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Die Geisha und der Verräter - Kapitel 3: Ein Himmel

Itachi steht kurz vor der Chuuninprüfung, Haruka hat ihre Onee-san - ihre Mentorin für die letzten Phasen ihrer Ausbildung - gefunden. Die Leben der beiden scheinen durch die unterschiedlichen Ausbildungen immer mehr auseinanderzudriften. Gibt es einen Weg, sich dem zu wiedersetzen?

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Ungeduldig warte ich vor dem Tor der Akademie. Kazumi ist bereits voraus gegangen. Aber ich möchte mich noch mit Itachi treffen. Wie haben beide in den letzten drei Jahren hart trainiert. Anscheinend hat es sich auch gelohnt. Morgen schon steht seine Chuunin-Prüfung an. Und auch ich habe gute Neuigkeiten für ihn.
„Haruka!“, höre ich seine Stimme. Es kommt selten vor, dass ich auf ihn warte. Jedes Mal scheint er ziemlich überrascht zu sein.
Wie immer wartet er, bis die anderen jungen Ninja gegangen sind bevor er mir in den Park folgt. Wir verbringen hier viel Zeit miteinander. Gelegentlich schaue ich ihm beim Training zu. Manchmal unterhalten wir uns nur. Meistens aber spiele ich auf meinem Shamisen oder tanze. Wenn ich tanze, begleitet mich Itachi auf meinem Shamisen. Ich spiele ihm das Stück erst vor und er kopiert die Bewegungen mit seinem Sharingan, dass er vor zwei Jahren erweckt hat.
„Was möchtest du mir erzählen?“, fragt er, als wir auf der Grünfläche zwischen den Bäumen angekommen sind. Ich habe noch immer etwas dagegen, dass er anscheinend meine Gedanken lesen kann, doch mittlerweile kann ich es akzeptieren. Ich weiß, dass er nicht direkt meine Gedanken liest, sondern die Gegebenheiten in kürzester Zeit analysiert und interpretiert. Als Ninja muss er das können. Zudem ist er der einzige, der meine Gedanken so genau erahnt. Also kann es gar nicht so schlimm sein.
„Ich habe eine Onee-san gefunden“, verkünde ich erfreut und drehe mich zu ihm um. Als ich bemerke, dass er nicht mehr da steht, werde ich von hinten in eine leichte Umarmung gezogen.
„Das sind tolle Neuigkeiten“, ruft er lachend aus.
Ich löse mich aus seinem Griff und drehe mich wieder zu ihm um. „Tomomi-sama besuchte gestern meine Mutter. Sie sei mit den Sensei der Akademie bekannt und habe von mir gehört. Sie wollte sich selbst davon überzeugen, weshalb ich ihr auf dem Shamisen vorspielen und tanzen sollte. Dann hatte sie mich gelobt und meine Mutter gebeten, meine Onee-san zu werden.“
Itachi freute sich für mich. Man sieht es in seinen Augen.
„Dann wirst du dein Debüt bald haben, oder?“, fragte er. Er scheint schon fast aufgeregter zu sein, als ich es bin.
„Das hoffe ich doch“, lache ich. „Bist du wegen deiner Prüfung morgen nervös?“
„Kein bisschen. Ich bestehe auf jeden Fall“, gibt er an und posiert als der Superstarke. „Mit diesen Muskeln kann doch keiner mithalten.“ Ich lache wieder und gleichzeitig bewundere ich ihn.
Im Gegensatz zu mir ist er so selbstbewusst. Weil er das Dorf beschützen wolle, sagt er immer wieder, müsse er stark werden. Er hat ein Ziel und weiß, welchen Weg er gehen muss. Jeden Tag bete ich für ihn, dass er weder sein Ziel noch seinen Weg aus den Augen verliert.
Aber mir ist auch nicht entgangen, dass er manchmal sehr erschöpft aussieht. Als hätte er bis spät in die Nacht trainiert oder nur wenig geschlafen. Es ergab sich bisher noch keine Gelegenheit ihn darauf anzusprechen und auch jetzt scheint es wieder nicht richtig.
Obwohl er selbst bei unserem ersten Spaziergang meinte, in meiner Nähe er selbst sein zu können, habe ich immer wieder das Gefühl nur Bruchstücke von ihm vor mir zu haben. Als würde er versuchen, etwas zu verbergen. Ob das das Los eines Ninjas ist? Irgendwann nur noch wie eine Maschine zu funktionieren? Ich glaube nicht, dass es seine Absicht ist. Ich spüre nur, dass er scheinbar in rasanter Geschwindigkeit Erwachsen wird und sich die Instinkte eines Ninja immer mehr ausprägen.
Wie er seine Umgebung immer im Auge behält, auf jedes Geräusch und jede schnelle Bewegung reagiert. Es ist beunruhigend und beruhigend zu gleich. Beunruhigend, weil mir das Gefühl von Gefahr gibt. Als warte er auf einen Angriff, könne aber nicht sagen, aus welcher Richtung er kommen wird und was das Ziel sein könnte. Und beruhigend, weil ich mich bei ihm sicher fühle. Er gibt sich keine Blöße. Selbst wenn jemand ihn oder auch mich angreifen sollte, er würde uns rechtzeitig verteidigen und retten.
Wieder mustert er unsere Umgebung genau. Sein Blick huscht immer wieder hin und her: nach rechts, nach links, nach oben, nach vorne an mir vorbei, nach hinten, nach unten, dann wieder nach rechts.
„Du schaffst das bestimmt. Ich glaube an dich.“
Er schaut mich mit großen Augen, scheint sprachlos zu sein. Dann zieht er mich plötzlich in eine feste Umarmung und drückt mich an sich. „Danke, Haruka“, murmelt er und hält mich ein paar Sekunden länger fest. Dann löst er abrupt die Umarmung, weicht einen Schritt zurück und verschwindet.
„Haruka, hier bist du schon wieder“, tadelt mich Kazumi und kommt zwischen den Bäumen hervor. „Was machst du hier nur immer?“
Sie war in den letzten Jahren wirklich hübsch geworden. Vor einem halben Jahr hatte sie ihre Oneesan gefunden und stand kurz vor ihrem Debüt. Ich bin schon etwas neidisch, weil sie bereits so tolle Kimono tragen kann. Doch bald werde ich auch so weit sein.
„Üben“, antworte ich kurz. Das ist ja auch die Wahrheit, mehr oder weniger zumindest.
„Tomomi-sama wird heute Abend vorbeikommen. Sie will mit dir deine weitere Ausbildung durchsprechen, sagte Mutter. Sei also nicht zu spät“, informiert sie mich und sieht sich um. Sie versteht nicht, was mich immer wieder hier her verschlägt und versucht den Grund zu finden. Dass ich gerade selbst nicht weiß, wo dieser ist, muss sie ja nicht wissen. Generell möchte ich eigentlich nicht, dass sie von der engen Freundschaft von Itachi und mir weiß. Offiziell haben wir seit seinem endgültigen Abschluss an der Akademie kein Wort mehr miteinander gewechselt. Auch die Tatsache, dass er trotzdem jede Woche einen Tag theoretischen Unterricht an der Akademie hat, ändert daran nichts.
Kazumi schüttelt nur noch den Kopf und lässt mich dann wieder allein.
„Sie macht sich Sorgen“, meint Itachi, der plötzlich hinter mir steht. Als ich zusammenzucke, murmelt er eine leise Entschuldigung. Er erschreckt mich immer wieder durch sein plötzliches Auftauchen.
„Was meinst du damit? Das Kazumi sich Sorgen macht?“, frage ich.
Er überlegt einen Moment, sucht die richtigen Worte und legt sie sich zurecht.
„Weil du hier anscheinend immer allein bist. Sie glaubt, dass du keine Freunde hast und dich zu sehr auf deine Ausbildung konzentrierst. Deshalb schaut sie immer wieder nach dir.“
Ich sehe Itachi einen Moment nachdenklich an. „Du kennst dich mit der menschlichen Psyche sehr gut aus“, stelle ich in ruhigem Ton fest. Inwieweit ich das gut oder schlecht finde, kann ich noch nicht sagen.
„Das ist mein Job“, entgegnet er mit einem lockeren Schulterzucken und sieht zur Seite. Es ist nicht der Blick, mit dem er das Gebiet nach möglichen Gefahren mustert, sondern ein nachdenklicher, ernster Blick, den ich bei ihm immer öfter sehe.
„Was genau ist dein Job?“, frage ich. Wir unterhalten uns oft über meine Ausbildung und die Tätigkeiten einer Geisha, über die vielen Künste, die ich lernen muss und die harten Regeln, nach denen sich mein Leben richtet. Doch über seine Ausbildung und seine Arbeit als Ninja reden wir kaum. Vieles von dem, was ich bereits weiß, habe ich in der Schule gelernt. Nur sehr wenig hat er mir erzählt.
„Das ist schwer zu sagen“, bringt Itachi zögernd hervor. „Als guter Ninja, musst du fast alles können. Mit höherem Rang kommen auch schwerere Aufgaben dazu.“ Ich warte einen Moment, doch er setzt seine Erklärung nicht weiter fort. „Ich kann dir leider nicht viel sagen“, fügt er noch hinzu, schüttelt kurz den Kopf und schaut mich an. Er lächelt, doch es gelingt ihm nicht, es natürlich aussehen zu lassen.
Obwohl ich ihn gerne noch mehr fragen würde, halte ich mich zurück. So stolz er auch darauf sein mag, ein Ninja zu sein, genauso sehr scheint es ihn zu belasten. Wenn er mit mir reden möchte, höre ich ihm zu. Doch wann er mit mir über seine Arbeit redet, ist ihm überlassen.
Ich hebe den Kopf und sehe zum strahlend blauen Himmel hinauf. Wenn ich doch nur wüsste, was ich für ihn tun kann. Ich möchte sein Lächeln wieder sehen. Das schöne, natürliche Lächeln, dass ihn wie ein Kind wirken lässt. Es stört mich nicht, dass er so erwachsen wirkt, so viel erwachsener als alle anderen in unserem Alter. Aber es stört mich, dass seine Kindheit anscheinend schon zu Ende ist, bevor sie überhaupt richtig angefangen hat.
„Itachi?“
„Hm?“
„Kazumi muss sich doch keine Sorgen um mich machen, oder?“ Als er nicht direkt antwortet, rede ich weiter: „Schließlich sind wir doch Freunde, oder?“
„Ja klar, natürlich sind wir Freunde, Haruka“, stimmt er zu. Dabei hat seine Stimme diesen gewissen Unterton als werfe er mir vor, ich würde daran zweifeln, und gleichzeitig scheint er verwundert, dass ich seine Bestätigung brauche.
„Das ist schön“, meine ich ruhig und wende mich ihm zu. Dann nehme ich seine Hand und zeige mit meiner anderen in den Himmel hoch. Itachi folgt der Geste und schaut mit mir nach oben. „Solange wir unter demselben Himmel stehen, die Strahlen derselben Sonne genießen und Nacht für Nacht dieselben Sterne sehen, bleiben wir Freunde. Egal was passiert, ja?“
„Klar“, stimmt Itachi fröhlich zu. Dann schaut er zu mir. „Beste Freunde?“, fragt er vorsichtig.
Ich nicke kräftig. „Beste Freunde“, bestätige ich mit einem Lächeln.

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