum geschlafen. Woher soll ich also wissen wie es ihm geht? Die können ja selber rüber gehen und nachfragen und bei der Gelegenheit auch gleich gucken wie es den anderen geht. Ich weiß nämlich auch nicht, wie es denen geht.“ Kalle meckert vor sich hin. Grit lacht ein fröhliches klares Lachen. „Aber du bist doch sein bester Freund, oder? Es liegt nahe, dass du weißt wie es ihm geht. Das war ja nicht böse von den anderen gemeint. Wenn einer weiß, wie es John geht, dann ja am wahrscheinlichsten du“, versucht sie ihn zu beruhigen. Kalle stützt seine Ellbogen trotzig auf dem Tisch ab. Grit hat Recht und das weiß er, aber er will es nicht zugeben. Er schaut zu mir. „Wann gibt es nun Frühstück?“, fragt er mich trotzig, aber nicht respektlos. Ich bin schließlich sein Käpt’n. Ach mist! Das hatte ich ganz vergessen. Ich grinse und sage laut: „Bis alle da sind dauert es noch ein bisschen. Fangt schon mal an. Guten Appetit!“ Ich greife nach dem Brot und der Butter. „Mein Frühstück sieht echt langweilig aus. Kannst du mir das nicht wieder zu Recht machen?“, sage ich grinsend zu Grit gewandt. Sie zeigt mir den Vogel. „Du spinnst wohl. Als nächstes soll ich dich dann füttern oder was? Es war schon anstrengend genug, es das eine mal zu machen“, antwortet sie und grinst dabei. Ich lache. „Schade! Es sah so gut aus.“ In meiner Stimme ist eindeutig Sarkasmus rauszuhören. Grit schneidet eine Grimasse und stellt sich ihr Frühstück zusammen. Killer legt ein paar Zettel neben meinen Teller. „Die neuen Pläne“, sagt er mit einer gewissen Vorfreude in der Stimme. Ich gucke ihn skeptisch an und ziehe meine Augenbrauen zusammen. Wo hat er mich eingeteilt? Ich weiß es ist irgendetwas, worüber er sich lustig machen kann. Er klang mir zu begeistert. Es könnte aber auch etwas Angenehmes sein. Ich blättere schnell die Zettel durch und überfliege hastig die Aufteilung. Oh… es ist eindeutig etwas Angenehmes. Ich bin heute fürs Mittagessen eingeteilt. Zusammen mit Grit. Ich grinse. „Ist der Plan in Ordnung?“, fragt Killer. Seiner Stimme ist anzuhören, dass er grinst. „Ja. Der Plan ist sehr gut“, antworte ich in bester Laune. Ich schaue mir den Plan noch weiter an. Wir beide sind noch einmal eingeteilt. Für die Nachtwache. Na das ist doch mal eine gute Nachricht. "Was ist das?“, fragt Grit und zeigt mit ihrem Löffel auf den neuen Arbeitsplan. „Das ist ein Protokoll von all den Dingen, die du nachts im Schlaf sagst“, antworte ich ihr geheimnisvoll. Grit macht kurz große Augen, erkennt dann aber den Sarkasmus. „Ha. Ha. Ha. Ganz lustig. Im Ernst, was ist das?“ Ich zucke mit den Schultern und grinse provozierend. Sie streckt mir die Zunge raus und nuschelt etwas. „Was hast du gesagt?“, frage ich provozierend. Grit setzt ein unechtes Lächeln auf und sagt: „Blödmann! Ich habe Blödmann gesagt.“ „Achso, na dann!“, antworte ich grinsend. „Schaut euch das an!“, unterbricht uns Killer und legt ein paar Steckbrief zwischen mich und Grit. Sie hat einen neuen Steckbrief. Grit greift danach und schaut ihn sich an. Ein Grinsen erscheint auf ihrem Gesicht. „Ou! Endlich habe ich ein neues Bild, das alte sah ja schrecklich aus. Hä? Ich habe ja gar kein neues Kopfgeld“, sagt sie verwirrt. Die anderen Steckbriefe sind von mir und Killer. Niemand sonst aus meiner Crew wird steckbrieflich gesucht. Weder meins noch Killers Kopfgeld wurden erhöht. Verwundert schaue ich sie mir an. Lediglich das Bild wurde erneuert. Von allen dreien sind es Schnappschüsse aus dem Kampf gestern. „Meine Güte sind die schnell. Die Bilder haben sie doch gestern erst gemacht und jetzt verteilen sie die schon an alle Welt“, bemerke ich laut. Auf meinem Foto schaue ich mit einem meiner fiesesten Grinsen direkt in die Kamera. Ich habe wohl gerade meine Teufelskräfte aktiviert, denn mein rechter nach vorne gestreckter Arm ist mit Waffen übersät. Neben meinem rechten Ohr kann ich die blonden Haare von Killer erkennen. Ganz rechts im Bild, ein Stückchen hinter mir ist Grit. Sie hält ihren linken Arm grade gestreckt und scheint jemanden zu erschießen. Ihr Körper ist zu mir gedreht, der Kopf schaut in die Richtung des Revolvers. Grit ist auf meinem Steckbrief. Das gefällt mir. „Ich verstehe das nicht!“, gibt Grit noch immer verwirrt auf ihren Steckbrief guckend zu. „Warum haben sie neue Steckbriefe verteilt, aber die Kopfgelder nicht erhöht?“ „Tja…“, sagt Killer nachdenklich. „Das habe ich in letzter Zeit schon häufiger gesehen. Ständig kommen neue Steckbriefe in den Zeitungen, wo nur das Bild verändert wurde, aber nicht das Kopfgeld. Shanks, Urouge, Al Capone, die Strohhüte. Alle haben neue Fotos bekommen. Wahrscheinlich krempeln die im Marine Hauptquartier ihre Steckbriefsammlung um. Sakazuki will den Laden jetzt wohl von Grund auf erneuern.“ „Scheint, als wollten sie über den neusten Stand unseres Aussehens genauestens informiert sein“, füge ich hinzu. Ein nachdenkliches Schweigen hängt zwischen uns. Ich frage mich, ob da noch mehr hinter steckt… „Naja“, unterbricht Grit fröhlich die Stille. „Dieses Foto gefällt mir auf jeden Fall deutlich besser als mein letztes.“ Also wirklich still war es nicht. Schließlich sind ja noch mehr Leute in diesem Raum, aber es war halt so eine Stille zwischen uns. Wie auch immer. Es lohnt nicht darüber nachzudenken. Stattdessen nehme ich Grit ihr Fahndungsplakat aus der Hand und schaue es mir an. Was für eine Ironie. Ich grinse. Grit steht in genau der gleichen Position wie auf meinem Steckbrief, nur schaut sie direkt in die Kamera. Sie lächelt ziemlich süß. Der Lauf ihrer Knarre zeigt in die Kamera. Links im Bild stehe ich und zwar in der Position, in der ich fotografiert wurde. Rechts im Bild ist Killer. Er scheint kurz davor zu sein, einen Gegner, der außerhalb des Bildes ist, anzugreifen. Um Grit herum ist Zerstörung und besiegte Gegner. „Wow. Du siehst ja richtig gefährlich aus“, kommentiere ich. Grit grinst breit. „Ich bin ja auch gefährlich!“ Ich lache. „Jetzt werden dir bestimmt nicht nur Kopfgeldjäger hinterherlaufen“, necke ich sie. Grit zieht die Augenbrauen fragend zusammen. „Wieso?“, fragt sie. „Na schau dir das Bild doch mal an“, sage ich und halte es hoch, damit sie raufgucken kann. „Du siehst verdammt heiß aus!“ Und das war ganz sicher nicht gelogen. Grit wird rot und neigt den Kopf ein bisschen. „Ach Quatsch!“, sagt sie verlegen leicht protestierend. Sie macht mit ihrer Hand eine wegwerfende Bewegung. „Ich sehe doch nicht heiß aus…“ „Guten Morgen Leute!“, sagt John munter und setzt sich zu uns. Ich halte ihm das Bild hin. „Sag schnell! Sieht sie heiß aus oder sieht sie heiß aus?“, sage ich anstelle einer Begrüßung. Er schaut mich kurz an und sagt dann sofort: „Oh ja! Sie sieht heiß aus!“ Grit haut ihm gegen den Oberarm. „Verräter!“, murmelt sie, immer noch verlegen. John zieht grinsend den Stuhl an den Tisch. „Wie geht es dir?“, fragt Grit schnell, bevor wir über das Thema weiterreden können. Sie ist gar nicht mal so schlecht darin, vom Thema abzulenken. „Ziemlich gut. Schmerzen habe ich keine, aber die Wunden sind noch nicht vollständig verheilt. Für heute bin ich krankgeschrieben“, antwortet er. „Ey John! Da bist du ja, alter“, begrüßt Kalle freudig seinen besten Freund. Er reicht seine Hand rüber, an Grit vorbei. John schlägt ein und grinst. „Hab schon gehört, dass du ein bisschen ausgeflippt bist?“, sagt er. Kalle lacht und sagt: „Ja. Es war mir ein bisschen zu nervig. Der Doc hat mich ja auch nicht bei euch reingelassen.“ Ich schalte bei deren Unterhaltung ein bisschen aus. Stattdessen schaue ich mir noch einmal Grits Steckbrief an. Warte mal… Ich nehme meinen in die Hand und vergleiche die Bilder. „Killer“, sage ich. Er schaut auf. „Kann ich mal deinen Steckbrief haben?“ „Hm“, macht er und reicht mir seinen Steckbrief. Lustig! „Das gibt’s doch nicht!“, sage ich erstaunt. „Was’n los?“, fragt Grit neugierig und lehnt sich über den Tisch, sodass John und Kalle jetzt hinter ihrem Rücken miteinander reden. „Das kann doch kein Zufall sein“, sage ich wieder erstaunt, anstatt ihr zu antworten. „Jetzt sag schon. Was ist so seltsam an den Steckbriefen?“ Grit scheint echt neugierig zu sein. So schnell gebe ich ihr die Zettel nicht. Ich rolle die drei Fahndungsplakate ein und stecke sie in eine Innentasche meines Mantels. „Ach nichts“, sage ich in einem belanglosen Ton. „WIE BITTE?“, fragt Grit in etwas lauterem Ton und betont jede Silbe einzeln. „Es ist nichts!“ „Du kannst mich nicht erst neugierig machen und dann sagen es ist nichts. Los! Rück die Steckbriefe raus!“ Sie lehnt sich so weit rüber, dass sie schon fast auf dem Tisch liegt. Ich rücke ein Stückchen vom Tisch weg. „Ich dachte sie hätten meinen Namen falsch buchstabiert“, sage ich. „Als ob! Kid ist nicht so ein komplizierter Name.“ Das versetzt sie ja richtig in Rage. Es ist zu lustig. Sie gefällt mir so. „Ich heiße ja nicht nur Kid. Es sah so aus, als hätten sie Eustass mit drei s geschrieben“, erzähle ich ihr. Grit versucht sich noch weiter über den Tisch zu beugen, aber es gelingt ihr nicht. Kurzerhand zieht sie sich zurück und krabbelt unterm Tisch durch. Während sie unterm Tisch ist, gebe ich Killer schnell die Rolle mit den Steckbriefen. Er nimmt sie und legt sie neben seinen leeren Teller. Grits Kopf taucht auf. Sie schaut mich grimmig an. „Jetzt sag oder gib her“, fordert sie und steht auf. Ich halte meine Hände abwehrend hoch. „Ich weiß gar nicht, warum dich das so interessiert“, sage ich. „Ich habe mich einfach nur verguckt.“ Sie zeigt mir den Vogel. „Pah! Das kaufe ich dir nicht ab. Du spielst mir etwas vor.“ Grit macht einen Schritt nach vorne und steht nun zwischen meinen Beinen. Ich gucke sie herausfordernd an. Na, was macht sie jetzt? Merkt sie eigentlich, wie nah sie mir ist? Also mich macht es grade ziemlich verrückt. Es wäre ein Leichtes sie an der Hüfte zu mir zu ziehen, ihr Gesicht in die Hand zu nehmen und sie auf die Lippen zu küssen. „Jetzt gib her!“, sagt Grit und greift entschlossen nach meinem Mantel. „Hm… willst du mich jetzt etwa ausziehen? Hier? Vor all den anderen?“, frage ich verführerisch. Sie schaut sich erschrocken um und sieht wo sie überhaupt steht. Ihr Gesicht bekommt einen verdatterten und träumerischen Ausdruck. „Ähm…“, gibt sie von sich und lässt meinen Mantel los. „Also…“, sagt sie verlegen und schaut mich ein bisschen ängstlich an. Ich lächle. Sie brauch doch keine Angst haben. Grit lächelt auch und macht einen Schritt rückwärts. Sie stößt dabei leicht an den Tisch. Mit einer Hand greift sie sich an die Schläfen und schüttelt ihren Kopf dann einmal kurz. „Was ist denn mit denen los?“, höre ich John leise fragen. „Keine Ahnung“, antwortet Kalle. Ich gehe nicht darauf ein. Warum auch? Bald wissen es eh alle. „Also!“, sagt Grit schließlich mit etwas mehr Selbstsicherheit. „Ich möchte jetzt wissen, was so seltsam an den Steckbriefen war. Gib sie her!“ Ich grinse breit. „Aber ich habe sie ja nicht einmal“, antworte ich offensichtlich gespielt. „Aber so seltsam ist es noch nicht einmal. Es ist nur irgendwie lustig. Wahrscheinlich bist du ganz enttäuscht, wenn du jetzt erfährst, was es ist. Die ganze Aufregung war es nicht wert.“ „Das entscheide immer noch ich!“, sagt sie bestimmt. Wir starren uns eine Weile an. Ich überlegen lächelnd, sie trotzig. Schließlich zucke ich mit den Schultern. „Na gut! Schau sie dir doch an!“, sage ich. „Dann gib her“, sagt Grit fordernd und hält ihre Hand hin. „Wie gesagt“, antworte ich. „Ich habe sie nicht.“ Grit stöhnt auf und wendet sich an Killer. Sie entdeckt die Rolle und nimmt sie an sich. „Geht doch!“, sagt sie grinsend. Bevor sie unter dem Tisch wieder zurück krabbelt haut sie mir noch einmal ordentlich aufs Bein. „So!“, sagt sie und taucht ab. Auf der anderen Seite setzt sie sich hin und breitet die Zettel aus. Sie schaut sie sich an und setzt eine überraschte und amüsierte Miene auf. „Das ist tatsächlich komisch!“, entfährt es ihr. Auf Killers Steckbrief ist sein Kopf in Nahaufnahme zu sehen. Aber zu seiner linken ist Grit, die in der gleichen Pose, wie auf den anderen beiden Fotos steht und jemand abknallt. Ich stehe rechts, halb verdeckt, hinter Killer mit dem Rücken zur Kamera. Anscheinend wurde von uns dreien zur gleichen Zeit ein Foto von drei verschiedenen Fotografen gemacht, welche wir alle im Anschluss fertiggemacht haben. Scheinbar haben die Kameras das überlebt. John und Kalle gucken sich ebenfalls die Steckbriefe an. „Seit wann schicken die denn drei Fotografen in eine einzige kleine Schlacht?“, fragt Kalle erstaunt. „Keine Ahnung“, antwortet John Kopf schüttelnd. Ich schau mich um. Mittlerweile sind ziemlich viele Männer anwesend. Das ist jetzt wohl der richtige Zeitpunkt. Ich stehe ohne etwas zu sagen auf. Es wird relativ schnell ruhiger im Raum. „Killer hat einen neuen Plan erstellt!“, kündige ich an. „Er gilt ab heute Mittag. Außerdem steht die nächste Insel fest. Zwar wird es eine langweilige Insel sein, aber ihr dürft euch trotzdem nichts ausdenken. Es müssen nämlich Informationen gesammelt werden über unser nächstes Ziel.“ Ich setze mich wieder hin.

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